Test

Mittelformatkamera Fujifilm GXF 50R: Die große Kompakte

FUJIFILM | Wer würde 4.500 Euro für eine Kamera ausgeben – ohne Objektiv? Nach dem Labor- und Praxistest der GFX 50R sind wir überzeugt, dass die neue Mittelformatkamera von Fujifilm den Weg zu ihren Käufern finden wird. Hier scheint der hohe Preis schon fast ein Schnäppchen zu sein.

Aufnahmen aus unserem Testlabor finden Sie auf der Heft-CD, die der DigitalPHOTO-Printausgabe 3/2019 beiliegt.

Rückblick photokina 2018: Die Kölner Fotomesse mit ihrer Vielzahl an spannenden Technikneuheiten findet mit der Ankündigung der Fujifilm GFX 50R ein weiteres Highlight. Bereits vor zwei Jahren konnten wir mit der GFX 50S spiegellose Mittelformatluft schnuppern. Es fiel schwer, die Kamera beiseitezulegen. Bereitete die Kombination aus spiegellosem System und extrem hoher Auflösung des Mittelformatsensors doch große Freude. Auch die damalige Leistung im DigitalPHOTO-Testlabor sprach für sich. Nun ist das neue Schwestermodell erhältlich: die GFX 50R. Die spiegellose Neuheit im Messersucherstil ist rund 145 Gramm leichter und 2,5 cm schmaler als der erste GFX-Wurf. Das spielt mobilen Fotografen in die Karten. Denn dank wettergeschütztem Gehäuse mit 64 Abdichtungen ist die neue 688 Gramm leichte Fujifilm wie für den Außeneinsatz geschaffen.

Der CMOS-Sensor im 4:3-Format löst wie der, der GFX 50S, 51,4 Megapixel auf. Er misst 43,8 x 32,9 mm und ist damit etwa 1,7-mal so groß wie der Sensor einer Vollformatkamera. Generell ist vieles der GFX 50R von dem deutlich klobigeren Schwestermodell bekannt. Auch wenn zwischen den Kameras rund zwei Jahre liegen, ist das kein Kritikpunkt: Der X-Prozessor Pro verarbeitet die 113 MB großen RAF-Dateien zügig. Der ISO-Bereich reicht nativ bis 12.800 und lässt sich auf bis 102.400 erweitern. Die Abbildungsqualität im Testlabor ist beeindruckend. Bei ISO 100 liefert die neue Mittelformatkamera einen Dynamikumfang von elf Blendenstufen und löst im Bildzentrum über 3.100 Linienpaare pro Bildhöhe auf. Stark! Bis einschließlich ISO 3.200 sind die Fotos extrem hochauflösend und rauscharm.

Fujifilm GFX 50R

1 Elektronischer Sucher: Dank einer Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten fällt die Übersicht im elektronischen Sucher hervorragend aus.

Touchdisplay: Das rückseitige Display misst in der Diagonalen 3,2 Zoll und ist nach oben und unten kippbar. Die Auflösung des Displays ist mit 2,36 Mio. Bildpunkten ausreichend hoch.

3 SD-Kartenslot: Die Bilddaten werden über einen Dual-Kartenslot auf bis zu zwei SD-Speicherkarten gesichert.

Mittelformatkamera mit bekannter Bedienoberfläche

Fujifilm-Fotografen werden sich mit der Bedienung der GFX 50R schnell zurechtfinden. Die rückseitige Bedienoberfläche ähnelt samt kippbarem Touchdisplay der des Schwestermodells. Der Monitor misst 3,2 Zoll, löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf und lässt sich nach oben sowie unten neigen. Fujifilm hat bei der GFX 50R allerdings auf eine seitliche Kippfunktion verzichtet. Das kann Nachteile beim Fotografieren im Hochformat mit sich bringen. Ebenso bietet die Messsucher-Mittelformatkamera kein Steuerkreuz. Beide Ausstattungsmerkmale bleiben der 1.000 Euro teureren GFX 50S vorenthalten. Der elektronische OLED-Sucher der Fujifilm GFX 50R ist nicht mittig, sondern in der oberen linken Gehäuseecke angeordnet. Mit einer hohen Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten, 0,77-facher Vergrößerung und 100-prozentiger Bildfeldabdeckung liefert er eine einwandfreie Übersicht auf das Fotomotiv. Wie für eine Digitalkamera von Fujifilm üblich, bringt auch die GFX 50R eine Reihe beliebter Filmsimulationen mit. Außerdem sind viele automatische Reihenaufnahmen für beispielsweise ISO-Wert, Weißabgleich und Fokus möglich.

