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„Ich bevorzuge Posen in Bewegung“ – Mila Flad im Interview

Feine Unterwäsche, weiches Licht, tolle Locations: In der Boudoir-Fotografie kommt es auf jedes Detail an. Im Interview erklärt uns die preisgekrönte Fotografin Mila Flad, wie ihre sinnlichen Shootings ablaufen und welche Posen sie bevorzugt. Obendrein gibt es einen exklusiven Workshop-Rabatt.

Mila Flad im Interview

Boudoir-Fotos werden oft mit Aktaufnahmen verwechselt, dabei sind die Unterschiede so groß wie bei Tag und Nacht. Wir hatten die Gelegenheit, mit Mila Flad über ihre Erfahrungen in diesem Gerne zu sprechen – bei dem es auf Feinheiten ankommt und die richtige Atmosphäre.

DigitalPHOTO: Lassen Sie uns zu Beginn auf den Begriff „Boudoir“ eingehen. Wie würden Sie die Boudoir-Fotografie beschreiben?

Mila Flad: Ein Boudoir-Fotoshooting würde ich als intime, sinnliche Porträt-Session für eine Frau beschreiben, die die Verbindung zwischen ihrem Körper und ihrer inneren Welt zeigt. Die Frau trägt dabei zum Beispiel eine schöne Robe, einen Kimono oder einen Morgenmantel und darunter eine wunderschöne Lingerie. Boudoir-Bilder zeigen oft eine verletzliche und gleichzeitig geheimnisvolle Seite jeder Frau.

Was ist der Unterschied zwischen Boudoir- und Akt-Fotografie?

Diese zwei Begriffe werden tatsächlich oft verwechselt. Dabei handelt es sich aber um zwei komplett unterschiedliche Arten der Fotografie. Bei der Akt-Fotografie geht es darum, erotische Bilder zu schaffen, die in der Regel für Männer reizvoll sind. Boudoir-Bilder hingegen macht die Frau in erster Linie für sich selbst, um ihre eigene Weiblichkeit, Sinnlichkeit, Stärken und Schwächen etc. in Bildern festzuhalten. Nacktheit oder erotische Reize spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Beim Fotografieren mache ich von den Posen sehr viele selbst vor. Das schafft Vertrauen und macht beim Arbeiten einfach Spaß.

Mila Flad

Entscheidend ist die Atmosphäre, in der Ihre Bilder entstehen. Wie schaffen Sie es, dass sich Ihre Protagonistinnen wohlfühlen?

Wichtig ist, dass die Frau mich als Fotografin schon vorher kennt und sich mit mir wohlfühlt – wie mit einer guten Freundin. Es spielt immer entspannende Musik und ich gebe fast die ganze Zeit Rückmeldungen und Posing-Hinweise, sodass die Frau immer meine Unterstützung spürt.

Apropos Posing: Auf was achten Sie und welche Tipps geben Sie?

Ich bevorzuge Posen in Bewegung, damit sie natürlich und entspannt aussehen, aber auch Gedankenreisen helfen sehr. Ich lasse mich vor meinen Shootings gern von den Werken bekannter Fotografinnen und Fotografen inspirieren, wie Peter Lindbergh, Annie Leibovitz, Helmut Newton, David Hamilton.

Außerdem erstelle ich ein Moodboard und zeige es meiner Kundin – dies hilft oft sehr, um in die richtige Stimmung einzutauchen. Beim Fotografieren mache ich von den Posen sehr viele selbst vor und gebe direkt Feedback, ob und wie eine Pose funktioniert oder besser wirken kann. Das schafft schnell Vertrauen und macht beim Arbeiten einfach Spaß. 

Wo sind die Aufnahmen entstanden, die wir hier im Interview zeigen?

Ich fotografiere in Deutschland und ganz Europa. Die hier gezeigten Bilder sind zum Beispiel in Madrid, am Comer See in Italien, in Berlin, aber auch in meiner Wahlheimatstadt Leipzig entstanden.

