Dass es in der Porträt- und Aktfotografie auf die richtige Vorbereitung ankommt, hat uns Jeean Alvarez bereits ausführlich erzählt. In Teil zwei erfahren wir, wie und wo er seine Bilder erstellt.
Models im besten Licht inszenieren
Jeean Alvarez reist viel. Seine Bilder entstehen häufig auf Ibiza, seinem zweiten Zuhause. Aber auch in Mexiko und anderen Urlaubsregionen schlägt der Essener temporär seine Zelte auf, um Bilder für Magazine oder ganze Kampagnen zu erstellen – meist Fotos, die Sommerfeeling vermitteln sollen.
„Am liebsten fotografiere ich draußen“, antwortet Alvarez auf die Frage, ob er die Arbeit im Studio oder „on Location“ bevorzugt. „Grundsätzlich mag ich das natürliche Licht deutlich mehr als Kunstlicht – aber natürlich richte ich mich an die Absprachen. Wenn von mir ein Kunstlicht-Shooting verlangt wird, setze ich das auch um“, so der Fotograf.
Hat er aber die freie Wahl, dann zieht es ihn immer eher raus, am allerliebsten nach Ibiza, wo er sich inzwischen auskennt wie in seiner Westentasche. Kleine Fincas, verlassene Strandabschnitte, Locations in den Bergen – er weiß genau, was zu einem Auftrag passen könnte, und richtet danach seine Shootings aus.
„Mir ist es wichtig, dass ich das Maximale aus einem Shooting-Tag heraushole. Solange wir Licht haben, fotografiere ich, da bin ich wirklich rastlos“, verrät er uns. Daher zieht er, wie er sagt, vorzugsweise mit einem kleinen Team los, um flexibel zu sein.
„Es kann schon mal vorkommen, dass ich die Idee habe, eine Matratze an einem unwegsamen Strandabschnitt zu platzieren, um ein Model darauf zu inszenieren – und wenn die Idee steht, mache ich das auch möglich, komme, was wolle!“
Das Spiel mit dem Licht
Aber zurück zum Licht. „Grundsätzlich ist es so, dass ich weniger das Licht setze, als zu schauen, wie es vor Ort fällt. Ich orientiere mich am Sonnenverlauf und richte mein Shooting dementsprechend aus. Wenn ich also sehe, dass gegen Mittag das Licht an einer Stelle besonders schön ist, ziehen wir dorthin um und fotografieren so lange, bis es nicht mehr passt“, so Alvarez, der ergänzt:
„Die Schattenspiele, die vor Ort entstehen, arbeite ich in meine Aufnahmen mit ein. Sind die Schatten stark, können genauso spannende Aufnahmen entstehen wie bei weichem Licht mit sanften Schattenverläufen. Ich nehme das, was mir die Location gibt.“
Location suchen und finden
Apropos: Der richtige Ort ist für Jeean Alvarez entscheidend. Viel Aufwand steckt er dementsprechend in die Locationsuche. „Als ich das erste Mal auf Ibiza war, habe ich mir einen Mietwagen genommen und bin die Insel komplett abgefahren, um nach tollen Buchten, Stränden und Co. Ausschau zu halten“, so der Fotograf.
Alles wurde dokumentiert, sodass Alvarez bis heute auf sein selbst erstelltes Archiv zurückgreifen kann. „Grundsätzlich kann ich nur allen empfehlen, sich verschiedene Locations anzuschauen, um eine Auswahl zu haben. Auch bin ich ein Freund davon, einfach zu fragen, ob man an bestimmten Orten fotografieren darf“, so Alvarez.
„Ich war zum Beispiel einmal in Köln und bin an einem Möbelladen vorbeigekommen, mit großer Fensterfront und modernem Ambiente. Ich bin direkt rein und habe gefragt, ob ich dort mal fotografieren dürfte. Wie sich herausstellte, war der Besitzer selbst Hobbyfotograf und freute sich sogar über die Anfrage und ließ mich wenige Wochen später dort fotografieren.“
2012 trat der gebürtige Brasilianer Jeean Alvarez das erste Mal auf die Fotobühne, als er für die DigitalPHOTO die FotoTV.-Challenge bestritt. Seither hat er sich als Nude-, Fashion- und Porträtfotograf einen Namen gemacht.
Er fotografiert für Lifestylemagazine ebenso wie für Unterwäsche-, Bikini- und Swimwear-Hersteller und bietet mittlerweile auch Foto-Workshops an. 2022 erschien sein Coffee Table Book „Beleza“ mit einer Auswahl seiner sinnlichen Nudefotos. Das Buch ist über seine Website erhältlich.