Showdown für das Duell der beiden neuen MFT-Spitzenmodelle von Panasonic und OM Digital Solutions: Wer hat die Nase vorn im Direktvergleich der Panasonic Lumix GH6 vs. OM System OM-1? Die Nachfolgerin der GH5 oder die Neuauflage der legendären Olympus OM-1, die erste Kamera der Marke OM System? Wir haben es für Sie getestet.
Panasonic Lumix GH6 vs. OM System OM-1: Kampf der MFT-Giganten
Pansonic Lumix - Pro und Kontra
+ Exzellente Bildqualität
+ Professionelle Videofunktionen
+ Direktaufnahmeknopf für Videos
+ Videoaufnahmen in 5,7K
+ Hohe Bild- und Videoauflösung
+ Hohe Serienbild-Geschwindigkeit
- Nicht so kompakt wie andere MFT-Kameras
Bewertung
- Bildqualität (40 %): 89,30 %
- Ausstattung & Bedienung (25 %): 92,20 %
- Geschwindigkeit (15 %): 94,60 %
- Video (10 %): 97,60 %
- Gesamtbewertung: SUPER, 92 %
OM System OM-1 - Pro und Kontra
+ Extrem kompaktes Gehäuse
+ Schnelle Serienbildfunktion
+ Verbesserte Bedienung im Vergleich zu Olympus-Vorgängern
+ Pro-Capture-Modus
+ Verbesserte Akkulaufzeit
- Keine verbesserte Auflösung
Bewertung
- Bildqualität (40 %): 86,90 %
- Ausstattung & Bedienung (25 %): 90,50 %
- Geschwindigkeit (15 %): 97,40 %
- Video (10 %): 91,40 %
- Gesamtbewertung: SEHR GUT, 90,60 %
Seitdem auch bei spiegellosen Systemkameras Modelle mit Vollformatsensor immer beliebter werden, wurde die Zukunft für Kameras mit Micro-Four-Thirds (MFT)-Sensoren in der Branche vermehrt skeptisch gesehen.
Doch Panasonic und OM Digital Solutions zeigen mit ihren neuen Topmodellen Lumix GH6 und OM-1, dass ein Abgesang auf die Kameraklasse deutlich verfrüht wäre. MFT-Sensoren sind mit Abmessungen von 17,3 × 13 mm deutlich kleiner als Vollformat- und APS-C-Sensoren.
Im Vergleich zum Vollformat (auch Kleinbild genannt) ist die Grundfläche eines MFT-Sensors gerade einmal etwas größer als ein Viertel. Damit liegt schon auf der Hand, welchen praktischen Vorteil MFT-Kameras zu bieten haben: Die kleinen Sensoren erlauben ultrakompakte Bodys, womit Micro-Four-Thirds-Modelle zu idealen Reisekameras werden.
Vor- und Nachteile hingegen bringt der zweifache Cropfaktor mit, den MFT-Kameras besitzen. Fotografieren Sie mit einer 200mm-Brennweite, entspricht dies dem Bildausschnitt einer Vollformatkamera mit 400mm.
Warum das ein Vorteil sein kann? Ganz einfach: So lassen sich dank des Cropfaktors mit relativ kompakten Teleobjektiven problemlos hochwertige Wildtierfotos aus der Ferne aufnehmen. Bei Vollformatkameras bräuchten Sie hierfür hingegen teure und deutlich schwerere Superteleobjektive.
Doch was bei Wildtieraufnahmen ein Vorteil ist, mutiert bei Landschaftsaufnahmen zu einem Nachteil. Panorama-Landschaftsfotos im Weitwinkelformat sind aufgrund des Cropfaktors keine ausgewiesene Stärke von MFT-Kameras.
Zudem lässt sich bei dieser Kameraklasse aufgrund des kleinen Sensors die Schärfentiefe bei Fotos nicht ganz so exakt bestimmen wie bei Vollformatkameras. Viele Fotograf*innen dürften diese Einschränkung in der Praxis jedoch wahrscheinlich gar nicht bemerken, da sie bei den meisten Aufnahmen kaum eine Relevanz hat.
Durch den Cropfaktor unterscheiden sich bei identischer Brennweite die Bildwinkel bei Vollformat- und MFT-Kameras erheblich. Der Bildausschnitt bei MFT-Kameras ist kleiner – deutlich kleiner (s. Foto oben). Das sorgt dafür, dass ein Motiv abhängig von der Sensorgröße unterschiedlich aufgenommen wird. Um den Bildausschnitt mit einer MFT-Kamera anzugleichen, müsste man mit einer kürzeren Brennweite fotografieren.
