Das SIGMA Telezoom 28-105mm F2,8 DG DN | Art ist ein flexibler Begleiter und für stimmungsvolle Personenaufnahmen ideal. Redakteur Jörg Rieger Espíndola hat das Objektiv im Kunstatelier einem Praxistest unterzogen.
SIGMA 28-105mm F2,8 DG DN | Art: lichtstarkes und vielseitiges Standardzoom
Telezooms verbindet man meist mit dem Oberbegriff Reiseobjektiv, und überspitzt gesagt: „Hat man, kennt man… und ein wenig langweilig“. Dass das auch anders geht, beweist das SIGMA 28-105mm F2,8 DG DN | Art mit raffinierter Bauweise und einer Ausstattung, die selbst so manche Festbrennweite alt aussehen lassen.
Die durchgehende Blende von 2.8 ermöglicht schöne Hintergrundunschärfe in allen Zoomstufen und lässt genug Licht durch, um auch abseits von Sonne, Strand und Meer zu fotografieren.
Das war mir Anlass genug, exakt das mit dem Objektiv und in Verbindung einer Sony-Kamera zu machen: Praxischeck im Kunstatelier, denn wo könnte sich ein Objektiv der SIGMA „Art“-Serie besser zu Hause fühlen?
Das Setup: Das Atelier von David Dannwolf im Künstlerquartier „Alter Schlachthof“ in Pforzheim. Schön: Zu Beginn hatten wir einen tollen Lichteinfall von der Herbstsonne und raffinierterweise Jalousien und große Kippfenster, um diesen so zu steuern, dass es für die Motive passt.
Weniger schön: Später am Abend waren wir auf das typische Neonröhrenlicht an der Decke in Verbindung mit einem zusätzlichen Kunstlicht-LED-Spot angewiesen.
Aber, Challenge accepted und los geht es! Zu Beginn geht es mit klassischen Porträtfotos mit den letzten Herbstsonnenstrahlen los. Hier fotografiere ich fast ausschließlich mit Blende 2.8 und einem Zoom im Bereich von 80-100 Millimeter Brennweite. Das ist für Porträtfotografie ideal und ich liebe starke Unschärfen, die schon sehr früh beginnen.
In Sachen ISO müssen wir nicht viel machen, das Licht ist noch ausreichend, um im unteren Bereich zu bleiben. Die Porträts mit den großen Lichtstreifen sind im Ergebnis ausdrucksstark und passen zu Davids Gemälden mit den starken, einprägsamen Konturen ganz wunderbar.
Meine Idee war, den Künstler eben nicht mit klassischem Porträtlicht, sondern anders festzuhalten. Im Review später in der Bildbearbeitung muss ich sagen: Die Schärfe passt und sitzt da, wo sie sein soll, Kamera und Objektiv arbeiten hier perfekt zusammen.
Im ersten Shooting-Part habe ich hauptsächlich mit maximal offener Blende von 2.8 gearbeitet. Doch dann wollte ich mit der Schärfentiefe experimentieren, und zur Einstellung der Blende hat SIGMA ein kleines Extra verbaut: Die Blende wird am Ring normalerweise klassisch mit spür- und hörbarer Einrastung verstellt.
Per Knopfdruck schaltet man die De-Klick-Funktion ein und hat dann eine komplett lautlose und übergangslose Blendenjustierung. So trägt man sowohl dem Videografen, der im Film später sicher kein Blendenklickern hören will, Rechnung, als auch dem klassischen Fotografen, der mit dem Raster sicher besser bedient ist.
Ich mag diesen Modus im Shooting sehr.
Wir haben das Objektiv natürlich auch im Labor getestet – hier kommt ihr direkt zum Beitrag:
Filmen mit dem SIGMA 28-105mm F2,8 DG DN | Art
Video mit dem SIGMA-Telezoom? Das klappt erstaunlich gut. Ich habe dazu die Kamera mit Objektiv auf einen Gimbal montiert und den Künstler beim Arbeiten gefilmt. Das Ausbalancieren ist schnell erledigt. Dank der kompakten und recht leichten Bauweise bleibt der Gimbal auch bei „radikalen“ Zoomänderungen von Weitwinkel auf Tele gut im Gleichgewicht.
Für den Profieinsatz ist hier interessant, dass das sogenannte Fokusbreathing in diesem Objektiv von SIGMA auf ein Minimum reduziert wurde. Das ist beim Filmen eines Interviews nicht ganz so entscheidend, aber bei anspruchsvolleren Motiven mit Perspektive ein echtes Plus.
Für das Interview mit dem Künstler habe ich zudem den Blendenring auf „lautlos“ umgeschaltet und direkt losgefilmt. Mit ein klein wenig Übung schafft man es problemlos sehr schnell, elegante, stufenlose Zooms zu erzeugen – denn die Einstellung geschieht in einer für meine Begriffe perfekten Balance aus Leichtgängigkeit und Stabilität der gerade gewählten Zoomstufe.
