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„Ich arbeite fast ausschließlich mit natürlichen Elementen und sammle viele meiner Materialien auf Spaziergängen mit unserem Hund.“ – Leigh Schneider im Interview

Die Arbeiten der Neuseeländerin Leigh Schneider als reine Fotografien zu bezeichnen, würde der Sache nicht gerecht werden. Schneider baut Symboliken und Allegorien in ihre fotografischen Kunstwerke ein, deren Bedeutungen sich mitunter erst nach und nach erschließen. Wir haben uns mit der Konzeptkünstlerin unterhalten.

Leigh Schneider im Interview: Mehr als Fotos

Ein wenig verstörend wirken sie schon, die ungewöhnlichen Arbeiten der in Neuseeland geborenen Künstlerin Leigh Schneider: Knochen sind zu sehen, Falter, düstere Landschaften, ein Bett aus Pilzen und dergleichen mehr.

„Die Ästhetik und die Themen vieler meiner Bilder tendieren zu einer dunkleren Seite. Die Botschaften sind jedoch immer hoffnungsvoll“, so Schneider. Wie ihre Fotos entstehen, erklärt sie uns im Interview.

DigitalPHOTO: Sie sind in Neuseeland geboren. War die Fotografie in Ihrer Kindheit ein Teil von Ihnen – oder anders gefragt: Wann haben Sie mit der Fotografie begonnen?

Leigh Schneider: Mit der analogen Fotografie habe ich in den letzten Jahren an meiner Highschool begonnen. Mein Lehrer ermutigte mich, an einem Wettbewerb teilzunehmen, den ich dann auch tatsächlich gewann!

Anschließend studierte und arbeitete ich aber im Bereich Grafikdesign. Erst viele Jahre später habe ich mir eine Digitalkamera gekauft – ein Einbruch in mein Haus machte es möglich. Glück im Unglück sozusagen.

Das müssen Sie uns genauer erklären.

Beim Einbruch ging leider auch meine gesamte Arbeit verloren. Aber ich habe das Beste daraus gemacht und das Geld, das ich von der Versicherung bekommen habe, reinvestiert – unter anderem in eine neue Kamera. Seitdem widme ich mich intensiv der Fotografie. Von da an begann ich, mich selbst zu unterrichten, und verliebte mich in den Prozess und die Möglichkeiten des digitalen Mediums.

Inzwischen haben Sie eine ganz eigene Bildsprache gefunden – wie würden Sie selbst Ihren Stil beschreiben?

Danke! Mein Stil wurde sicher durch meinen Grafikdesign-Hintergrund beeinflusst – dazu kommt meine Liebe für das Ungewöhnliche, die Alternativkultur, aber auch die Natur und Handgemachtes.

Ich würde ihn als konzeptionell und symbolisch, bisweilen dunkel und doch hoffnungsvoll und irgendwo im Bereich des magischen Realismus beschreiben. Er passt gut zu den zeitgenössischen repräsentativen und figurativen Kunstgenres, mit einem Hauch des Jenseitigen und Surrealen.

Ihre Bilder bestehen aus vielen Komponenten. Gestalten Sie diese selbst? Und welche Bedeutung haben diese Komponenten für den Bildinhalt?

Ich mag es, so viel wie möglich von Hand zu machen. Alle Elemente stehen im Zusammenhang und vermitteln so das Gesamtkonzept. In meinem Bild „Heartful Remains“ habe ich zum Beispiel einen Brustkorb entworfen und von Hand geformt.

Die Knochen symbolisieren die Teile von uns, die übrig bleiben, und der Brustkorb schützt unseren Kern – unser Herz. Die Idee ist, dass wir in all jenem, in das wir unsere Zeit mit Liebe – und Herz – investieren, verbleiben. Das wird unser Vermächtnis sein.

Da schließt sich die Frage nach den Geschichten an, die Ihre Bilder erzählen. Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?

Ich möchte all denjenigen, die danach suchen, zeigen, dass sie Dinge wie Transformation, Wachstum und Sinn finden können – das ist das Ziel meiner Arbeit. Mir ist es wichtig, zu vermitteln, den Glauben daran zu fördern und zu inspirieren – denn es gibt immer Hoffnung und eine Zukunft, auf die man sich freuen kann.