Preislich auf Profi-Niveau
Es gibt also nach wie vor gute Gründe, zu einer MFT-Kamera zu greifen. Entweder als Zweitkamera für unterwegs oder auch als vollwertige Alternative zu einer etwas unhandlicheren Vollformatkamera.
Doch um sich die neuen Spitzenmodelle von Panasonic und OM System als Zweitkamera gönnen zu können, ist schon ein üppiges finanzielles Budget Voraussetzung, denn beide Kameras bringen einen stolzen Preis von rund 2.200 Euro mit – nur für den Kamera-Body wohlgemerkt. Ab 990 Euro bekommen Sie auch schon mehr als ordentlich ausgestattete kompakte Vollformat-CSCs im Handel.
Ob sich so viel Geld auch für eine MFT-Kamera lohnt? Schauen wir uns für die Antwort darauf die beiden Topmodelle einmal genauer an!
Olympus-Nachfolger: OM System OM-1
Auf der OM-1 steht zwar noch Olympus drauf, drin ist es aber eigentlich nicht mehr. Die Kamera ist nämlich die erste Eigenentwicklung von OM Digital Solutions, die von Olympus deren Fotosparte übernommen hat.
Die OM-1 ist zudem die erste Kamera, die unter dem Markennamen OM System vertrieben wird. Der alte Markenname Olympus darf von OM Digital Solutions parallel noch einige Jahre genutzt werden.
Dass man bei OM System die Olympus-Vergangenheit auch gar nicht abstreifen, sondern eher betonen möchte, zeigt aber auch schon die Wahl des Modellnamens OM-1. Namenspatin ist hier nämlich die legendäre Spiegelreflexkamera Olympus OM-1, die 1972 vorgestellt wurde.
Doch „retro“ sind bei der neuen OM-1 höchstens noch der Markenname und das Gehäuse-Design. Im Inneren ist modernste Technik verbaut. Der neu entwickelte 20 Megapixel Stacked BSI Live MOS Sensor sorgt zusammen mit dem TruePic X Bildprozessor, der im Vergleich zu den Vorgängermodellen dreimal so schnell ist, und den hochauflösenden M.Zuiko Digital-Objektiven für eine hervorragende Bildqualität. Beeindruckend ist auch das Serienbildtempo.
Hier erreicht die Kamera Spitzenwerte von umgerechnet bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Allerdings schafft sie dieses Tempo nur rund eine halbe Sekunde lang. Möchten Sie länger in Serie fotografieren, müssen Sie auf 20 beziehungsweise 50 Bilder pro Sekunde herunterschalten. 50 Bilder pro Sekunde ist zudem auch das Maximum bei Serienbildern mit AF/AE-Nachführung. Ein interessantes Feature ist zudem der Pro Capture Modus.
Hierbei nimmt die Kamera eine Serie von 120 Bildern pro Sekunde auf, wenn Sie den Auslöser halb durchdrücken. Sobald Sie den Auslöser dann ganz durchdrücken, werden diese zwischengespeicherten Aufnahmen automatisch mitgespeichert. Praktisch ist dieser Modus immer dann, wenn es bei einem Motiv schnell gehen muss und Sie keine Zeit für eine lange Suche nach den optimalen Einstellungen haben.
Was ist eine Hybridkamera?
Panasonic vermarktet sein neues MFT-Topmodell Lumix GH6 als Hybridkamera, also als Kamera, die gleichermaßen für Fotograf*innen und Videograf*innen konzipiert wurde. Uns erreichen in diesem Zusammenhang immer wieder Fragen, wofür die Bezeichnung Hybridkamera genau steht – schließlich bieten schon seit vielen Jahren fast alle DSLRs und CSCs die Möglichkeit, Videos in hoher Qualität aufzunehmen. Tatsächlich gibt es keine trennscharfe Abgrenzung, wann eine Kamera eine Hybridkamera und wann „nur“ eine Fotokamera mit Videofunktion ist.
Ein wahrer Videoprofi
Typisch für eine ausgewiesene Hybridkamera wie die Lumix GH6 ist jedoch, dass die Kamera bewusst gleichrangig als Foto- und Videokamera konzipiert wurde. Das erkennt man schon an der Bedienkonzeption der Kamera.
