Jeean Alvarez ist seit Jahren Profi und erfahren im Umgang mit Models – hier erklärt er, wie er mit den Menschen vor seiner Kamera kommuniziert und welche Details er im Vorfeld bespricht.
Kommunikation und Umgang mit Models
Licht, Location und Planung – das waren die großen Themen, mit denen wir uns im ersten und zweiten Teil dieser Fotopraxis-Serie mit dem Fotografen Jeean Alvarez auseinandergesetzt haben. Natürlich sind diese drei Punkte entscheidende Faktoren in der Fotografie, aber wenn wir Menschen ablichten, kommt es insbesondere auch auf die Kommunikation untereinander an – vor allem dann, wenn Aktaufnahmen erstellt werden.
Posing und helfende Tipps
„Bei mir kommt es sehr häufig vor, dass ich mit Models arbeite, die mitunter noch nie ein professionelles Shooting gemacht haben“, sagt Jeean Alvarez. Der erfahrene Fotograf aus Essen lichtet seine Modelle unter anderem für Magazine wie den Playboy ab.
„Grundsätzlich versuche ich, erst einmal nicht zu viele Anmerkungen zu geben, wenn es um das Posieren geht, sondern ich lasse das Model zunächst einfach selbst entscheiden, was sich für sie natürlich anfühlt“, so Alvarez, der ergänzt: „Gleichzeitig achte ich sehr auf jedes Detail: Kopfhaltung, Blickrichtung, Hände, Arme.
Wenn ich merke, dass das Model Unterstützung braucht, dann greife ich ein, ohne zu dominant rüberzukommen – ich gebe Tipps und Hilfestellungen.“ Erfahrungsgemäß brauchen laut Alvarez Models weniger Anweisungen, je öfter sie bereits fotografiert wurden.
Besprechung im Vorfeld
Wichtig zu erwähnen ist für den Fotografen, dass bei ihm bereits im Vorfeld so viel wie möglich besprochen wird, damit es am Tag des Shootings nicht zu Überraschungen kommt. „Das fängt bei mir zum Beispiel bereits damit an, wie ich die Fingernägel gerne haben möchte“, sagt der Fotograf schmunzelnd.
„Es ist einfach so, dass mir Natürlichkeit gefällt – und dann passen keine aufgeklebten Fingernägel“, so Alvarez, der uns verrät, dass er seinen Models daher im Vorfeld Beispielfotos schickt, die zeigen, wie er sich das Resultat vorstellt. „So kann sich jeder und jede darauf einstellen, wie das Shooting letztlich ablaufen wird – und es bleiben keine offenen Fragen.“
Sensible Thematik
Nun haben es Aktfotos an sich, dass sich Models wenig oder kaum bekleidet vor der Kamera bewegen. Wie macht man möglich, dass sie sich gut fühlen? Dazu hat Alvarez eine klare Meinung: „In meinen Augen dürfen Models nie das Gefühl haben, dass ich in irgendeiner Form starren würde oder dass die Nacktheit irgendwie ein Thema ist.
Meine Models merken ziemlich schnell, dass ich auf ganz andere Sachen achte, etwa ob eine Haarsträhne im Gesicht ist und stört oder das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagert werden soll.
Sie bekommen bei mir das Gefühl, dass es keinen Unterschied macht, ob sie eine Winterjacke anhaben oder eben nackt sind“, so Alvarez, der in diesem Zusammenhang noch einmal herausstellt: „Klar, als Fotograf sollte ich fotografieren können, schließlich ist das mein Beruf.
Am Ende steht das Foto als Resultat, aber mindestens genauso wichtig – wenn nicht sogar wichtiger – ist die Kommunikation. Und das ist letztlich auch der Grund, warum ich immer wieder gebucht werde: Ich sehe den Menschen vor der Kamera, nicht das Model.“
2012 trat der gebürtige Brasilianer Jeean Alvarez das erste Mal auf die Fotobühne, als er für die DigitalPHOTO die FotoTV.-Challenge bestritt. Seither hat er sich als Nude-, Fashion- und Porträtfotograf einen Namen gemacht.
Er fotografiert für Lifestylemagazine ebenso wie für Unterwäsche-, Bikini- und Swimwear- Hersteller und bietet mittlerweile auch Foto-Workshops an. 2022 erschien sein Coffee Table Book „Beleza“, mit einer Auswahl seiner sinnlichen Nudefotos. Das Buch ist über seine Website erhältlich.