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„Ich habe Stunden daran gearbeitet, bis seine Frisur, sein Gesicht und seine Pose meiner Vorstellung entsprachen.“ – Erica Angelone im Interview

Diese Bilder bringen einen richtig auf den Geschmack, mithilfe von Künstlicher Intelligenz kreative Werke hervorzubringen. Erica Angelone gewährt uns Einblicke in ihre KI-Kunst.

Erica Angelone im Interview: KI zum Anbeißen

Bei der KI-Künstlerin Erica Angelone werden Leidenschaft für Kulinarisches und innovative Bildgenerierung miteinander kombiniert. Als Leiterin der Redaktion und Gestaltung eines Schweizer Food-Magazins bewegt sie sich täglich in der Welt der Food-Fotografie. Privat lebt sie ihre Begeisterung durch die Kreation eigener KI-Kunstwerke aus. In unserem Interview spricht sie über ihre Arbeiten und die Bedeutung der KI-Kunst für sie.

DigitalPHOTO: Kunstwerke mit Künstlicher Intelligenz zu erschaffen, ist noch recht neu: Wie sind Sie zur KI-Kunst gekommen?

Erica Angelone: Ich arbeite seit vielen Jahren als Redakteurin und Produzentin bei einem Schweizer Food-Magazin. Dort beschäftige ich mich jeden Tag mit Essen, der perfekten Inszenierung von Gerichten und wunderschönen Food-Bildern.

Ich bin selbst eine passionierte Hobbyfotografin und ein Technik-Freak. Die Erstellung von Bildern mit Künstlicher Intelligenz hat mich daher sofort fasziniert.

Ihre Passion für Lebensmittel und Gerichte wird auch durch Ihre KI-Kunst deutlich. Hier lassen Sie immer wieder Essen mit anderen Objekten verschmelzen. Wie hat sich dieser Stil bei Ihnen entwickelt?

Ich liebe Kochen und Essen und bin in meiner beruflichen Tätigkeit täglich damit konfrontiert. Den ganzen Tag dreht sich bei mir alles nur um die Kulinarik – kein Wunder also, dass mich das Thema auch für meine KI-Kunst inspiriert. Anfangs war ich vor allem daran interessiert, möglichst realistische Bilder von Gerichten zu erzeugen. So lernte ich, meine Prompting-Techniken zu verfeinern.

Mittlerweile bin ich viel mehr davon fasziniert, Bilder zu kreieren, die man mit klassischer Fotografie nicht schafft. Dank KI kann ich auch die abgefahrensten Vorstellungen visuell umsetzen.

Gibt es in dem Zusammenhang Motive, die bei Ihren Werken immer wieder auftauchen?

Nein, nur Fleisch gehört definitiv nicht zu meinen Favoriten. Was immer wieder in meinen Bildern auftaucht, sind Lebensmittel an Orten, wo sie nicht hingehören, aber wo ich sie in meiner Fantasie sehe. Etwa als Erdbeer-Zungen oder Haarersatz.

Haben Sie ein Lieblingswerk, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Ja, der Popcorn-Boy (s. oben). Ich habe Stunden daran gearbeitet, bis seine Frisur, sein Gesicht und seine Pose meiner Vorstellung entsprachen.

Das klingt nach großer Leidenschaft. Welchen Stellenwert nimmt die KI-Kunst in Ihrem täglichen Leben ein?

Im Moment ist die KI-Kunst vor allem eine private Leidenschaft. Ich würde es aber nicht ausschließen, dass sie zukünftig auch in meiner beruflichen Tätigkeit eingesetzt wird.

Welches KI-Tool nutzen Sie denn am liebsten?

Ich habe sämtliche gängigen Bildgenerierungs- Tools ausprobiert, dabei entspricht Midjourney meinen Bedürfnissen am ehesten. Das Arbeiten mit einem Bildgenerierungs- Tool ist immer auch ein bisschen zufällig, die KI macht ja meistens nicht auf Anhieb genau das, was man sehen möchte. Zum finalen Bild zu kommen, ist oft ein langer Prozess von Prompt-Anpassungen und gezielten Korrekturen im Bild.

Haben Sie klare Vorstellungen oder lassen Sie sich lieber von der KI überraschen?

Auch wenn ich oft eine ziemlich genaue Vorstellung davon habe, wie mein Bild aussehen soll, versuche ich, offen zu bleiben und nicht gleich von Anfang an jedes Detail kontrollieren zu wollen. Denn es kommt oft vor, dass die KI meinen Prompt zwar nicht in die Richtung umsetzt, in der ich mein Bild haben möchte, dafür etwas völlig Überraschendes anbietet, das mich noch viel mehr inspiriert als meine ursprüngliche Idee.

Manchmal spiele ich auch bewusst mit der KI und lasse mir zu einem relativ offenen Prompt ganz viele Vorschläge generieren. Oft ist ein überraschendes Ergebnis darunter, das mich auf eine neue Idee bringt.

Wie beginnen Sie die Generierung der KI-Werke, wenn Sie eine neue Idee haben?

