Ratgeber

So fotografieren Sie Himmelsröte und berechnen Wolken

Die Wetterfotografie setzt Planung und Wissen voraus. Auch ein rot erleuchteter Himmel lässt sich bis zu einem gewissen Grad vorhersagen. Was es bei Himmelsröte zu beachten gilt, erklärt Profi Bastian Werner.

Seiten

Seiten

Wetterfotografie: Himmelsröte richtig fotografieren

Werfen wir einen Blick auf die beiden großen Bilder hier im Artikel (s.oben). Sie sehen zwei Aufnahmen des Wetterfotografen Bastian Werner. Die Bilder zeigen Aufnahmen des Abendrots. Schauen Sie genau auf den Horizont.

Dieser ist frei von Wolken.

Auf der Aufnahme mit dem Mohnfeld können Sie dies nur ganz links außen erkennen, da die Lücke durch den Berg verdeckt wird. Beim Betrachten der Bilder fällt auf, dass sich jeweils eine Schicht aus horizontal weit ausgedehnten Wolken hinweg über das Motiv erstreckt und durch die Sonne rot erleuchtet wird.

Das Abendrot oder Morgenrot ist immer dann besonders ausgeprägt, wenn dieses Wolkenfeld sehr dicht ist und man am besten keinerlei blauen Himmel über dem Motiv hat. Zeitgleich dürfen sich über dem Horizont keine Wolken befinden.

Wolken berechnen: niedrige, mittelhohe & hohe Wolken

Nun ist es so, dass Wolken sich in verschiedenen Höhen befinden. In der Meteorologie unterscheidet man zwischen drei Wolkenhöhen:

  • Niedrige Wolken befinden sich in 0 bis 3 km Höhe. Diese Wolkenhöhe ist für ein Abendrot oder Morgenrot unbrauchbar. Durch die geringe Höhe kann eine Unsicherheit von 10 km in Richtung des Horizonts ab dem Motiv ausreichen, ob es ein Morgenrot gibt oder nicht. Da die Abweichungen der Wettermodelle von der Realität weit größer sind, stört dieser Wolkentyp für das Morgenrot. Sie benötigen schlussfolgernd am Motiv und im Umfeld einen Himmel frei von niedrigen Wolken.
  • Mittelhohe Wolken befinden sich in einer Höhe von 3 bis 7 km. Die schönste Himmelsröte lässt sich an diesen Wolken beobachten. Es muss deshalb sichergestellt werden, dass der Himmel über dem Motiv ausreichend mit diesen Wolken bedeckt ist. Ein guter Wert sind mehr als 50 Prozent, denn dann ist mindestens der halbe Himmel über dem Motiv bedeckt (s. Wetterkarten unten). Die Wolken dürfen sich ab dem Motiv etwa 50 km in Richtung des Horizonts erstrecken, ehe die Lücke zwischen dem Wolkenfeld und der Horizontlinie geschlossen wird.
  • Das oberste Wolkenstockwerk wird mit den hohen Wolken besetzt. Diese befinden sich ab 7 km aufwärts. In der Regel erreichen die Wolken in unseren Breiten nicht mehr als 12 km, in Gewittern können auch mal 15 km Höhe über NN erreicht werden. Auch in diesem Fall sollten mehr als 50 Prozent über dem Motiv damit bedeckt sein. Etwa 100 km können die Wolken ab Motiv bis zum Horizont reichen, ehe die Lücke geschlossen wird und Sie die Sonne nicht am Horizont versinken sehen.

Bedeckungsgrad ermitteln 

Nachdem der atmosphärenphysikalische Hintergrund geklärt ist, müssen nun die entsprechenden Parameter in den Prognosekarten gefunden werden. Jedes Wettermodell berechnet den Bedeckungsgrad des Himmels, getrennt nach den drei Höhenstufen der Wolken.

Auf der Seite www.kachelmannwetter.de müssen Sie nur neben der Prognosekarte im Reiter Parameter nach den Wolken suchen. Dort finden Sie Prognosekarten für das aktuelle Datum, wie diese beispielhaft rechts zu finden sind.

Zunächst müssen Sie sich die Prognose mit der aktuellen Richtung und der aktuellen Uhrzeit des Sonnenauf- oder Untergangs ansehen. Hierzu empfiehlt Bastian Werner die Seite www.sonnenverlauf.de. Diese Google Mapsbasierte Website erlaubt es, eine „Stecknadel“ an den Ort Ihres Motivs zu setzen.

Fotos umsetzen

Ein ausgeprägtes Abendrot oder Morgenrot erstreckt sich über den gesamten Himmel, ist es schwach, meist nur einige Grad über den Horizont. Dies gibt Ihnen Freiräume bei der Auswahl der Motive, denn Sie können sowohl mit etwas längerer Brennweite arbeiten, als auch mit einem Weitwinkelobjektiv, um den gesamten Himmel abzulichten.

Achten Sie auf die Jahreszeiten, da sich die Himmelsröte hier unterscheidet: Stellen Sie fest, in welche Himmelsrichtung Sie für den besten Blickwinkel fotografieren möchten. Nach Nordosten? Dann ist es ein Morgenrot im Sommer.

Nach Südwesten? Dann entsprechend ein Abendrot im Winter. Es empfiehlt sich der Einsatz von Grauverlaufsfiltern, diese dunkeln den Himmel partiell ab. Das Abendrot ist wesentlich heller als der Vordergrund, weshalb diese Filter hier besonders nützlich sind.

Der Fotograf

Bastian Werner ist Sturmjäger und Wetterfotograf. Sein Leben widmet er den Wetterereignissen unseres Planeten, die er in Bild- und Videoaufnahmen festhält. Sein Wissen gibt der 29-Jährige in Büchern, Videokursen, Workshops, auf Fotoreisen und seit neuestem auch in einer App weiter. Für ihn bestimmt das Wetter das Licht in der Landschaft. Durch gezielte Wetterbeobachtung kann er dann Misserfolge ausschließen.

Die VIEWFINDR-App herunterladen

Die erste Wetter-App für Fotograf*innen, entwickelt von Bastian Werner und seinem Team.

Probieren Sie die App für 30 Tage in der Testversion; danach 2,99 € p. M.

https://viewfindr.net

für iOS 

für Android

Lesetipp

So gelingt Gewitterfotografie: Profi Bastian Werner gibt wichtige Tipps

Eindrucksvolle Wetterfotos entstehen selten durch Zufall, sondern sind das Resultat ausgiebiger Planung. In unserer neuen Serie gibt Ihnen Bastian... mehr

Mehr zum Thema