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Sie liebäugeln Ihr eigenes Fotostudio zu Hause einzurichten? Mit unseren Tipps finden Sie nicht nur den geeigneten Raum und die richtige Technik für Ihr Vorhaben, sondern sorgen auch dafür, dass Ihre Models sich während des Shootings rundum wohlfühlen.
Fast jeder ambitionierte Personen- oder Still-Fotograf denkt von Zeit zu Zeit über ein Heimstudio nach. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie können bequem von zu Hause aus arbeiten, haben sämtliches Equipment ohne Geschleppe griffbereit, können selbst über die Fotostudioeinrichtung bestimmen, sind zeitlich flexibel und sparen dazu noch Geld, denn Mietstudios sind oft nicht gerade günstig.
Tatsächlich wird der Wunsch nach einem Fotostudio in den eigenen vier Wänden auch häufig umgesetzt, in den unterschiedlichsten Varianten. Doch worauf müssen Sie beim Einrichten eines Heimstudios achten? Welche Ausrüstung brauchen Sie, wie viel Platz und was kostet das Ganze? Wir klären auf! Doch bevor Sie ein eigenes Studio planen, sollten Sie sich ein paar Gedanken über einige grundlegende Dinge machen.
Die Entwicklungen in den Bereichen Video und LED haben in den letzten Jahren eine Vielzahl hochwertiger, bezahlbarer Dauerlichter hervorgebracht. Diese Varianten sind auch für die Studio-Fotografie interessant.
► LED-Leuchten mit Bajonett: Auf den ersten Blick Dauerlichter wie das Neewer SL-60W von einem Studio-Kompaktblitz kaum zu unterscheiden. Beiden gemeinsam ist neben der Form vor allem das Bajonett, meist das beliebte Bowens-Bajonett. Über dieses lassen sich an der Videoleuchte alle gängigen Lichtformer anbringen, wobei lichtintensive Varianten oft etwas zu dunkel sind. Dennoch eine vielseitig einsetzbare Option, bei der Sie Ihre bereits vorhandenen Lichtformer weiterverwenden können.
► LED-Panel: Diese Flächenlichter sind bei Filmern besonders beliebt und erzeugen ein sehr großflächiges und dadurch weiches Licht, ähnlich einer Softbox. Über Drehregler auf der Rückseite lassen sich die Intensität und bei vielen Modellen auch die Farbtemperatur anpassen, optionale Tore ermöglichen eine zielgerichtete Lichtsetzung. Mobile Varianten können oft per Akku betrieben werden, für Studio- Fotograf*innen sind fertige Sets interessant, beispielsweise von Walimex Pro.
Fotostudio einrichten: bevor es an den Einkauf geht
In den meisten Fällen ist die größte Einschränkung eines Heimstudios die Räumlichkeit. Während der eine seinen Keller ausbauen oder die Garage leerräumen kann, muss bei der anderen eine kleine Ecke im Arbeitszimmer als dauerhaftes Provisorium reichen, das nach dem Shooting wieder abgebaut wird. Wichtig ist: Die Studiogröße muss für die gewünschten Motive genügen, womit wir beim zweiten Punkt wären.
Was möchten Sie fotografieren? Produkte? Dann genügt möglicherweise ein Durchleuchttisch in der Zimmerecke. Beauty Closeups? Dafür reicht ein Quadratmeter weiße Wand und etwas Platz für die Blitze drum herum. Ganzkörper-Aufnahmen oder aufwendige Inszenierungen? Dann sollten Sie zumindest eine komplette Wandfläche sowie genügend Stauraum für Requisiten zur Verfügung haben.
Oft sind es die kleinen Dinge, die beim Shooting für einen flüssigen Workflow sorgen. Diese Helfer sollten Sie immer parat haben.
► Klebeband: Am besten packen Sie eine Rolle Panzerklebeband in Ihre Fototasche, denn auch unterwegs ist man häufig darauf angewiesen. Gerade für kreative Shootings ein Muss.
► Zugentlastung: Erfahrungsgemäß sind die USB-Schnittstellen aktueller Kameras sehr empfindlich. Eine Zugentlastung verhindert, dass das Kabel aus dem Stecker herausreißt.
Überlegen Sie sich auch, wie oft Sie vorhaben, zu fotografieren. Für ein-, zweimal im Monat genügt es, das Heimstudio in einem anderweitig genutzten Raum kurzfristig auf- und nach dem Shooting wieder abzubauen. Wenn Sie das Studio öfter nutzen, macht eine dauerhafte Einrichtung Sinn – wobei das eine oft das andere bedingt. Wenn Sie ein permanentes Heimstudio aufbauen, werden Sie es nämlich auch öfter nutzen.