Neu ist ein integriertes Bluetooth-Modul, mit dem sich Fotos drahtlos und energiesparend auf ein kompatibles Mobilgerät senden lassen. Dafür ist die kostenfreie Fujifilm Camera Remote App (für Android und iOS) erhältlich. Für Videos ist die GFX 50R ähnlich wie ihr Schwestermodell nur bedingt zu gebrauchen. Bei Full-HD-Auflösung und einer Bildrate von 30 Bildern pro Sekunde schiebt Fujifilm seiner Neuheit den Riegel vor. Innovative Videomodi, wie sie beim APS-C-Topmodell X-T3 zu finden sind, vermisst man hier. Der Hersteller macht klar, dass sich die Stärken der Kamera auf das Einzelbild beschränken – denn auch das Fotografieren in Serie ist nur überschaubar möglich: In unserem Testlabor kommt die GFX 50R bei paralleler Aufzeichnung in JPEG und RAW auf gerade einmal 2,9 Bilder pro Sekunde. Fotografen, die bevorzugt actionreiche Szenen aufnehmen, sind mit anderen Kameras deutlich besser bedient.

Fujifilm GFX 50R

Blitzschuh: Wie schon die GFX 50S verzichtet auch die GFX 50R auf einen Aufklappblitz. Ein Blitzschuh schlägt die Brücke zu externen Blitzgeräten.

Retrodesign: Auf das Schulterdisplay der GFX 50S verzichtet die GFX 50R. Ansonsten sind die Einstellelemente im Stil der Fujifilm-Kameras erhalten.

6 Handgriff: Fujifilm verbindet mit einem kompakten Design der Mittelformatkamera GFX 50R das Beste aus Mobilität und Ergonomie.

Zielgruppe: Profis mit Geduld

Die Fujifilm GFX 50R überzeugt in Abbildungsqualität, Ausstattung und Haptik zu einem fairen Preis: 4.499 Euro sind für die Neuheit angemessen. Interessenten des Mittelformatsystems sollten sich allerdings über die Folgekosten durch passende Optiken bewusst sein. Die GF-Objektive sind nämlich nicht nur hochauflösend, sondern auch hochpreisig. Beispielsweise kostet das Fujinon GF 45mm F2.8 R WR satte 1.799 Euro. Die Auflösung der GFX 50R haben wir mit dem Fujinon GF 120mm F4 R LM OIS WR Makro getestet, das für 2.899 Euro zu haben ist. So summiert sich eine Mittelformatausrüstung bestehend aus der GFX 50R und drei kompatiblen GF-Optiken schnell auf etwa 10.000 Euro – eine hohe Summe, wenngleich das Pro-System fair bepreist ist. Alternativ zu den Mittelformatobjektiven bietet die GFX 50R auch einen Kleinbildmodus an, bei der lediglich eine Fläche von 36 x 24 mm des Sensors verwendet wird. So können per Objektivadapter Kleinbild-Objektive an der GFX 50R verwendet werden. Aber wer will das schon machen? Alternative und hochauflösende Systemkameras mit Vollformatsensor bietet der Markt mittlerweile mit der Sony Alpha 7R III sowie der Nikon Z 7. Fotografen, die zwar viel Auflösung, aber ein kompakteres Kamera- sowie Sensorformat bevorzugen, sind bei diesen beiden Kameras besser aufgehoben.

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Fazit

Die Fujifilm GFX 50R schafft den Spagat zwischen durchweg professioneller Leistung und stilvollem Understatement. Sowohl in Bezug auf Bildqualität, Ausstattung und Haptik als auch auf den Preis überzeugt die Neuheit. Klar, 4.499 Euro sind eine große Summe für eine Kamera, dennoch stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Fotografen, deren Motive von der hohen Auflösung profitieren, werden mit der Fujifilm GFX 50R garantiert viel Freude haben. Günstigere Vollformat-Alternativen sind bei Sony und Nikon zu finden.

Bewertung
Name
Fujifilm GFX 50R
Pro
  • Fantastische Auflösungswerte und ein sehr hoher Dynamikumfang.
  • Kompaktes Kameradesign trotz großem CMOS-Mittelformatsensor.
  • Gute Ausstattung, toller OLED-Sucher.
  • Übersichtliche Bedienoberfläche.
Contra
  • Videomodus reicht nur bis Full-HD (30p).
  • Monitor nur nach oben und unten kippbar.
Preis
4499 EUR
Bewertung
(87%)
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