Teilweise sehen wir imposante Hotelzimmer. Wo haben Sie die Locations gefunden?

Die richtige Location ist sehr wichtig. Wenn man als Kundin hochwertige Bilder bekommen möchte, muss die Umgebung stimmen – das geschieht in gegenseitiger Absprache. Ein im wahrsten Sinne des Wortes „Türöffner“ war für meinen Mann und mich in diesem Zusammenhang eine Auszeichnung im Jahr 2020 vom Rangefinder Magazin.

Mein Mann und ich arbeiten zusammen als Hochzeitsfotografen und wurden vom Magazin unter die Top 30 der besten Hochzeitsfotografen weltweit gekürt – was es uns jetzt noch ein bisschen leichter macht, an Locations zu kommen. Zu den spektakulärsten Orten bisher zählen die Ritz Carlton Suite im gleichnamigen Hotel in Berlin oder die Villa Balbiano am Comer See.

Sie fotografieren also nicht ausschließlich Boudoir, sondern auch andere Genre?

Richtig, ich arbeite sogar überwiegend als Hochzeitsfotografin. Zur Boudoir-Fotografie bin ich gekommen, als ich damit begann, während des Getting Ready, also bevor die Braut ihr Hochzeitskleid angezogen hat, Porträts von der Braut zu erstellen.

Viele Frauen gönnen sich am Hochzeitstag schöne Lingerie, feine Unterwäsche und dergleichen mehr. Ich fand diesen Moment so kurz vor der Trauung immer schon ganz besonders und wollte dies unbedingt in Bildern festhalten.

Wenn man als Kundin hochwertige Bilder bekommen möchte, muss die Umgebung stimmen.

Mila Flad

So entstanden Ihre ersten Boudoir-Fotos?

Genau. Und dann habe ich damit begonnen, meinen Bräuten ein eigenes Boudoir-Shooting am Hochzeitstag anzubieten. Vom Erfolg war ich selbst überrascht. Mittlerweile buchen fast drei Viertel unserer Bräute ein solches Foto-Shooting an ihrem großen Tag dazu.

Inzwischen biete ich Boudoir-Shooting auch losgelöst als eigene längere Sessions an, als dies am Hochzeitstag möglich ist. Oft schenken meine Kundinnen diese Bilder ihren Partnern als Überraschung in Form eines Boudoir-Fotoalbums.

Wer bucht bei Ihnen ein Shooting?

Zu mir kommen Frauen jeden Alters: von Frauen ab Mitte zwanzig, die gerade ihre femininere, reifere Seite beginnen zu entdecken, über Frauen um die dreißig, die schon fest im Leben stehen, aber auch Frauen in ihren Vierzigern, die sich bewusst etwas Besonderes gönnen und ihre weibliche Seite wiederentdecken oder betonen möchten.

Manche meiner Kundinnen buchen ihr Boudoir-Shooting nach einer Geburt oder nach der Genesung von einer Krankheit oder nach einer Operation, weil sie damit sich und ihrem Körper „Danke“ sagen. Ich glaube, das ist oft eine Art Bestätigung, dass man sich selbst in jeder Phase des Lebens lieben kann.

Bei den hier gezeigten Bildern handelt es sich aber um Profi-Models, richtig?

Die Boudoir-Fotografie ist eine sehr intime Angelegenheit. Daher zeige ich Bilder von meinen Kundinnen selten online. Viele meiner Kundinnen sind Ärztinnen, Business-Frauen, Lehrerinnen oder stehen in der Öffentlichkeit – da ist es verständlich, dass sie nicht möchten, dass ihre Boudoir-Fotos veröffentlicht werden. Daher zeige in meinem Portfolio überwiegend Aufnahmen von Fotoshootings, die ich selbst organisiert und konzipiert habe.