Üblicherweise sollte ein Heimstudio mindestens 3,5 Meter breit sein. Warum? Eine Standard-Hintergrundrolle misst 2,72 Meter, etwas Platz daneben hilft, Streiflichter zu positionieren. Bezüglich der Raumtiefe gibt es keine konkreten Vorgaben, hier gilt: Je größer, desto längere Brennweiten sind möglich und desto mehr Wohlfühl-Mobiliar bekommen Sie unter. Mehr dazu gleich.
Auch bei der Höhe gibt es keine Pflichtmaße, gerade bei Kellerräumen ist allerdings zu beachten, dass in Heimstudios mit niedriger Decke je nach Perspektive das obere Ende der Hintergrundrolle im Bild sichtbar sein kann.
Hintergrund und Möbel
Ist die Frage nach dem Raum geklärt, geht es im zweiten Schritt darum, diesen zu bestücken. Empfehlenswert ist eine Dreifach-Hintergrundhalterung, die an die Wand geschraubt wird. So bleiben Sie ohne viel Aufwand bezüglich der Hintergrundfarbe flexibel. Außerdem kann es sinnvoll sein, die Wand hinter der Hintergrundrolle ebenfalls als Hintergrund einzurichten, beispielsweise durch Anbringen einer besonderen Tapete oder das Freilegen von Mauerwerk.
Statt der Wand selbst können Sie auch eine großflächige Holzplatte anlehnen und diese entsprechend Ihren Vorstellungen beziehen. Wählen Sie den Bodenbelag passend dazu, beispielsweise in Form von Klick-Laminat oder einem echt wirkenden PVC. Die Einrichtung sollte zunächst einmal funktional sein.
Ein Schreibtisch, ein Kamera-Stativ, ein Schminkplatz, eine Ecke zum Umziehen, ein Stuhl oder Sessel zum Ausruhen für das Model. Mehr muss es am Anfang nicht sein. Oft wird das Make-up sogar ausgelagert – schließlich brauchen Sie auch etwas Platz, um das Licht einzurichten, womit wir auch bereits beim nächsten Punkt wären.
Licht-Setup
Nach wie vor setzen die meisten Fotograf*innen im Studio auf Blitzlicht. Einer der Vorteile davon: eine sehr große Auswahl an nutzbaren Lichtformern. Diese Varianten eignen sich fürs Heimstudio besonders.
► Reflex-Schirm 180 cm: Die große Schirm-Variante erzeugt ein flächiges, brillantes und unkompliziertes Licht, das sich bei ausreichender Raumgröße fast für jedes Shooting nutzen lässt. Weiterer Pluspunkt: Der Reflexschirm lässt sich kompakt verstauen.
► Beauty-Dish: In der Bildmitte etwas härteres Licht, nach außen hin weicher und, wie der Name schon sagt, ideal für Beauty-Aufnahmen. In vielen Situationen eignet sich der Beauty-Dish auch als schönere Alternative des Standardreflektors.
► Parabol Schirm: Über Jahrzehnte war ein Parabol-Schirm vor allem ein Statussymbol von Briese-Fotografen. Mittlerweile ist er in der Mittelklasse angekommen und eine absolute Bereicherung fürs Studio, fotografisch ebenso wie optisch.
Eine ganz grundlegende Frage beim Einrichten eines Fotostudios lautet: Blitz oder Dauerlicht? Beides hat seine Vorteile. Blitzlicht ist deutlich stärker, ermöglicht niedrige ISO-Werte und das Einfrieren von Bewegungen. Aufgrund der Lichtstärke fällt zudem die Auswahl an Lichtformern sehr viel größer aus. Auch indirekte Lösungen wie ein Beauty-Dish sind hier kein Problem.
Haben Sie sich für den Blitz entschieden, stellt sich im nächsten Schritt noch die Frage nach der Art des Blitzes. Aufsteckblitze? Sind fürs Studio nur bedingt verwendbar, da sie unflexibel, klein, ohne Bajonett für Lichtformer sind und eine geringe Akku-Kapazität haben. Kompaktblitze? Meist der beste Kompromiss. Sie ermöglichen professionelle Lichtsetzung zu fairen Preisen bei überschaubarer Größe. Generator? Nur was für Profis. Schnell, sehr konstant in Sachen Lichtstärke und Lichtfarbe, mit mehreren Blitzköpfen einsetzbar, aber klobig und sehr teuer.
