Sterne fotografieren, aber richtig! Magisch wirken Aufnahmen der Lichtstraße. Tatsächlich lässt sich die Sternformation recht präzise vorhersagen. Wann und wo Sie Ihre Kamera aufstellen sollten, erklärt unser Experte Bastian Werner.

Sterne fotografieren
Wer von Ihnen bereits die ersten beiden Teile unserer Serie zur Wetterfotografie gelesen hat (Gewitterfotos und Himmelsröte), weiß, dass es bei der Wetterfotografie in erster Linie auf die richtige Planung ankommt. So viel vorweg: Auch im dritten Teil steht die Planung im Vordergrund – denn nichts ist frustrierender, als zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Der Mondfaktor
Das Bild oben verrät es: Diesmal widmen wir uns der Sternenfotografie – ein äußerst beliebtes Motiv, das ins Portfolio aller Fotografinnen und Fotografen gehört, die sich mit den besten Landschaftsaufnahmen beschäftigen. Doch bevor wir zu den Kameraeinstellungen kommen, steht erst einmal ein Blick auf den Kalender an, denn der entscheidet, ob und wann sie überhaupt losziehen sollten. Genauer gesagt, spielt der Mond die entscheidende Rolle.
Denn: Ist dieser mehr als zehn Prozent voll am Himmel stehend, überstrahlt er den Himmel zu sehr. Sie können die Milchstraße nicht fotografieren. Steht dieser gar direkt in der Milchstraße, brauchen Sie definitiv nicht losziehen. Im Rhythmus des Mondes gibt es die Tage mit Neumond, an denen die ganze Nacht kein Mond am Himmel steht.
Sie ahnen es schon. Das sind die entscheidenden Tage. Sie können in Ruhe fotografieren, ohne dass Sie das Mondlicht stören wird. Abgesehen vom Neumond, gibt es Tage, an denen der Mond in der ersten Nachthälfte versinkt und Sie zum Beispiel im März in der zweiten Nachthälfte die Milchstraße fotografieren können.
Im Mai und Juni steht die Milchstraße zwar auch in der ersten Nachthälfte am Himmel, Sie können an diesen Tagen jedoch nur in der zweiten Nachthälfte fotografieren. Umgekehrt bieten sich die Tage mit einem Mond in der zweiten Nachthälfte an, um die Milchstraße in der ersten Nachthälfte zu fotografieren (September, Oktober) – und im Hochsommer bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Mond am Horizont im Osten aufsteigt.
Lichtverschmutzung
Ist der geeignete Zeitraum gefunden, gilt es nun noch den passenden Ort zu wählen. Nur wenige bieten sich an, denn die Motive müssen sich in Gebieten mit geringer Lichtverschmutzung befinden. Zu viel Licht, dass von Städten her leuchtet, verdirbt die Aufnahme. Die abgebildete Karte (s. unten) zeigt deutlich, dass dies nur wenige Orte in Mitteleuropa sind. Sie müssen sich aber nicht nur außerhalb der großen Städte platzieren.
Hinzukommt, dass Sie auch nicht in die Richtung dieser fotografieren dürfen, denn dann treffen Sie direkt den Lichtkegel der Großstadt – und die Aufnahme verliert an Wirkung. In Deutschland gibt es nur wenige gute Regionen. Im Süden eignen sich die Alpen, besonders dann, wenn sich im Tal Nebel befindet.
Dann müssen Sie nur auf einen Berg steigen und der Nebel schluckt die Lichtverschmutzung. Der Bayerische Wald eignet sich gut im Frühjahr, wenn die Milchstraße noch im Südosten steht. Für den Sommer und Spätsommer ist der nördliche Pfälzerwald eine sehr gute Region. Dann erstreckt sich dort nach Südwesten ein Gebiet mit wenig Lichtverschmutzung.
Ein besonders guter Ort mit allgemein wenig Lichtverschmutzung ist außerdem die Rhön, wo Sie im Frühjahr nach Südosten fotografieren können. In Norddeutschland sind vor allem Teile Sachsen-Anhalts und Niedersachsens bei Nacht sehr dunkel.
► Beachten Sie jedoch: Je nördlicher Sie sind, desto tiefer steht das Zentrum der Milchstraße am Südhimmel! Es lohnt sich deshalb eher, eine Tour in die Alpen zu planen als nach Norddeutschland.
Foto- und Kamera-Einstellungen
Die größte Herausforderung ist, an stockdunklen Orten den Fokus richtig einzustellen. Der erste Trick ist, mit dem Livemodus Ihrer Kamera auf eine Lichtquelle manuell zu fokussieren. Schwenken Sie die Kamera auf dem Stativ so, dass sich die Lichtquelle in der Mitte des Bildausschnitts befindet. Zum Scharfstellen nutzen Sie die Lupenfunktion.
Der größte Gegner ist nun die Erdrotation. Bei langen Belichtungszeiten entstehen Sternspuren. Ohne diese könnten Sie einfach minutenlang belichten. Deshalb lautet die Devise: Offenblende und ISO rauf! Bei Blende f/2.8 benötigen Sie eine ISO von mindestens 1600. Hier spielen moderne Kameras und lichtstarke Objektive ihre Karten aus.

Wolkengrad: Prüfen Sie auf Seiten wie www.kachelmannwetter.de die entsprechenden Bedeckungsgrade der verschiedenen Wolkenhöhen. Der Himmel über Ihrem Motiv muss frei von Wolken sein.

Lichteinfluss: Die Karte zeigt die Lichtverschmutzung in Europa. Zu finden zum Beispiel auf www.lightpollutionmap.info.

Bastian Werner ist Sturmjäger und Wetterfotograf. Sein Leben widmet er den Wetterereignissen unseres Planeten, die er in Bild- und Videoaufnahmen festhält. Sein Wissen gibt der 29-Jährige in Büchern, Videokursen, Workshops, auf Fotoreisen und seit neuestem auch in einer App weiter. Für ihn bestimmt das Wetter das Licht in der Landschaft. Durch gezielte Wetterbeobachtung kann er dann Misserfolge ausschließen.

Die erste Wetter-App für Fotograf*innen, entwickelt von Bastian Werner und seinem Team.
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