Meistens beginne ich mit einem vielversprechenden Prompt und generiere daraus erstmal sehr viele Varianten. Sobald eine darunter ist, die meine Vorstellung annähernd trifft, baue ich diese weiter aus, indem ich meinen Prompt verfeinere und einzelne Bereiche im Bild weiterbearbeite.

Ihre Bilder haben immer eine ähnliche Handschrift und dadurch einen Wiedererkennungswert. Wie gelingt es Ihnen, dass die KI eine konstante Bildästhetik beibehält?

Ich verwende dafür oft Midjourneys Style Tuner. Diese Funktion kreiert zu einem Prompt eine ganze Reihe von Bildpaaren in verschiedenen Bildstilen, zwischen denen es zu entscheiden gilt. So ermittelt Midjourney den gewünschten Stil und liefert eine sogenannte Style-ID, die man dem eigenen Prompt hinten anstellt, um die Bildsprache letztlich konstant zu halten.

Wie geht es weiter, sobald Sie mit der Generierung des KI-Bildes zufrieden sind?

Wenn ich irgendwann mit dem Ergebnis zufrieden bin, mache ich ein Upscale, das heißt, ich lasse es ohne Qualitätsverlust hochrechnen. Hier und da bearbeite ich das Bild auch noch in Photoshop, retuschiere beispielsweise kleine Fehler weg, ändere die Helligkeit oder den Kontrast, bevor ich es definitiv auf meinem Instagram- Account publiziere.

Welche Chancen und Vorteile sehen Sie in der künstlerischen Arbeit mit KI?

Der Vorteil der Bildgenerierung mit KI ist, dass sich Bilder erzeugen lassen, die man mit einem klassischen Fotoshooting nicht hinbekommen würde, höchstens vielleicht mit sehr aufwendigen Photoshop- Retuschen.

Für künstlich generierte Bilder ist kein besonderes Equipment notwendig, es braucht also kein Studio, keine Location, keine Models und auch kein besonderes Wetter oder eine bestimmte Tageszeit. KI-Bilder sind auch eine tolle Möglichkeit, eine visuelle Idee schnell und unkompliziert darzustellen, etwa als Vorlage für ein echtes Fotoshooting.

Gibt es bei den Vorzügen künstlich generierter Bilder für Sie auch Nachteile im Vergleich zur Fotografie?

Der Nachteil von KI-generierten Bildern ist ganz klar, dass darin oft viele Details nicht ganz stimmen. Finger sind beispielsweise häufig seltsam geformt, Körperhaltungen wirken manchmal sehr künstlich. Es braucht dann jede Menge aufwendige Detailarbeit, diese Fehler auszumerzen. Alles in allem ist ein künstlich generiertes Bild mit sehr viel Aufwand verbunden.

Ein realer Fotograf kann sehr vieles selbst bestimmen, besonders in der Food-Fotografie lässt sich praktisch jedes Detail kontrollieren. Mit einem KI-Tool ist man jedoch immer auch etwas dem Zufall ausgeliefert. Fast immer sieht man KI-Bildern auch an, dass sie nicht real sind. Aber manchmal spielt das ja auch keine Rolle, zum Beispiel bei Illustrationen. Auch diese lassen sich mit Bildgenerierungs-Tools erstellen.

Gibt es Künstlerinnen und Künstler oder bestimmte Werke, die Sie inspirieren?

Mir gefallen besonders die KI-Bilder von Vanessa McKeown, die auf Instagram unter @vanessamckeown zu finden ist, aber auch die klassisch fotografierten Food-Bilder von Alex Lau (Instagram @ihatealexlau, Anm. d. Red.). Es gibt so viele mehr – es fällt mir echt schwer, die Übersicht zu behalten.

Möchten Sie auch zukünftig weiterhin mit Künstlicher Intelligenz arbeiten, um Bilder zu generieren? Gibt es bereits Ideen, denen Sie sich in Zukunft widmen möchten?

Ja, klar. Die Tools werden immer besser und bieten regelmäßig neue Funktionen an. Es ist wichtig, am Ball zu bleiben, um nicht den Anschluss zu verpassen. Ich werde bestimmt auch weiterhin meine Food-Fantasien mit KI ausleben und möchte mich auch vermehrt künstlich generierten Videos widmen.

Die KI-Künstlerin

Erica Angelone lebt mit ihrem Mann und Teenager-Sohn in Zürich (CH). Beruflich ist sie Leiterin der Redaktion und Gestaltung bei einem bekannten Schweizer Food- Magazin. Sie hegt eine große Leidenschaft für das Thema Essen und Trinken.

In ihrer beruflichen Tätigkeit geht es jeden Tag um die perfekte Inszenierung von Gerichten und ansprechende Food- Fotografie. Als passionierte Hobbyfotografin macht Erica Angelone gerne Aufnahmen der Straßen ihrer Stadt oder auf Reisen.

Wegen ihrer Neugierde und Experimentierfreudigkeit hat sie die Erstellung von Bildern mithilfe von Künstlicher Intelligenz sofort gepackt.

Instagram: @prompt_bites (KI-Werke), @signora_angelone (Fotografie)

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