Manchmal stehen dabei professionelle Models vor der Kamera, häufig aber auch ganz normale Frauen, von deren Ausstrahlung ich überzeugt war. Aber es gibt auch einzelne Bilderserien in meinem Portfolio von meinen Kundinnen, die es mir erlaubt haben, ihre Boudoir-Bilder öffentlich zu zeigen.

Wie läuft ein Shooting in der Regel ab?

Beschreiben könnte man es mit einem Wellness-Erlebnis für die Frau. Alles dreht sich nur um sie, das ist mir wichtig. Die Frau wird professionell gestylt, zieht wunderschöne Outfits an und wird von mir durch den gesamten fotografischen Prozess begleitet.

Ich sage bewusst Prozess, weil ein Boudoir-Shooting bei mir nicht direkt vor der Kamera anfängt, sondern natürlich mit einem Gespräch in ruhiger Atmosphäre über die Vorstellungen und Wünsche beginnt. Das Styling dauert circa eineinhalb Stunden. Meistens wünschen sich meine Kundinnen ein natürliches Make-up und lockere, offene Frisuren.

Selbst bei gleicher Pose kann die Wirkung unterschiedlich sein: ob die Frau in die Kamera oder verträumt nach unten oder zur Seite schaut.

Mila Flad

Häufig finden sich auf Ihren Fotos Fenster oder der Blick durch Türen. Was gefällt Ihnen an solchen Details?

Ich mag es, wenn meine Bilder an klassische Gemälde erinnern. Rahmungen, die uns schöne Türen oder Fenster geben, liebe ich deswegen ganz besonders. Außerdem fotografiere ich fast ausschließlich mit natürlichem Licht und es ergibt sich von allein, dass Fenster auf meinen Bildern eine zentrale Rolle spielen.

Warum bevorzugen Sie natürliches Licht?

Ein Grund dafür ist, dass ich möchte, dass jede Frau sich beim Shooting nicht wie in einem Fotostudio, sondern vertraut wie bei sich zu Hause fühlt. Meine Kundinnen sind zum Großteil keine professionellen Models und je weniger Technik um sie herum steht, desto eher können sie sich entspannen.

Was mögen Sie mehr: einen direkten Kamerablick oder einen verträumten Seitenblick?

Beides! Es muss zur Bildwirkung passen. Auf meinen Shootings biete ich viele Posing-Variationen an. Selbst bei gleicher Pose kann die Wirkung unterschiedlich sein: ob die Frau in die Kamera oder verträumt nach unten oder zur Seite schaut.

Sie bieten auch Kurse für das Genre an?

Wir bieten jedes Jahr einen Boudoir-Workshop für Fotografen mit Praxisteil für den Portfolioaufbau in Leipzig an. Zusätzlich haben wir einen Online-Workshop, in dem ich meine gesamte Herangehensweise für das Genre erkläre. Ich erzähle über Stilfindung, Vorbereitung, die Arbeit mit der Kundin, Posing, Locationsuche, Outfits, Zusammenarbeit mit der Stylistin bis hin zum Marketing.

Ein besonderes Highlight ist ein Live-Boudoir-Shooting. Hier zeige ich, wie ich mit dem Model arbeite und eine entspannte Stimmung schaffe.

Anm. d. Red.: Für alle Leserinnen und Leser der DigitalPHOTO bietet Mila Flad bis zum 31. Oktober 2022 einen Rabatt von 15 Prozent auf ihren Online-Boudoir-Workshop. Nutzen Sie den Code: DIGITALPHOTO15

Die Fotografin: Mila Flad (36)

Mila hat Bildjournalismus an der Universität in St. Petersburg studiert und ihren zweiten Master in Communication Management an der Universität Leipzig absolviert. Zusammen mit ihrem Mann Stephan arbeitet sie europaweit als Hochzeitsfotografin.

Ihre Boudoir-Fotos sind mehrfach auf internationalen Blogs wie WedLuxe, Amber & Muse, Antibride, Bridal Musings und Frieda Theres veröffentlicht worden.

www.vividsymphony.com | instagram.com/vividsymphony

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