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Die Fujifilm X-T4 sagt Vollformatkameras den Kampf an. Obwohl die spiegellose Systemkamera einen kleineren APS-C-Sensor besitzt, überzeugt sie als professionelles Kamerasystem. Größte Neuerung zum Vorgängermodell X-T3: der integrierte Bildstabilisator. Doch es gibt auch ein paar Schwachpunkte, die wir im Test entdeckt haben.
Fujifilm X-T4 im Test: Schlägt sie das Vorgängermodell X-T3?
Pro & Kontra
+ Bildstabilisierter X-Trans-CMOS-4-Sensor
+ Professionelle Bildqualität
+ Präzises, schnelles AF-System
+ Bis zu 15 Bilder pro Sekunde in Serie
+ 4K-Videomodi
+ Dreh- und schwenkbares Touchdisplay
- Blitzgerät ausschließlich optional
- Lieferumfang ohne Akkuladegerät
Fujifilm hat die X-T4 als leistungsfähigste X-Kamera angekündigt. In unserem ersten Praxistest mit einem Vorserienmodell konnten wir Ihnen bereits einen Vorgeschmack darauf geben, was Sie von der Kamera erwarten dürfen. Nun ist die Kamera endlich als finales Serienmodell erhältlich, und als eine der ersten Redaktionen in Deutschland konnten wir uns die Neuheit im Detail ansehen und in Bezug auf die Bildqualität, Ausstattung und das Handling bewerten.
Es handelt sich bei dem Kamerasensor um einen alten Bekannten: Den X-Trans-CMOS-4 hat Fujifilm bereits im Vorgängermodell X-T3 eingebaut. Das klingt nicht innovativ, ist aber ein cleverer Schritt: Der Sensor konnte bei uns im Test der X-T3 bereits auf voller Linie überzeugen.
Die X-T4 verbindet nun diesen Sensor mit einem integrierten Bildstabilisator. Das ist in der Reihe der X-T-Kameras einmalig und war bislang nur beim Schwestermodell X-H1 zu finden. Fujifilm gibt einen Verschlusszeitenvorteil von bis zu 6,5 Blendenstufen an, wenn die Kamera an ein kompatibles XF/XC-Objektiv angeschlossen ist.
In unserem Praxistest konnte die X-T4 zumindest eine um vier Blendenstufen längere Belichtungszeit problemlos kompensieren. Wie zu erwarten hat sich an der Bildqualität im Vergleich zum Vorgängermodell nicht allzu viel geändert. In Summe unterscheidet sich die X-T4 zur X-T3 gerade einmal um 0,2 Prozent in Bezug auf die Abbildungsleistung.
Die Auflösung ist auch bis in hohe ISO-Stufen gut. Ebenso überzeugend ist das Rauschverhalten der 526 Gramm leichten spiegellosen Systemkamera. Erst bei ISO 6.400 bricht die Bildqualität im Labortest deutlich ein. Unser ISO-Vergleich im Praxistest zeigt aber, dass sich die Fujifilm zur Not auch noch problemlos bis ISO 12.800 verwenden lässt (siehe Galerie oben).
Wie viele Objektive es für einen Kameraanschluss gibt, liegt in der Hand des Kameraherstellers. Bis zuletzt hat Fujifilm darauf geachtet, dass Autofokusobjektive für das X-Bajonett in erster Linie aus dem eigenen Haus stammen. Das soll sich nun ändern – mit Vorteilen für alle X-Fotograf*innen.
Um ein AF-betriebenes Objektiv für eine Kamera zu konzipieren ist weitaus mehr nötig, als wenn es sich um ein manuell zu fokussierendes Objektiv handelt. Für Fujifilm-X-Kameras sind derzeit nur AF-Drittherstellerobjektive aus der Zeiss-Touit-Serie verfügbar.