Oder darf es doch Dauerlicht sein? Vor allem für Fotografen, die Wert auf einen sehr natürlichen Look legen und die ab und an gerne filmen, sind LED-Panels eine echte Alternative. Selbst hochwertige Modelle sind mittlerweile günstig zu kriegen, die Auswahl ist riesig, vom klassischen Blitz-Ersatz inklusive Bajonett für Lichtformer bis hin zu großen Flächenlichtern.
Viele Modelle lassen sich mit Netzkabel oder Akku nutzen, wodurch man das Licht problemlos auch zu Outdoor- Shootings mitnehmen kann. Ein mögliches Problem bei Model-Aufnahmen sind allerdings Bewegungsunschärfen, die sich effektiv nur mit deutlich kürzeren Verschlusszeiten und entsprechend höheren ISO-Werten umgehen lassen.
Neben dem Licht gibt es noch weitere Technik, die den Weg ins Heimstudio finden sollte. Empfehlenswert ist ein großer – nach Möglichkeit kalibrierter – Monitor, der sich an das Notebook oder den Heimstudio-PC anschließen lässt. Zudem sollten Sie mehrere Ersatzkabel parat haben, falls Sie mit der Kamera direkt in den PC fotografieren.
In langjähriger Praxiserfahrung hat sich herauskristallisiert, dass das Kabel zwischen Kamera und PC zu den häufigsten Problemstellen gehört und bei einem Defekt das Fotoshooting deutlich erschweren kann. Empfehlenswert und wichtig sind außerdem genügend Ersatz-Akkus und Batterien. Beim Fotografieren mit spiegellosen Kameras muss nach spätestens 500 Bildern der Akku gewechselt werden, auch bei zugeklapptem Display – das liegt am Stromverbrauch des Digitalsuchers.
Allerdings entstehen an einem Studio-Tag schnell mal 1.500-2.000 Bilder, respektive vier Akkuladungen. Platzieren Sie im besten Fall auch Ihr Ladegerät direkt im Studio, das spart unnötige lange Wege. Auch Batterien für den Funkauslöser Ihres Blitzes sollten Sie vorrätig haben.
Nicht vergessen: Wohlfühlfaktor
Neben der Lichtsetzung liegt einer der größten Vorteile des Fotostudios in der Möglichkeit, direkt in einen stationären PC zu fotografieren. Nutzen Sie diese Option unbedingt! Sie werden überrascht sein, wie sehr sich Ihre Ergebnisse verbessern.
Ein Großteil der höherklassigen Kameramodelle besitzt mittlerweile einen USB-Anschluss, über den Sie Ihre Kamera mit dem Computer verbinden können. Neben der Möglichkeit, so Ihre Bilder direkt auf den PC zu übertragen, können Sie damit auch direkt in den Computer fotografieren.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Auf dem großen Monitor können Sie Ihr Ergebnisbild deutlich besser beurteilen als auf dem 3-Zoll-Display Ihrer Kamera. Ein mindestens ebenso großer Vorteil ist allerdings die Möglichkeit, in Ihrem RAW-Konverter direkt die gewünschten Einstellungen anzuwenden. So erhalten Sie eine perfekte Vorschau des finalen, bearbeiteten Bildes. Dazu müssen Sie zunächst Lightroom oder Capture One auf Ihrem PC installieren.
Bei Capture One brauchen Sie lediglich die Kamera anzuschließen und einzuschalten, dann kann es losgehen. Bei Lightroom aktivieren Sie das sogenannte „Tethered Shooting“ über Datei > Tether-Aufnahme > Tether-Aufnahme starten. In dem kleinen Balken, der sich dann öffnet, können Sie die Kameraeinstellungen (Verschlusszeit, Blende, ISO, Weißabgleich) anpassen und wählen, rechts daneben gibt es ein Dropdown- Menü zum Auswählen der Entwicklungseinstellungen.
Hier können Sie beispielsweise festlegen, dass auf jedes neue Bild die Einstellungen des vorigen Bildes angewandt werden soll, was zumindest innerhalb eines Motivs empfehlenswert ist. Fotografieren Sie für optimale Ergebnisse unbedingt im RAW-Format – das sollten Sie im Studio generell tun – und beachten Sie die teils erheblichen Dateigrößen hochauflösender Kameras.
