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Ratgeber

Die perfekten Posen in der Boudoir-Fotografie

Boudoir steht für unwiderstehliche Weiblichkeit und die Sehnsucht nach dem Echten. Die Bilder dieses Genres wirken oft zufällig und beiläufig, sind aber mit viel Gespür komponiert. Wie das geht, erfahren Sie hier anhand der imposanten Fotos und nützlichen Tipps der Profifotografin Dr. Jamari Lior.

Posen in der Boudoir-Fotografie

Buchtipp

Erfahren Sie von Dr. Jamari Lior, wie Sie Models ausdrucksstark in Szene setzen. Die Autorin gibt Ihnen Tipps für Setting und Styling und erklärt, wie Sie den richtigen Moment isolieren, mit fotografischen Tricks das gewisse Etwas erzeugen und einzigartige Kunstwerke zaubern. Freuen Sie sich auf inspirierende Bilder und Anregungen der erfahrenen Fotografin in „Boudoir & Burlesque: So gelingen glamouröse Fotos“.

BILDNER Verlag | 208 Seiten | 24,90 Euro | ISBN: 978-3-832805920

Eine erotische Aufladung erfuhr der Begriff „Boudoir“ durch das Werk des Schriftstellers Marquis de Sade, das für die Töchter reichen Hauses bestimmt war. Darin geht es um die Erziehung der fünfzehnjährigen Eugénie; es umfasst moralische Betrachtungen zum Sexualverhalten ebenso wie praktische Sexualkunde.

Seit dem 20. Jahrhundert hat der Begriff auch in der Fotografie seinen Platz gefunden. Es geht um erotisch anmutende Fotos, die in eleganten Interieurs aufgenommen werden. Die Modelle tragen dabei häufig nur schicke Wäsche. Manchmal wird Boudoir einfach mit Erotik gleichgesetzt – das trifft aber eigentlich nicht den Wortsinn und mag primär dazu dienen, einen eleganteren und weniger eindeutigen Begriff als „Erotik“ zu finden, um leichter willige Modelle aufzutreiben. Boudoir ist nicht auf einen bestimmten Modeltyp festgelegt.

Eine gewisse Körperbeherrschung und Kontrolle über den Gesichtsausdruck – kurz ein gewisses schauspielerisches Talent – sind wie beim Modeln allgemein von Vorteil, aber bisweilen reicht es schon, die Anweisungen des Fotografen oder der Fotografin genau auszuführen. Natürlich muss Boudoir nicht Akt oder Dessous bedeuten.

Im Boudoir im Sinne von Ankleidezimmer kann man durchaus mehr tragen: Corsagen, Tüll- oder Reifröcke, all das eignet sich für das Boudoir-Thema. Je erotischer Sie das Thema angehen möchten, desto mehr lohnt es sich, nach Modellen Ausschau zu halten, die in diesem Bereich bereits Erfahrung gesammelt haben und wahrscheinlich eine entsprechende Gage verlangen.

Sie finden passende Modelle in Foren wie der Modelkartei, im Akt-Channel der Fotocommunity oder in entsprechenden Facebook-Gruppen. Kommunizieren Sie Ihre Ideen klar und erläutern Sie, wo Sie Veröffentlichungen vorsehen, damit alles konfliktfrei abläuft.

Emotionsgeladene Posen

Bei Boudoir-Posings geht es meist darum, den Körper attraktiv aussehen zu lassen und ggf. eine erotische Spannung einzubringen. Ob man Posings stark korrigieren sollte, ist eine Grundsatzfrage – manche Fotografierenden korrigieren bis zum kleinen Finger, andere sagen gar nichts.

Wenn Bilder möglichst atmosphärisch wirken sollen und sich das Model richtig in seine Rolle einfühlt, kann es besser sein, nur wenig zu kommentieren und das Model, dessen Bewegungen sich in einem ruhigen Fluss befinden dürfen, einfach agieren zu lassen und häufig abzudrücken.

