Mit der EOS R5 konnte Canon die Spitze der Profisystemkameras in unserer Bestenliste erklimmen. Nun folgt unser Test des zeitgleich vorgestellten Schwestermodells, der EOS R6. Die Systemkamera ist mit 2.630 Euro deutlich günstiger, trotz vieler Gemeinsamkeiten mit der EOS R5. Lesen Sie hier, ob sich der Kauf lohnt.
Canon EOS R6 im Test
Mit der Doppelvorstellung der neuen EOS-R-Kameras hat Canon große Wellen geschlagen. Im Vordergrund stand das Topmodell, die EOS R5. Doch bereits vor der offiziellen Vorstellung war klar: Die für die breite Masse deutlich spannendere Kamera ist die EOS R6.
Zur Zielgruppe zählen hier sowohl ambitionierte Hobbyfotografen, die in die spiegellose Vollformat-Welt der EOS-Kameras eintauchen wollen, oder eine bessere Alternative zur EOS R suchen, als auch Profifotografen. Wir hatten die spiegellose Systemkamera im Test und sind begeistert – auch wenn es ein wenig Kritik gibt.
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Gehäuse der EOS R6.
Während die EOS R5 nach eigenen Aussagen von Canon das spiegellose Pendant zur EOS 5D Mark IV ist, stellt die EOS R6 das Äquivalent zur EOS 6D Mark II dar.
Allerdings ist im Gegensatz zur DSLR bei der EOS R6 auf der Gehäuseoberseite kein Display integriert. Canon behält das Topdisplay bei den spiegellosen Vollformatkameras somit der EOS R und der EOS R5 vor. Die EOS R6 verfügt auf der rechten Oberseite über das Moduswahlrad.
Die Bedienoberfläche auf der Rückseite entspricht 1:1 der R5-Oberfläche. Der dreh- und schwenkbare Touch-Monitor ist aber mit einer Diagonale von drei Zoll etwas kleiner und auch der elektronische Sucher ist mit einer Auflösung von 3,69 Mio. Bildpunkten etwas weniger hochauflösend. Mit einem Gewicht von rund 600 Gramm ist die R6 leicht gebaut.
Doch genug der Äußerlichkeiten. Was wirklich zählt, ist die Technik im Inneren – und die kann sich wahrlich sehen lassen.
Bildqualität vom Feinsten
Beginnen wir beim Bildsensor: Hier setzt Canon auf einen 20,1-Megapixel-Vollformat-CMOS-Sensor inkl. Tiefpassfilter. Eingefleischten EOS-Fans wird dieser Sensor bekannt vorkommen, denn Canon hat ein Äquivalent in der EOS-1D X Mark III eingebaut, der bis dato besten Profi-DSLR auf dem Markt.
Entsprechend gespannt waren wir auf die Laborergebnisse in puncto Auflösung, Rauschverhalten und Dynamikumfang.
Kurzum: Mit einem Testergebnis von 97 Prozent erreicht die EOS R6 ein sensationelles Ergebnis – tatsächlich vergleichbar mit dem der EOS-1D X Mark III. Die Auflösung ist selbst bis in hohe ISO-Stufen grandios (s. Galerie oben).
Gleiches gilt für das Rauschverhalten. Fotos mit ISO 6.400 sind völlig problemlos zu gebrauchen. Zudem bringt die EOS R6 einen Vorteil im Vergleich zur EOS-1D X Mark III mit: eine integrierte Sensorstabilisierung auf fünf Achsen, die gemeinsam mit den Bildstabilisatoren in RF-Objektiven eine koordinierte Stabilisierung erzeugt und somit für eine Kompensation von bis zu acht Blendenstufen ausgelegt ist.
Folglich spielt der Sensor in Kombination mit dem Bildprozessor Digic X das volle Potenzial der Kamera aus.
Erstklassiger Autofokus
Canon setzt wie bei der EOS R5 auch bei der EOS R6 auf das Dual Pixel CMOS AF-System der zweiten Generation – mit Erfolg! Im Einzelpunkt-AF-Modus stehen 6.072 Autofokuspositionen zur Verfügung.
Zudem ist die Kamera mit einer automatischen Augenerkennung ausgestattet, die hervorragend funktioniert. Das haben wir im Test sowohl bei Tieren als auch bei Menschen ausprobiert. Im gut strukturierten Kameramenü lässt sich auswählen, ob Mensch oder Tier priorisiert werden soll.
In der Motivverfolgung von Vögeln im Wildpark behielt die Kamera die Tiere selbst dann im Fokus, wenn sie hinter Bäumen flogen. Beeindruckend! Hinzu kommt ein großer AF-Arbeitsbereich von LW -6,5 bis +20. Im Labor stellte die R6 in nur 0,2 Sekunden scharf.
Ebenso rasant ist die Serienbildgeschwindigkeit: Wer den elektronischen Verschluss wählt, kann auf bis zu 20 Bilder pro Sekunde zugreifen. Mit mechanischem Verschluss sind 11,5 Bilder pro Sekunde drin.
Da die EOS R6 im Gegensatz zur EOS R5 weit aus weniger Auflösung liefert, ist der Pufferspeicher größer und reicht für mehr als 1.000 JPEGs in Serie. Ist der Speicherplatz der SD-Karten groß genug, nimmt die Kamera also ohne Mühe immer weiter auf.