Das soll sich nun ändern. Aus einem Interview der englischsprachigen Fotografieplattform dpreview.com mit Toshihisa Lida (Geschäftsführer der Fujifilm-Kamerasparte) geht hervor, dass Fujifilm das X-Bajonett für weitere Hersteller öffnen möchte. Im Interview geht Lida darüber hinaus auf drei bereits angekündigte AF-Objektive von Objektivhersteller Tokina für Fujfilm X ein.
Drei AF-Objektive von Tokina
Tokina kündigte anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens eine neue Objektivreihe angekündigt hat – unter anderem mit Fujifilm-X-Bajonett. Im Herbst sollen drei Objektive der atxm-Serie im Handel verfügbar sein. Das hat Tokina eigentlich auf der diesjährigen Fotomesse CP+ in Yokohama, Japan ankündigen wollen.
Aufgrund der Absage der Messe kündigte der Hersteller die Produkte im Rahmen einer Pressemitteilung an. Es handelt sich bei den drei Objektiven um eine 23mm- (äquiv. zu 35mm KB), eine 33mm- (äquiv. zu 50mm KB) und eine 56mm-Festbrennweite (äquiv. zu 84mm KB) mit jeweils einer Offenblende f/1,4. Genauere Angaben zur Ausstattung oder dem Preis der drei Objektive hat Tokina noch nicht bekannt gegeben.
Wann folgen weitere Neuheiten?
Es liegt nahe, dass weitere Objektivspezialisten, wie Sigma und Tamron dem Angebot von Fujifilm folgen und künftig X-Objektive vorstellen werden. Dies würde auch zum Trend der Systemkameras passen. Noch sind allerdings von keinem der beiden Hersteller geplante Neuheiten offiziell bekannt.
Ausstattung nach Maß
Schon die X-T3 überzeugte in puncto Autofokus. Ähnlich selbstbewusst gibt sich der Nachfolger: 425 AF-Messfelder sind großflächig über den Sensor verteilt und ermöglichen eine hervorragende Scharfstellung. Innerhalb von 0,4 Sekunden rückt die Fujifilm Motive in den Fokus. Zudem verfügt die X-T4 – wie bei aktuellen spiegellosen Systemkameras dieses ambitionierten Preissegments üblich – über eine Gesichts- und Augenerkennung.
Neben dem Autofokus ist auch die Serienbildfunktion der X-T4 auf Zack: Der Hersteller gibt 15 Bilder pro Sekunde an. Das können wir aus unserem Test bestätigen. Bilddaten werden wie schon bei der X-T3 auf bis zu zwei Speicherkarten simultan gespeichert. Somit ist die Neuheit auch für Fotograf*innen eine gute Wahl, die Sport und Action fotografieren.
Selbstverständlich bringt die Fujifilm darüber hinaus hochauflösende 4K-Videomodi mit. Der Verschluss der X-T4 ist auf 300.000 Auslösungen ausgelegt. Fujifilm verspricht zudem ein rund 30 Prozent leiseres Verschlussgeräusch als noch beim Vorgängermodell. In Bezug auf die Ausstattung darf natürlich ein Blick auf die Bedienoberfläche nicht fehlen.
Fujifilm hat im Vergleich zur X-T3 an einigen Stellschrauben gedreht. Ein Vorteil bietet das 3-Zoll-Touchdisplay, das nicht nur hochauflösend ist, sondern nun auch dreh- und schwenkbar. Das Display der X-T3 ist nicht so flexibel. Dennoch garantiert Fujifilm für die XT-4 vollumfassenden Staub- und Spritzwasserschutz, kälteresistent bis -10 Grad Celsius ist sie ebenfalls.
Der elektronische Sucher bietet mit 3,69 Millionen Bildpunkten einen tollen Überblick auf das Motiv. Anders als bei den Einsteigermodellen von Fujifilm befindet sich bei der X-T4 im Sucherbuckel kein Aufklappblitz. Als Ersatz hatte Fujifilm der X-T3 dem Lieferumfang noch ein Aufsteckblitzgerät (EF-X8) beigelegt.