Attraktiv-feminine Standposen

Eine feminine und für viele Situationen passende Standpose verlagert das Gewicht auf eine Hüfte, sodass ein Bein Stand-, das andere Spielbein wird. Das Spielbein klappt das Knie leicht seitlich über das zweite Knie. Diese Beinstellung bietet eine perfekte Basis für zahlreiche Arm- und Oberkörperhaltungen.

Der Begriff „Boudoir“

„Boudoir“ ist schon fast ein lautmalerisches Wort – es kommt vom französischen „bouder“ (schmollen) und meint eigentlich den Raum im Schloss oder Herrenhaus, in den sich die Dame zurückziehen konnte. Mit der Zeit setzte sich der Begriff für das Ankleidezimmer durch.

Hier machte sich die Dame schön, puderte Haut und Haar und ließ ihr Korsett schnüren. Oft war das Boudoir ein Raum zwischen Wohn- und Schlafzimmer, ein Zwischenraum, der sich der Öffentlichkeit einerseits entzog, andererseits aber weniger privat war als die Schlafgemächer.

Sollen die Hände in die Hüfte gestemmt werden, achten Sie darauf, dass die Ellenbogen nicht zu weit nach hinten wegklappen, parallel sieht es am besten aus. Aufgelockert wird die Pose durch den Bezug auf Requisiten (s. Bild oben), etwa, wenn das Model einen Fächer hält oder sich auf einem Sofa abstützt. Die Hände in den Haaren ergeben eine schöne Armpose, die das richtige Diva-Flair erzeugt.

Ein stehendes Model fotografieren Sie meistens von unten – das streckt den Körper. Allerdings wird dies durch zwei Faktoren erschwert: So sollten Sie, wenn Sie ein Bild klassisch erscheinen lassen wollen, fliehende Linien vermeiden. Von tief unten werden aber z. B. Möbel, die sich hinter dem Model befinden, rasch verzerrt.

Außerdem haben Sie bei geringer bis normaler Deckenhöhe das Problem, dass Ihnen der Hintergrund ausgeht – der Kopf des Models ragt dann in die Decke. In solchen Situationen bietet es sich an, auf Ganzkörperbilder im Stehen zu verzichten und stattdessen die stehende Pose im Kniebereich zu schneiden. In dem Fall müssen Sie nicht von so weit unten fotografieren und die Proportionen sehen immer noch attraktiv aus.

Perspektive bei Sitzposen

Welche Sitzposition geeignet ist, hängt fundamental von der Höhe der Kamera ab. Fotografieren Sie ein auf dem Boden sitzendes Model von unten, eignet sich eine seitliche Beinpose, meist ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt. Jamari z. B. bevorzugt es, das vordere Bein anzuwinkeln, sodass man beide Füße sehen kann.

Der Nachteil daran: Der vordere Oberschenkel wirkt dann, wenn das Model keinen langen Rock, sondern eine Hose oder Dessous trägt, relativ breit. Wenn Ihnen das nicht zusagt, lassen Sie Ihr Model die Beine tauschen. Von oben fotografiert, sieht es schön aus, wenn das Model die Beine nach vorne streckt, das obere etwas angewinkelt.

Würden Sie von unten fotografieren, das Model die Beine zur Kamera streckend, ergäbe sich meist kein vorteilhaftes Bild: Der Beinraum wäre sehr kurz, die Schuhsohlen dominant. Sitzt ein Model auf einem Sessel oder einer Couch, eignet sich die niedrige Perspektive vor allem für seitliches Sitzen. Hat es die Beine auf der Couch, können Sie auch von oben ein schönes Foto erzielen.

Kostüm und Pose

Lesen Sie hier, worauf Sie auch beim Posing in Kombination mit der Kleidung achten sollten.