Apropos Speicherkartensystem: Ähnlich wie die EOS R5 vertraut Canon bei der EOS R6 auch auf ein duales Speicherkartensystem, doch statt einer CFexpress und einer SD-Karte befinden sich in der Gehäuseseite der EOS R6 zwei Eingänge für SD-Karten.
Da beide UHS-II-Standard unterstützen und die EOS R6 keine 8K-Videodaten verarbeiten muss, ist das völlig ausreichend.
Kein 8K-Video, aber 4K mit 60p
Bewegtbild kann die Canon EOS R6 aber natürlich trotzdem: Mit einem 4K-Modus und einer Bildrate von bis zu 60p bietet sie sogar eine Einstellung, die bei der EOS R5 nicht integriert ist.
In Full-HD nimmt die EOS R6 indes Videos mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde auf. Wie zu erwarten bietet das wettergeschützte Kameragehäuse sowohl einen Eingang für ein externes Mikrofon als auch für einen Kopfhörer.
Zudem ist ein Mini-HDMI-Eingang integriert. Die Übersicht auf den Bildausschnitt fällt sowohl mit dem elektronischen Sucher als auch mit dem dreh- und schwenkbaren Monitor sehr gut aus.
Die Akkulaufzeit ist nach CIPA-Standard auf bis zu 380 Fotos mit aktiviertem Sucher angegeben. Das sind im Vergleich zur EOS R5 60 Fotos mehr. Wer bei der EOS R6 einen Aufklappblitz im Sucherbuckel erwartet, wird enttäuscht: Ähnlich wie bei der äquivalenten DSLR EOS 6D Mark II ist auch in der EOS R6 kein Aufklappblitz integriert.
Mit dem Canon Speedlite EL-1 hat Canon ein neues Blitzgerät für Profifotografen vorgestellt: Viel Blitzleistung, kurze Blitzaufladezeiten und ein leistungsstarker Akku zeichnen die Neuheit aus.
Allerdings ist das Speedlite mit 1.149 Euro auch sehr teuer. Hobbyfotografen empfehlen wir, hier eher zum Speedlite 430 EX III-RT für 249 Euro zu greifen. Neben Aufsteckblitzgeräten für DSLR und CSC zwischen 107 und 499 Euro finden Sie hier außerdem empfehlenswerte Lichtformer.
Detailansicht der EOS R6
- 1 | Einschalter: Auf der oberen linken Gehäuseseite befindet sich lediglich der Ein- und Ausschalter. Die linke Gehäuseseite liefert Peripherie für bspw. HDMI und USB.
- 2 | Moduswahlrad: Die Belichtungsmodi werden mit dem Moduswahlrad auf der oberen rechten Gehäuseseite eingestellt. Es sind drei Individualeinstellungen möglich.
- 3 | M-Fn-Taste: Wer schnell auf bspw. den ISO-Wert, Betriebsmodus oder den Weißabgleich zugreifen möchte, kommt hier zum Ziel.
- 1 | 3-Zoll-Monitor: Der rückseitige Monitor der EOS R6 ist mit 3-Zoll- Diagonale etwas kleiner als der EOS-R5-Monitor, aber genauso beweglich und touchfähig.
- 2 | Elektronischer Sucher: Mit 3,69 Mio. Bildpunkten ist der OLEDSucher der EOS R6 gut ausgestattet. Auf 0,5-Zoll-Größe deckt er 100 % des Bildfeldes ab.
- 3 | Joystick: Schön, dass die EOS R6 einen Joystick besitzt. Zusammen mit dem Daumenrad entsteht ein Tophandling.
Platz fünf für die Canon EOS R6 in unserer Bestenliste
So weit, so gut. Doch wie schlägt sich die Canon EOS R6 im Vergleich zur Konkurrenz? In unserer Bestenliste der Profisystemkameras sichert sich die 2.630 Euro teure Canon Platz fünf und erreicht damit sogar ein besseres Gesamtergebnis als die hochauflösenden Nikon Z 7, Panasonic Lumix S1R und Sony Alpha 7R IV.
Im Vergleich zur deutlich kompakteren und günstigeren Sony Alpha 7C hat Canon die Nase vorn.
Klar ist jedenfalls, dass Canon mit der Neuvorstellung der EOS R5 und EOS R6 ein starkes Duo vorgestellt hat. Außerdem spricht das rasant wachsende RF-Objektivangebot für einen Kauf der beiden EOS-Kameras.
Mit unserem Test bestätigt sich die Hypothese, dass die EOS R6 die deutlich massentauglichere Systemkamera ist. Viel Grund zur Kritik gibt es nicht. Die EOS überzeugt mit wirklich starker Technik.
DigitalPHOTO-Fazit
Platz fünf für die Canon EOS R6 in unserer Bestenliste der spiegellosen Profikameras mit Wechselobjektiv. Das sehr gute Testergebnis erreicht die Kamera aufgrund der herausragenden Bildqualität.
Auflösung, Rauschverhalten und Dynamikumfang befinden sich auf einem exzellenten Niveau. Zudem kann sich die Ausstattung sehen lassen: Das Dual-Pixel-CMOS-AF-System leistet erstklassige Arbeit.
Last but not least kann die neue EOS auch in puncto Haptik überzeugen. Fazit: klare Kaufempfehlung für alle EOS-Fans.