Eindrucksvolle Wetterfotos entstehen selten durch Zufall, sondern sind das Resultat ausgiebiger Planung. In unserer neuen Serie gibt Ihnen Bastian Werner Tipps, was Sie hierbei beachten sollten.
Gewitterfotografie: das sollten Sie beachten
Wer Gewitter fotografieren möchte, braucht Geduld, Erfahrung, ein bisschen Glück und die passenden Hilfsmittel, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der Wetterfotograf und Experte Bastian Werner gibt Ihnen hier Einblicke in seine aufregende Arbeit. In diesem Artikel geht er auf all die Dinge ein, die Sie neben Kamera und Stativ benötigen.
Auto, Internet & Navigation
„Um richtig Gewitter zu jagen, benötigen Sie ein Auto. Daran führt kein Weg vorbei“, sagt Bastian Werner. „Das Auto bietet Ihnen nicht nur einen immer vorhandenen Zufluchtsort vor Blitzen, Hagel, Wind und Regen, sondern bringt Sie zu den Gewittern.“ Außerdem ist mobiles Internet eine der Grundvoraussetzungen für die Gewitterjagd, schließlich gilt es, die immer aktuellsten Wetterdaten einzuholen.
„Sie sollten viel Datenvolumen haben und einen Anbieter mit einem gut abgedeckten Netz, damit Sie überall Daten empfangen können. Denken Sie auch daran, eine gute Stromversorgung für Ihr Smartphone im Auto bereit zu haben. Sollten Sie an der Grenze zum EU-Ausland wohnen, besorgen Sie sich am besten eine Prepaid-Karte des Nachbarlandes, denn Gewitter kennen keine Landesgrenzen“, so Werner.
Dabei spielt auch die Navigation eine entscheidende Rolle. „Ich empfehle Ihnen eine Kombination aus Google Maps und einem Offline-Navigationsgerät. Mit der Satellitenbild- Funktion von Google Maps können Sie sehen, wo sich offene Felder befinden und Sie so einen freien Blick auf die Gewitter haben werden“, so Werner, dessen eigens mitentwickelte App Viewfindr (siehe blauer Kasten unten) ebenso zahlreiche Parameter bereithält, um Wettersituationen vorauszusehen.
Jagd auf das Gewitter
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Gewitterjagd ist, ein Verständnis für diese recht komplexe Thematik zu entwickeln. „Für den Anfang reicht es meiner Meinung nach aber aus, dass Sie begreifen sollten, dass eine Gewitterzelle nicht einfach nur ein grauer Teil des Himmels ist, aus dem etwas Regen und Blitze herauskommen, sondern dass es sich um eine konkrete, abgegrenzte Wolke handelt“, so Werner, der ergänzt:
„Grob gesagt, handelt es sich bei einem Gewitter eigentlich nur um eine Cumulonimbuswolke.“ Der Wind treibt nun diese Cumulonimbuswolke über das Land wie ein Segelschiff über den Ozean. Wie ein solches Segelschiff immer eine konkrete Fahrstrecke hat, hat auch eine solche Gewitterzelle eine konkrete Zugbahn. Sie folgt dem Wind in der Atmosphäre.
Das ist auch der Grund, wieso man als Sturmjäger eine solche Gewitterzelle tatsächlich einfach mit dem Auto abfangen kann! „Man muss sich selbst mit dem Auto in genau diese feste Zugbahn der Gewitterzelle bringen und wenn diese dann auf einen zuzieht, kann man die Gewitterzelle beobachten und fotografieren. Alles, was ein Sturmjäger möchte, ist also, sich in der Zugbahn der Gewitterzelle zu platzieren“, so Werner.
Hierfür verwendet er zwei „Werkzeuge“, die er Ihnen im gelben Kasten unten näher erläutert: die Blitzortung und das Niederschlagsradar. Doch bevor er dazu kommt, noch ein kurzer Abschnitt zu einem weiteren wichtigen Punkt bei der Gewitterfotografie.
Auf Gefahren achten
Gewitter sind gefährlich! Gerade Neulinge können Gefahren nicht abschätzen. Suchen Sie daher schon während der Fahrt zum Gewitter nach einem Rückzugsort, an dem Sie das Gewitter sicher abwarten können. Sollte der gemessene Abstand zwischen Blitz und Donner unter zehn Sekunden liegen, besteht die akute Gefahr eines Blitzschlags.
Niederschlagsradar und Blitzortung
Das Niederschlagsradar misst den Niederschlag, der aktuell in der Atmosphäre zu Boden fällt. Nur in Gewittern kann der Regen so stark werden, dass er das obere Ende der Skala erreicht. Gewitter stellen also immer lokale Maxima auf dem Niederschlagsradar dar: Dunkelblaue und rote Bereiche sind die Gewitterzellen.
Wenn Sie die Animation des Niederschlagsradars laufen lassen, können Sie erkennen, wie sich die Gewitterzellen über das Land bewegen. Aber Vorsicht! Die Radarbilder sind meist fünf bis zehn Minuten alt. Sie müssen die Zugbahn selbst abschätzen. Die Blitzortung zeigt Blitze aus Gewittern in Echtzeit an.
Jeder der Punkte bzw. Kreuze ist ein am Boden eingeschlagener Blitz. Wenn Sie jetzt noch die Blitze über einen bestimmten Zeitraum betrachten, können Sie eine Zugbahn für die nächsten Stunden erkennen. Sie müssen nur noch vor der Gewitterzelle an einem Ort sein, der in dieser Zugbahn liegt.
Bastian Werner ist Sturmjäger und Wetterfotograf. Sein Leben widmet er den Wetterereignissen unseres Planeten, die er in Bild- und Videoaufnahmen festhält. Sein Wissen gibt der 29-Jährige in Büchern, Videokursen, Workshops, auf Fotoreisen und seit neuestem auch in einer App weiter. Für ihn bestimmt das Wetter das Licht in der Landschaft. Durch gezielte Wetterbeobachtung kann er dann Misserfolge ausschließen.
Die erste Wetter-App für Fotograf*innen, entwickelt von Bastian Werner und seinem Team.
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