Leider verzichtet Fujifilm nun bei der X-T4 darauf und bietet das 39 Euro teure Blitzgerät nur noch optional an. An zwei weiteren Stellen hat Fujifilm den Ausstattungsumfang im Vergleich zum Vorgängermodell abgespeckt: So besitzt die X-T4 zum einen keinen Kopfhörereingang mehr. Ein Anschluss ist ausschließlich über einen USB-C-Adapter möglich.
Zum anderen liegt dem Lieferumfang kein Akkuladegerät mehr bei. Für das Doppel-Ladegerät BC-W235 sind aktuell im Onlinehandel 69 Euro fällig. Der neue NPW235- Akku bietet aber eine 1,5-fach höhere Kapazität als der Akku, den Fujifilm noch in der X-T3 integriert hat. Die Laufzeit ist mit bis zu 500 Fotos, im Economy-Modus mit bis zu 600 Aufnahmen, angegeben.
Handling einer Profi-CSC
Der neue Kameraakku bietet nicht nur eine höhere Kapazität, sondern ist auch etwas größer und schwerer als der Akku der X-T3. Das hat zur Folge, dass das Kameragehäuse der X-T4 ebenfalls gewachsen ist. Es sind zwar gerade einmal 68 Gramm, die beide Kameras (mit eingesetztem Akku) voneinander trennen, dennoch ist der Unterschied deutlich spürbar. Zum Nachteil der X-T4? Definitiv nicht!
Die spiegellose Systemkamera liegt hervorragend in der Hand und lässt sich einwandfrei bedienen. Wer auf die Retrooptik steht, wird seine Freude an dem Kamerasystem haben. Fujifilm schafft es, Bedienelemente aus analogen und digitalen Zeiten miteinander zu verschmelzen. So wecken die Einstellräder auf der Oberseite nostalgische Gefühle, während der Joystick und das Steuerkreuz auf der Rückseite die Bedienung vereinfachen. Außerdem bietet die X-T4 – wie für eine Fujifilm-Systemkamera üblich – eine Reihe an Filmsimulationen.
Ist die Fujfifilm X-T4 ihr Geld wert?
Die Fujifilm X-T4 kein Schnäppchen. Wie im Vergleich zu spiegellosen Systemkameras anderer Hersteller zu sehen, sind für das Geld auch Profi-CSCs mit Vollformatsensor erhältlich (siehe weiter unten). Fujifilm-Kameras und -Objektive sind nicht dafür bekannt, kurz nach Verkaufsstart im Preis zu fallen. Entsprechend groß ist die Konkurrenz der X-T4.
Dennoch halten wir die Neuheit für stark genug, um auch Vollformatkameras Paroli zu bieten. Das liegt zum einen am fantastischen Sensor, der in Kombination mit dem Bildstabilisator eine hervorragende Leistung abliefert. Zum anderen sind die Ausstattung und das Handling, abgesehen vom Verzicht auf den Blitz, das Ladegerät sowie einen separaten Kopfhörereingang, durchweg professionell.
Das macht die X-T4 zur neuen besten APS-C-Kamera auf dem Markt – auch, wenn sie in unserer Bestenliste aufgrund der Abzüge in der Ausstattung knapp hinter den Schwestermodellen X-T3 und X-H1 landet.
Das 450 Euro günstigere APS-C-Pendant von Sony, die Alpha 6600, kann der Fujifilm nicht das Wasser reichen. Die Sony kommt in unserem Test auf die Gesamtnote ‚sehr gut‘ und ein Gesamtergebnis von 90,9 Prozent. Für einen professionellen Auftritt der Fujifilm X-T4 spricht außerdem das verfügbare Objektivangebot.