Im Gespräch mit David Dannwolf: „Farbe ist Energie“
DigitalPHOTO: „David, was bedeutet es für dich, wenn deine Kunst fotografisch festgehalten wird?“
David Dannwolf: „Das gibt mir die Freiheit, mich komplett auf meine Arbeit zu konzentrieren, ohne mich ablenken zu lassen. Wenn jemand wie du als Fotograf flexibel arbeitet und mich einfach machen lässt, kann ich ungezwungen und spontan agieren.
Es fühlt sich an, als ob ich eine unsichtbare Dokumentation bekomme, die meine Arbeit in ihrem Entstehungsprozess zeigt. Besonders die Lichtstärke der genutzten Technik hilft, selbst die oft dunklen Farben und Kontraste in meinen Werken perfekt abzubilden.“
„Welche Rolle spielt Farbe in deiner Kunst?“
„Für mich ist jede Farbe eine Stimmung, eine Energie. Farben sprechen oft für sich selbst und transportieren die Emotionen, die ich in meinen Werken vermitteln möchte. Es ist mir wichtig, dass die Farben so authentisch wie möglich eingefangen werden, weil sie das Fundament meiner Arbeiten sind.“
„Gibt es bestimmte Themen, die dich in deiner Kunst besonders inspirieren?“
„Ja, ganz klar: Körperformen und Emotionen. Der menschliche Körper ist unglaublich ausdrucksstark, und ich versuche, seine Bewegungen und seine Geschichten in meinen Bildern einzufangen.
Dabei arbeite ich oft mit übertriebenen Formen oder ungewöhnlichen Perspektiven, die Emotionen intensivieren. Es geht mir darum, die Grenzen des Gewöhnlichen zu sprengen und den Betrachter zu fesseln.“
Im Anschluss an das Interview geht es an die Action und ich fotografiere den Künstler direkt bei der Arbeit und im kreativen Prozess. Da es mittlerweile Abend ist, sind wir komplett auf Kunstlicht angewiesen.
Das Mischlicht aus Neonröhren und LED-Spot ist nicht ideal, die Sony-Kamera gleicht das aber sehr gut aus und ich kann mich voll auf die Fotografie konzentrieren. Für jemand wie mich, der normalerweise eher mit Festbrennweite fotografiert, ist die Arbeit mit dem SIGMA-Telezoom 28-105 wirklich eine Erleuchtung.
Die Möglichkeit, mit einem Dreh von Weitwinkel ins starke Zoom zu wechseln, ermöglicht spontanes Arbeiten. Dazu kommt ein superschneller, leiser und präziser Autofokus mit HLA-Linearmotor. Und so entstehen ganz nebenbei sehr schöne Detailaufnahmen beim Mischen der Farben oder Details beim Auftragen der starken Pinselstriche auf die Leinwand.
Das Objektiv ist kein Makroobjektiv, aber mit der Naheinstellgrenze von 40 Zentimeter über den gesamten Brennweitenbereich gelingen trotzdem fantastische Close-ups. In Verbindung mit unserer Vollformat-Kamera konnte ich in der Nachbearbeitung auch noch problemlos entsprechend Ausschnitte wählen.
Im Shooting hatte ich das SIGMA 28-105 F2.8 DG DN Art mit dem Anschluss für spiegellose Sony-Kameras, also E-Mount, im Einsatz. Für Panasonic, Leica und Sigma mit L-Mount ist es ebenfalls mit identischen Spezifikationen verfügbar.
DigitalPHOTO-Fazit
Ich hatte mit dem Telezoom von SIGMA jede Menge Spaß beim Shooting und war ehrlich über die sehr gute Abbildungsleistung überrascht. Die Verarbeitung und Haptik des Objektivs sind hochwertig. Und so durchdachte Details wie der Blendenring mit Einrastung oder wahlweise softer Verstellung weiß man im Foto-Alltag schnell zu schätzen.
Beim Arbeiten hat mir gefallen, dass dank der durchgehenden Blende von 2.8 ein Objektivwechsel entfällt und man trotz „Megazoom“ keine Kompromisse in Sachen Kreativität und Qualität machen muss.
In Verbindung mit dem geringen Gewicht von nicht einmal einem Kilogramm ist das SIGMA 28-105 F2.8 DG DN Art ein echtes Multitalent und lädt dazu ein, es auch außerhalb klassischer Einsatzgebiete auszuprobieren.
Das SIGMA 28-105mm F2,8 DG DN | Art setzt neue Maßstäbe in der Welt der spiegellosen Systemkameras mit Vollformatsensor. Es bietet nicht nur eine beeindruckende Weitwinkel- bis mittlere Telebrennweite, sondern überzeugt auch mit einer durchgängigen lichtstarken Blende von F2,8.
Dieses Objektiv vereint herausragende optische Leistung, exzellente Verarbeitungsqualität und eine Vielzahl professioneller Funktionen, die es zu einer der vielseitigsten Objektiven auf dem Markt machen.