So finden Sie auf der Panasonic Lumix GH6 neben dem Auslöser auch eine Videotaste, mit der sich Aufnahmen mit einem Knopfdruck starten lassen. Bei den meisten gewöhnlichen CSCs und DSLRs müssen Sie den Videomodus hingegen erst über das Programmwahlrad einstellen. Panasonic hat seinem Topmodell eine maximale Videoauflösung von 5,7K (10-Bit, 60p) spendiert, was einer Bildauflösung von 5.728 × 3.021 Bildpunkten entspricht.
Diese sehr hohe Auflösung beim Filmen sorgt dafür, dass Sie sich im Prinzip gar nicht mehr entscheiden müssen, ob Sie filmen oder fotografieren möchten: Wenn Sie im Filmmodus arbeiten, können Sie sich aus dem Video Einzelbilder einfach als Fotos exportieren.
Für Videofilmer*innen fast noch wichtiger: Panasonic garantiert bei der Aufzeichnung in 4K/60p eine unbegrenzte Aufnahmedauer. Diese ist dank des integrierten Lüfters möglich, der zum ersten Mal in einer G-Kamera Platz findet.
Videoprofis werden sich zudem freuen, dass Sie mit der Lumix GH6 erstmals intern Videos im ProRes 422 HQ und ProRes 422 Codec aufnehmen können – dem professionellen Industriestandard, der hohe Bildqualität bei geringer Komprimierung liefert und auch in der Postproduktion praktische Effizienz-Vorteile mit sich bringt.
Natürlich steht Ihnen aber auch bei der Lumix GH6 ein ausgewiesener Fotomodus zur Verfügung. Und der kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen! Panasonic hat der Lumix GH6 nämlich einen Sensor mit höherer Auflösung spendiert. So nehmen Sie erstmals bei einer MFT-Kamera aus dem Hause Panasonic Fotos mit bis zu 25 Megapixeln auf.
Wer hat die Nase vorn?
In unserem Test haben sowohl die OM-1 von OM System als auch die Lumix GH6 von Panasonic Spitzenwerte erreicht. Beide bieten eine exzellente Bildqualität sowie eine umfangreiche Ausstattung und überzeugen durch erstklassiges Handling. Letztendlich zeigen sich die entscheidenden Unterschiede bei der Konzeption der jeweiligen Kameras.
So ist die OM-1 als klassische Fotokamera ausgelegt. Sie überzeugt unter anderem mit ihrem pfeilschnellen Autofokus. Panasonics MFT-Spitzenmodell hingegen ist ihrer Mitbewerberin im Bereich Videoaufnahmen um Längen überlegen. An der Kamera werden Vlogger*innen und Videograf*innen ohne Zweifel ihre helle Freude haben.
Vor allem zeigen beide Kameras, dass Micro Four Thirds noch nicht abgeschrieben werden sollte und auch für Nutzer*innen mit höchsten Ansprüchen eine Alternative zu APS-C- und Vollformatkameras sein kann.
Während in DSLRs meist optische Sucher verbaut werden, findet man in CSCs wie den beiden vorgestellten Modellen grundsätzlich elektronische Sucher. Bei einem elektronischen Sucher sehen die Fotografen nicht das „echte“ Bild, sondern ein Display, das eine Vorschau des Bildergebnisses liefert.
Elektronische Sucher haben den Vorteil, dass sie nützliche Zusatzinformationen liefern können. So lässt sich beispielsweise wie bei Videokameras ein Zebra-Modus aktivieren, der automatisch vor überbelichteten Bildstellen warnt. Außerdem hilft das „Focus Peaking“ dabei, die Schärfentiefe zu kontrollieren. Dabei werden scharf gestellte Konturen farblich markiert.
DigitalPHOTO-Fazit
Keine Frage: Bei diesem Duell sind tatsächlich zwei MFT-Giganten gegeneinander angetreten. Beide Kameras überzeugen mit einer Top-Geschwindigkeit und einer exzellenten Bildqualität. Doch das darf man bei solchen Preisen, mit denen man sich im Profi-Segment bewegt, auch erwarten.
Welches Modell das richtige für Sie ist, hängt vor allem davon ab, was Sie mit Ihrer neuen Kamera vorhaben. Suchen Sie eine klassische Fotokamera, ist die OM System OM-1 wohl die bessere Wahl. Je wichtiger Ihnen jedoch Videoaufnahmen sind, desto mehr schlägt das Pendel Richtung Lumix GH6 von Panasonic aus.