Die Aufnahmen von Wolfgang Korazija zeigen, wie überraschend und faszinierend die Welt der kleinen Dinge in der Vergrößerung aussehen kann. Mit viel Leidenschaft, technischem Know-how und Freude am Experimentieren fängt der Fotograf einzigartige Makromomente ein.

Makrofotograf Wolfgang Korazija im Interview
Dass Wolfgang Korazija für die Makrofotografie lebt, ist unumstritten. Nicht nur ist er fasziniert von dem fotografischen Medium an sich, sondern vor allem auch von den kleinen Motiven im Fokus, und möchte diese bis ins kleinste Detail studieren.
Diese Leidenschaft versprüht auch das Portfolio von Wolfgang Korazija – der unter Gleichgesinnten auch „Wespenflüsterer“ genannt wird. Im Interview erzählt der Fotograf, wie er Wespen und andere Makromotive in einzigartigen Bildern festhält und welche Zutaten dafür zum Einsatz kommen.

Ein Kamerakasten mit Öffnung und Bienensirup als Lockmittel dient Wolfgang Korazija als Bühne für seine Wespenfotografie. Der Fokus liegt dabei stets auf der Öffnung gegenüber der Kamera – so kann er die Fluginsekten im Anflug einfangen. Blitzlicht sorgt dabei für scharfe Details trotz hektischer Bewegungen. Mehr zum Aufbau schildert der Fotograf im Laufe unseres Interviews.

DigitalPHOTO: Herr Korazija, wie sind Sie zur Makrofotografie gekommen?
Wolfgang Korazija: Ich bin Wolfgang, 55 Jahre alt und komme aus dem schönen Maroldsweisach in Unterfranken. Mich hat es schon immer interessiert, kleine Dinge im Detail zu betrachten – ganz besonders Wespen. Als ich mich vor über zehn Jahren dazu entschied, eine Nikon D80 und ein Sigma-Makroobjektiv zu kaufen, um meine ersten Schnappschüsse zu fotografieren, entdeckte ich meine Leidenschaft für die Makrofotografie und ihre Motive.
Auf Instagram nennen Sie sich „Wasp Whisperer“ – zu deutsch „Wespenflüsterer“. Wie kam es dazu? Was fasziniert Sie so sehr an diesen Insekten?

Den Spitznamen „Wespenflüsterer“ habe ich durch die Community und von Wespenumsiedlern erhalten. Die große Artenvielfalt der Wespen war für mich ein Grund, diese zu fotografieren und zu erfahren, welche Wespenarten es in meiner Umgebung eigentlich gibt.
Die größte Begeisterung liegt aber in der Herausforderung, die Insekten nah heranzuholen und im Flug zu fotografieren. Und durch die Vergrößerung die kleinen Details und Unterschiede zwischen den Arten zu bestimmen.
Haben Sie eine eigene Wespen-Zucht?
Nein, ich finde es interessanter, die Insekten in freier Wildbahn zu entdecken und zu fotografieren. Mit flüssigem Bienenfutter-Sirup und verdünntem Zuckerwasser locke ich sie aber zu mir – und meinem Aufbau – heran.
Apropos: Für Ihre Flugaufnahmen von Wespen, Hornissen und Co. haben Sie einen speziellen Aufbau entwickelt. Wie sieht dieser aus?
Der Aufbau ist eigentlich sehr simpel: Man braucht circa vier Blitze – zwei von vorne und die anderen für ein schönes Bokeh im Hintergrund. Wespen braucht man natürlich auch, die ich, wie gesagt, mit Bienenfutter- Sirup anlocke. Mit der Zeit werden es dann immer mehr, sodass ich sie auf eine Einwegspritze, die mit dem verdünnten Zuckerwasser gefüllt ist, antrainieren kann.
Dabei lasse ich immer wieder einen Tropfen per Hand ab und versuche dann, im richtigen Moment die Kamera per Fernauslöser auszulösen. Der Autofokus ist dabei ausgeschaltet. Ich richte die Kamera manuell genau auf die Nadel beziehungsweise den Tropfen aus, warte ab, bis die Wespen sich diesen schnappen und löse aus. Von 1000 Aufnahmen sind im Schnitt um die 20 zu gebrauchen, bei denen der Schärfepunkt genau sitzt.

Um die beiden deutschen Wespen (Vespula germanica) in sein Setup zu locken, nutzt Wolfgang Korazija verdünntes Zuckerwasser, das er aus einer Einwegspritze (1) tropfen lässt.
Der Fotograf fokussiert manuell auf die Nadel und wartet, bis eine Wespe anfliegt, sich den „Zuckertropfen“ schnappt und löst seine Kamera – hier die Nikon D300s (2) samt Makro-Festbrennweite AF-S VR Micro-Nikkor 105mm 1:2,8G IF-ED (3) – per Fernauslöser aus.
Ausgeleuchtet und scharf eingefangen wurden die zwei Fluginsekten hier mit ingesamt vier Yongnuo YN-560 IIIBlitzgeräten samt Diffusoren. Drei Blitze leuchten die Szenerie dabei von schräg von vorne (4) aus.
Der vierte Blitz befindet sich hinter dem weißen Hintergrund, der auch als Diffusor fungiert (5), und macht die feinen Härchen der Wespen im Gegenlicht sichtbar. Eine pinke Blüte (6) zwischen Einwegspritze und der weißen Fläche schenkt der Aufnahme einen farbenfrohen Hintergrund.
Welche Ausrüstung kommt zum Einsatz?

Die Nikon D750 ist meine Lieblingskamera – mit ihr entstehen die meisten meiner Bilder. Die D500 dient als Reserve. In der Fototasche befindet sich außerdem mein Lieblingsobjektiv, das Sigma 150mm F2,8 APO Makro EX DG OS HSM, sowie das AF-S VR Micro-Nikkor 105 mm 1:2,8G IF-ED verbunden mit der Nahlinse Raynox DCR-250. Zum Ausleuchten benutze ich sehr gerne meinen selbst gebauten Makro-Diffusor für ein weiches Licht in Verbindung mit dem Blitzgerät Nikon SB-900 oder Yongnuo YN-560 III.
Auch kleine Pflanzen mit Wassertropfen, Säugetiere und vieles mehr kommen vor Ihre Kamera. Wie und wo finden Sie diese Motive?

Mithilfe eines Makrofernglases suche ich gezielt den Waldboden nach neuen Motiven ab. Jedoch findet man tolle Makromotive auch vor der eigenen Haustüre: kleine Säugetiere wie die Maus im Bild oben zum Beispiel direkt im heimischen Garten. Wie auch bei fliegenden Insekten gilt dabei: Ruhe, Geduld und Respekt vor dem Motiv sind der Schlüssel zu einem perfekten Makrofoto.

Seit über zehn Jahren widmet sich Wolfgang Korazija der Makrofotografie. Besonders angetan haben es dem in Bayern wohnhaften Fotografen dabei fliegende Insekten wie Wespen, Hornissen und Bienen. Um diese in scharfen Flugaufnahmen einzufrieren und näher zu studieren, experimentiert Wolfgang Korazija mit verschiedenen Lichtsetups und Aufbauten auf der heimischen Terrasse und im Garten.
Mehr Bilder des Makrofans finden Sie online unter folgenden Profilen:
www.korazija-photography.de | Instagram: @wolfgang_korazija_ fotografie