In jeder Ausgabe unseres DigitalPHOTO-Magazins stellen wir einem Leser, einer Leserin zehn Fragen zu einem ihrer Bilder. Diesmal haben wir den Hobbyfotografen Stefan Klingenberger befragt. Der Nürnberger hat seine Heimatstadt ungewöhnlich porträtiert: Sieht aus wie Winter, ist aber Sommer. Das Geheimnis? Infrarotfotografie!
Winterfotos im Sommer – wie geht das?
Infrarotes Licht kann vom Menschen nicht gesehen werden. Mit Infrarotfilmen oder heutzutage wohl eher mit Digitalkameras kann dieses Spektrum aufgezeichnet werden. Blattgrün erscheint im nahen Infrarot strahlend weiß, der sogenannte Wood-Effekt.
Kann das jede Digitalkamera?
Die Sensoren einer Kamera sind infrarot-empfindlich. Allerdings ist meist ein Sperrfilter eingebaut, der sich nicht so leicht, oft sogar gar nicht, entfernen lässt. Bei umgebauten Kameras wird der Sperrfilter durch eine Glasscheibe ersetzt und zusätzlich noch ein Infrarot-Durchlassfilter verwendet.
Benutzt du zusätzliche Filter?
Ich habe mir eine umgebaute Kamera von zwei guten Freunden und Fotografen ausleihen dürfen. Am Objektiv hatte ich Rot- und Dunkelrotfilter zwischen 580 und 665 nm angebracht.
Welche Motive eignen sich besonders?
Für mich war es der Reiz, im Sommer Motive zu finden, die eine Art Winterlandschaft darstellen. Besonders geeignet sind Bäume, Wiesen und Pflanzen, da das Grün bei Infrarotaufnahmen weiß erscheint. Ein blauer Himmel hat häufig einen dunkleren Touch mit schönem Farbverlauf. Wolken bringen einen tollen Kontrast.
Wie kam dir die Infrarot-Idee?
Meine Intention stammt wohl daher, dass ich Lust hatte, ein weiteres Fotoprojekt über meine Heimatstadt zu machen. Ich wollte Nürnberg wieder außergewöhnlich darstellen – wie in meiner Serie www.stadtplaneten.de.
Welche Jahreszeit empfiehlst du?
Den Sommer: Die grünen Blätter bieten wunderbar „verschneite“ Motive. Grelle Sonne lässt allerdings die Konturen verschwinden. Bei tieferstehender Sonne ist der Effekt nicht mehr ganz so extrem und man hat im Schatten eine bessere Zeichnung.
Was reizt dich an Infrarotfotografie?
Man muss das Sehen neu erlernen, also interessante Motive in einer anderen Farbenwelt erkennen. Außerdem muss man das fertige Bild gedanklich vor sich haben, da das Endergebnis erst mit der Nacharbeitung zu sehen ist.
Inwiefern?
Das Foto hat erst einmal einen Rot oder Braunton. Mit der Nachbearbeitung bekommt es den typischen Infrarotlook. Wichtig sind auf alle Fälle ein Weißabgleich und das Tauschen des Rot- und Blaukanals.
Bist du ein Fototüftler?
Eher nicht – letztlich zählt das Auge und Talent des Fotografen. Bei manchen Fotoprojekten merkt man aber, dass es ohne teures Equipment schwer wird, gute Ergebnisse zu erzielen.
Bist du reiner Hobbyfotograf?
Im Studium war die Fotografie mein Schwerpunkt. Als selbstständiger Mediendesigner freue ich mich natürlich über jeden Auftrag.