Ratgeber

Nebel fotografieren: Fluch und Segen des beliebten Fotomotivs

Das wichtigste Wetterphänomen für alle wetterabhängigen Fotografinnen und Fotografen ist der Nebel. Er kann für tolle Motive sorgen oder tagelang jegliche Sicht in der Landschaft versperren.

Nebel fotografieren mit der richtigen Planung

Liegt im malerischen Alpental Nebel, aus dem majestätische Berge aufsteigen, sind eindrucksvolle Aufnahmen vorprogrammiert. Anders sieht es aus, wenn Nebel als lästige, graue Bewölkung praktisch alle Motive verdeckt. Kurzum: Nebel ist Fluch und Segen zugleich. Zusammen mit dem Wetterfotografen Bastian Werner schauen wir uns im vierten Teil unserer Serie diese Wettererscheinung an und zeigen, wie sich Nebel für Ihre Aufnahmen planen lässt.

Verschiedene Nebelarten

Zur konkreten Vorhersage ist ein Verständnis der drei wichtigsten Arten von Nebel essentiell:

  • Feine Nebelschleier
  • Nebel
  • Bodennebel

„Die dezenteste Ausprägung des Nebels sind die feinen Nebelschleier, welche nach einer sternenklaren Nacht Wiesen und Täler zieren“, sagt Bastian Werner. Diese Art des Nebels bildet sich fast ausschließlich in der Nacht, denn ohne die Einstrahlung der Sonne kühlt sich die Luft am Boden ab, die relative Luftfeuchtigkeit steigt an und wenn diese 100 % erreicht, bildet sich Nebel.

„Wichtig ist, dass es wolkenfrei ist, denn nur dann kann die Wärme in das Weltall hinaus entweichen“, so Werner. Auch darf kein nennenswerter Wind wehen, dieser würde die kalte Luft am Boden mit der wärmeren Luft darüber vermischen und es würde zu kaum einer Abkühlung kommen. Damit es auch bei feinen Nebelschleiern bleibt, darf die Luft nicht zu feucht sein. Es sollte deshalb abends und am Tag zuvor nicht regnen.

Am besten ist es, wenn die relative Luftfeuchtigkeit vor Beginn einer wolkenlosen, windstillen Nacht etwa 70 % beträgt. „Wenn die Luft dann über Nacht abkühlt, erreicht diese gerade so 100 % relative Luftfeuchtigkeit am Morgen“, erklärt Werner und führt weiter aus:

„Gut ist es auch, wenn sich Fluss, See oder feuchte Wiesen etc. am Fotospot befinden, dort bilden sich dann die Nebelschleier.“ Der dichte Bodennebel hingegen liegt nicht mehr in Form feiner Schleier vor, dieser kann sich mehrere Dutzend Meter vom Boden nach oben erstrecken und bedeckt Dörfer und Städte unter sich.

Doch wenn man nur einige Meter aufsteigt, hat man wiederum eine freie Sicht. Solch dichter Bodennebel entsteht ähnlich zu den Nebelschleiern über Nacht. „Wichtig ist, dass genügend Feuchtigkeit zur Verfügung steht, es sollte bereits am Abend verbreitet eine relative Luftfeuchtigkeit von über 90 % flächig vorhanden sein“, sagt Werner.

Nebel vorhersagen

„Um zu sehen, wie die relative Luftfeuchtigkeit an einem bestimmten Termin sein wird, empfehle ich Ihnen die Website www.kachelmannwetter.com. Dort finden Sie unter Vorhersage das ,Mitteleuropa Super HD‘-Wettermodell. Schauen Sie abends zur Uhrzeit des Sonnenuntergangs und morgens zur Zeit des Sonnenaufgangs die entsprechenden Parameter an. Haben Sie sich einen Termin drei Tage im Voraus herausgesucht, an welchem es Nebel geben könnte, sollten Sie die Modellkarten weiter beobachten und immer wieder schauen, ob sich etwas an der Prognose geändert hat.

Wenn auch einen Tag vor dem Morgen, an welchem Sie Nebel fotografieren möchten, die Prognose gut aussieht, dann sollte Ihrer Fototour nichts mehr im Wege stehen“, erklärt der Wetterfotograf.

Auch die Wetter-App Viewfindr, die Werner mitentwickelt hat, verfügt über zahlreiche Parameter der Nebelvorhersage: „Der Nebel-Parameter sagt feine Nebelschleier auf Wiesen, Mooren, Seen vorher. In engen Flusstälern im Gebirge zeigt er an, ob diese mit Nebel gefüllt sind. Für überregional verbreiteten, dichten Nebel, der auch in Städte vordringt und ganze Landstriche ausfüllt, verfügt die App über den Parameter Dichter Nebel. Hierbei sagt die App Nebel mit einer Dicke von mehr als ~50 m voraus“, so Werner.

Sprich: Es gibt inzwischen zahlreiche Hilfsmittel und Online-Wetterstationen, die anzeigen, ob auf Ihrer nächsten Fototour Nebel zu erwarten ist. Vorbereitung ist in der Wetterfotografie das A und O.

Der Fotograf

Bastian Werner ist Sturmjäger und Wetterfotograf. Sein Leben widmet er den Wetterereignissen unseres Planeten, die er in Bild- und Videoaufnahmen festhält. Sein Wissen gibt der 29-Jährige in Büchern, Videokursen, Workshops, auf Fotoreisen und seit neuestem auch in einer App weiter. Für ihn bestimmt das Wetter das Licht in der Landschaft. Durch gezielte Wetterbeobachtung kann er dann Misserfolge ausschließen.

www.bastianw.de

Die VIEWFINDR-App herunterladen

Die erste Wetter-App für Fotograf*innen, entwickelt von Bastian Werner und seinem Team.

Probieren Sie die App für 30 Tage in der Testversion; danach 2,99 € p. M.

https://viewfindr.net

für iOS 

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