Neben günstigen Objektiven bedient Fujifilm mit lichtstarken Festbrennweiten wie dem Fujinon 56mm F1.2 R oder dem Fujinon 16mm F1.4 R WR das Bedürfnis von Profifotograf*innen. Für das Fujifilm-Kamerasystem spricht auch das nun für andere Hersteller geöffnete X-Bajonett. X-Fotografen dürfen sich also künftig auf eine noch größere Objektivvielfalt freuen. Das fördert den Wettbwerb unter den Herstellern und schont den Geldbeutel der Fotografen.
Fujifilm X-T4 vs. Canon EOS R vs. Nikon Z 6 vs. Sony Alpha 7 III vs. Olympus OM-D E-M1 Mark III
Wie schlägt sich Fujifilms APS-C-Systemkamera im Vergleich zu anderen Topmodellen? In der Preisklasse um 1.800 Euro gibt es viele Konkurrenz-Kameras. Vier davon haben wir hier aufgelistet. Die neue X-T4 ist mit Blick auf das Gesamtergebnis besser als die vier Modelle von Canon, Nikon, Sony & Olympus.
Canon EOS R Vollformat Systemkamera Gehäuse (spiegellos, 30,3 MP, 8,01 cm (3,2 Zoll) Clear View LCD II Display, DIGIC 8, 4K Video, WLAN, Bluetooth), schwarz
► Canon EOS R: Der EOS-R-Pionier (1.898 Euro) hatte keinen leichten Verkaufsstart. Die Erwartungen an die Kamera waren hoch. Dennoch ist das System gelungen.
Testergebnis: 90,50 % | Note: SEHR GUT
Nikon Z 6 Spiegellose Vollformat-Kamera (24,5 MP, 12 Bilder pro Sekunde, 5 Achsen-Bildstabilisator, OLED-Sucher mit 3,69 Millionen Bildpunkten, AF mit 273 Messfeldern, 4K UHD Video)
► Nikon Z 6: Mit gerade einmal 1.488 Euro ist die Z 6 die günstigste Vollformat-CSC in diesem Vergleich. Sie punktet im Test mit Profibildqualität.
Testergebnis: 92,10 % | Note: SUPER
Sony Alpha 7 III | Spiegellose Vollformat-Kamera (Schneller 0,02s AF, optische 5-Achsen-Bildstabilisierung im Gehäuse), Schwarz
► Sony Alpha 7 III: Zurzeit wird schon über einen Nachfolger der zwei Jahre alten Alpha 7 III spekuliert. Für 1.845 Euro macht sie einen hervorragenden Job.
Testergebnis: 92,00 % | Note: SUPER
Olympus OM-D E-M1 Mark III Micro Four Thirds Systemkamera Kit inkl. M.Zuiko Digital ED 12-40mm f2.8 PRO Objektiv, 20 MP Sensor, 5-Achsen Bildstabilisierung, 4K Video, Wi-Fi,Bluetooth, Schwarz
► Olympus OM-D E-M1 Mark III: Nur hauchdünn scheitert die brandneue OM-D daran, mit der Fujifilm gleichzuziehen. Die Micro-Four-Thirds-Kamera kostet genauso viel wie die X-T4.
Testergebnis: 93,30 % | Note: SUPER
DigitalPHOTO-Fazit
Ohne Umwege zu unserer Bestnote: Die neue Fujifilm X-T4 begeistert mit einem beeindruckenden Gesamtkonzept. Bildsensor, Autofokussystem sowie die hohe Serienbildgeschwindigkeit machen die spiegellose Systemkamera zum perfekten Alleskönner. Wer sich für das Retrodesign begeistern kann und von den erwähnten Vorteilen der Fujifilm profitiert, ist mit der X-T4 hervorragend beraten. Vor allem im semiprofessionellen Anwendungsbereich ist ein Vollformatsensor nicht zwingend nötig.
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Von uns gibt es Lob für den integrierten Bildstabilisator, das verbesserte Akkumanagement sowie das exzellente Handling. Kritik erhält die Kamera vor allem durch die abgespeckte Ausstattung ohne Akkuladegerät und den nun nur noch optional erhältlichen Aufsteckblitz EF-X8.