Es gibt eine ganze Matrix von Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen, und so lässt sich auch das Posing nicht isoliert betrachten: Ein Posing, das bei einem Kostüm gut geeignet ist, mag beim nächsten seltsam aussehen; ein Posing, das einer schlanken Frau steht, mag an einer kräftigen unelegant wirken und umgekehrt.

Für unerfahrene Modelle und Fotografierende gilt: Je mehr Kleidung, desto einfacher ist es. Dies betrifft vor allem die Beine: Sind sie von einem langen Rock, der möglichst über die Füße geht, verdeckt, kann man nicht allzu viel falsch machen. Achten Sie auf einen schönen Fall, auf attraktive Falten im Stoff.

Der Oberkörper und die Arme lassen sich nicht völlig verdecken, ein echtes Korsett kann aber für eine gute Haltung sorgen. Der Nachteil: Richtig geschnürt, können Wülste an der Hüfte und über dem Korsett entstehen, die unattraktiv aussehen. Ein Bolero sorgt dann für Abhilfe.

Arme und Hände

Auch hierzu gibt es keine Regel ohne Ausnahme: In den meisten Fällen wirken Arme vor allem dann vorteilhaft, wenn sie parallel zur Kamera platziert werden. Das bedeutet, sowohl der Ober- als auch der Unterarm werden möglichst auf einer Ebene zur Kamera bewegt. Das ist beispielweise beim typischen Hände-in-die-Hüfte-Stemmen der Fall.

Die Hände sollten möglichst von der Seite gezeigt werden, also weder die Handinnenflächen noch die Handaußenflächen zur Kamera zeigen lassen, da diese Bereiche meist recht groß sind und ungraziös wirken. Außerdem erscheinen die Finger bei einer frontalen Handhaltung oft sehr krumm.

Die richtige Stimmung

Das Posing ist eigentlich okay – aber irgendetwas fehlt, es wirkt nicht authentisch? Ihr Model kann sich vielleicht gerade nicht in die zu übernehmende Bildidentität einfühlen. Das mag daran liegen, dass es verlegen ist, gerade bei erotischen Shootingthemen nicht selten, oder dass es nicht so recht weiß, wie man sich in der jeweiligen Identität fühlen würde.

Dann hilft oftmals Musik, etwa dramatische Operetten für ein Boudoir-Shooting mit Vampir-Charakter. Auch im Hintergrund laufende Filme, die die richtige Atmosphäre transportieren, stellen eine Erleichterung dar – aber Achtung mit erotischen Filmen! Das wirkt völlig unseriös. Mit Kinofilmen und Klassikern gehen Sie auf Nummer sicher.

Natürliches Licht nutzen

Zum Schluss noch ein paar Tipps zur Lichtsetzung: Schöne Ergebnisse erzielen Sie auch mit dem verfügbaren natürlichen Licht. Sie können es bei Outdoor-Shootings oder in lichtdurchfluteten Räumen gut nutzen. Etwas weiter gefasst bedeutet „verfügbar“ auch das ohne Fotoabsichten in Innenräumen installierte Licht.

Indoor können z. B. vorhandene Leuchtstoffröhren zu einer ausreichenden Beleuchtung führen – in vielen Fällen ist aber das in Innenräumen verfügbare Licht nicht genug für vertretbare ISO-Werte.

Manchmal lässt sich dieses jedoch kombinieren, etwa, wenn Sie neben dem Deckenlicht noch eine Lichterkette einschalten oder die Lichter rund um einen Schminkspiegel nutzen. Der Vorteil: Lichtquellen, die auf dem Bild selbst sichtbar sind, zaubern ein ganz selbstverständliches Licht, die betrachtende Person stolpert nicht über ein Licht, das sich eigentlich nicht erschließt. Die unterschiedlichen Lichttemperaturen, etwa, wenn Sie Kerzenlicht mit dem Licht alter Glühbirnen kombinieren, wirken auch recht charmant.

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