Außerdem: Achten Sie peinlich genau darauf, dass kein Zug auf das USB-Kabel kommt. Die Kamera-Schnittstellen neigen zu teuren und aufwendigen Defekten. Verwenden Sie eine Zugentlastung oder, wenn diese Option nicht steht, führen Sie das Kabel einmal ums Objektiv und fixieren Sie es mit Klebeband.
Rein rational betrachtet kann es nun eigentlich schon losgehen. Hintergrund und Technik stehen, der Schminkplatz ist eingerichtet, im besten Fall gibt es sogar ein Regal mit diversen Requisiten und Lichtformern. Allerdings: Wirklich gemütlich ist das so noch nicht. Und das wird man den Bildern auch ansehen. Neben dem hohen Kabelverschleiß hat mir meine langjährige Praxiserfahrung auch gezeigt, dass die besten Bilder mit entspannten, motivierten, gut gelaunten Models entstehen. Und auch mir macht es dann mehr Spaß.
Ein Punkt, den Sie deshalb nicht vernachlässigen sollten, ist der Wohlfühlfaktor Ihres Heimstudios. Wichtigster Punkt hierbei: Das Model darf nicht frieren – was aber schnell passiert, vor allem wenn es dünn und leicht bekleidet ist. Ein Heizstrahler ist, Heizung hin oder her, absolute Pflicht im Heimstudio, ein frisch gewaschener Bademantel ebenfalls. Wesentlich für den Wohlfühlfaktor ist außerdem Musik. Ein paar Boxen mit einer Möglichkeit zur Verbindung mit dem Handy sind optimal, das Model hört oft am liebsten seine eigene Playlist.
Praktisch ist außerdem eine improvisierte Umkleide. Das spart Zeit und gibt einem optionalen Stylisten die Möglichkeit, verschiedene Kleidung vor Ort auszuprobieren. Oft genügt hier eine spanische Wand. Wer gerne bastelt, kann auch ein Stahlseil-Vorhang-System konstruieren. Damit es auch in der Pause zwischen dem Fotografieren entspannt zugeht, sind bei genügend Platz noch ein Sofa und ein Kühlschrank empfehlenswert. Für Speisen und Getränke lohnt es sich aber auch, kurz in die eigene Küche zu laufen – ein weiterer Vorteil des Heimstudios.
Der Weg vom Hobbyfotografen zum nebenberuflich Selbständigen und vielleicht Profifotografen ist oft kürzer als erwartet. In welchem Stadium kann man das Heimstudio und die Ausrüstung darin steuerlich geltend machen? Andreas Bartl vom Steuerbüro Beigel in Starnberg gibt Antwort.
Generell kann ein Hobby-Fotograf ohne Gewinnerzielungsabsicht seine Kosten und sein Arbeitszimmer, also sein Heimstudio, nicht ansetzen. Es handelt sich hier um Liebhaberei. Auch bei einem nebenberuflich tätigen Fotografen wird es schwierig. Hier kann es zu einem unterschiedlichen Ansatz des Fotostudios kommen.
Anders beim Profi. Wenn das Studio der Mittelpunkt der Tätigkeit ist, können sämtliche Kosten anteilig für das Arbeitszimmer steuerlich geltend gemacht werden. Das Arbeitszimmer/Studio darf kein Durchgangszimmer sein und muss überwiegend beruflich genutzt werden, darf also nicht beispielsweise zusätzlich als Gästezimmer oder als Haushaltsraum genutzt werden. Die Betriebs- und Geschäftsausstattung kann bis 800 Euro als geringwertiges Wirtschaftsgut im Jahr der Anschaffung vollständig abgeschrieben werden. Wirtschaftsgüter über 800 Euro sind über die Nutzungsdauer linear abzuschreiben.
DigitalPHOTO-Fazit
Der Traum vom eigenen Heimstudio lässt sich leichter verwirklichen, als viele glauben – wenn Sie bereit sind, auf einige Extras zu verzichten und etwas Flexibilität zeigen. Nutzen Sie den verfügbaren Raum so gut wie möglich! Tapezieren Sie die Wand hinter den Hintergrundrollen, verlegen Sie einige Bahnen Klick-Laminat, arbeiten Sie mit farbigem Licht. Auch auf kleinem Raum gibt es etliche Möglichkeiten für großartige Fotos! Und: Fangen Sie klein an. Sie können Ihr Studio später bei Bedarf immer noch erweitern.