Aus diesem Grund beziehen sich viele meiner Ideen auf diese Themen. Ausgehend von der Botschaft des Werks untersuche ich dann, welche Elemente diese symbolisch vermitteln könnten. Ich arbeite fast ausschließlich mit natürlichen Elementen und sammle viele meiner Materialien auf Spaziergängen mit unserem Hund.

Natürliche Elemente und Erdfarben sind ein wichtiger Bestandteil Ihrer Bilder. Würden Sie das unterschreiben?

Ich arbeite viel mit Symbolen der Verwandlung und der Erneuerung von Dingen, die auf den ersten Blick tot sind oder vergänglich. Um dies widerzuspiegeln, verwende ich gerne natürliche Elemente, die in der Regel einen Braunton haben. Außerdem finde ich, dass diese Erdfarben mit dem menschlichen Körper harmonieren.

Apropos Körper: Wo finden Sie Ihre Models und wie erklären Sie ihnen Ihre Ideen?

Meine Models habe ich bereits auf die unterschiedlichsten Arten kennengelernt, unter anderem am Eisstand, an dem ich einfach jemanden angesprochen habe. Die meisten finde ich aber online.

Mir ist es immer wichtig, dass mein Modell die Idee und den Ablauf des Shootings versteht. Normalerweise spreche ich am Tag des Shootings mehr über die Emotionen des Konzepts, da ich finde, dass dies am einfachsten ist, wenn wir schon ein wenig Zeit miteinander verbracht haben.

Eine entspannte Atmosphäre ist entscheidend – Vertrauen aufbauen und es dem Model ermöglichen, seine Stärken auszuspielen.

Fotografieren Sie eigentlich eher im Studio oder in der Natur?

Beides: Ich mag es, sowohl in der Natur als auch im Studio zu arbeiten. Ein großer Teil meiner jüngsten Arbeiten wurde allerdings in einer Studioumgebung aufgenommen.

Da ich alle Komponenten für jedes Bild von Grund auf neu entwickelt habe, war es wichtig, alles in einem kontrollierbaren Raum aufzunehmen. Aber ich würde gerne bald wieder im Freien arbeiten.

Mit welcher Kameratechnik entstehen Ihre Fotos? Nutzen Sie auch Blitzlicht?

Ich fotografiere zurzeit mit der Canon EOS R5 und habe drei Canon-Objektive: das 50 mm, 85 mm und 35 mm. Wenn ich mit Studiolicht fotografiere, verwende ich Broncolor-Modifikatoren am Godox AD400Pros.

Wie wichtig ist Ihnen die Bildnachbearbeitung, was passiert dort alles?

Die Nachbearbeitung ist entscheidend. Während ich meine Bearbeitungen so natürlich wie möglich halte, ermöglicht mir der Bearbeitungsprozess, jedes Bild zu verfeinern und sein bestes Potenzial herauszuholen.

Ich führe High-End-Retuschen durch und nehme in der Regel nur eine minimale Farbkorrektur vor. Je nach Konzept sind manchmal auch Kompositionsarbeiten erforderlich, obwohl ich es vorziehe, so viel wie möglich bereits während der Aufnahme mit der Kamera einzufangen.

Wo und wie stellen Sie Ihre Bilder zur Schau? Gibt es Ausstellungen und dergleichen?

Ja, ich habe das Glück, international mit Galerien zusammenzuarbeiten. Kürzlich hatte ich zwei Einzelausstellungen in Frankfurt, derzeit stelle ich ein Werk in den Vereinigten Staaten aus und Anfang nächsten Jahres ist eine Einzelausstellung in Neuseeland geplant.

Ich informiere immer über bevorstehende Ausstellungen in meinem Newsletter, den man über meine Website abonnieren kann.

Arbeiten Sie ausschließlich als Fotografin oder auch noch in anderen Bereichen?

Ich habe sowohl kommerziell als Fotografin als auch in der psychiatrischen Versorgung gearbeitet. Inzwischen bin ich aber hauptberuflich als Künstlerin tätig.

Ich verkaufe Drucke in limitierter Auflage, nehme Auftragsarbeiten an und biete Workshops, Einzel-Mentoring und Bildungsmaterialen an – und ich arbeite mit Studierenden. Es macht mir großen Spaß, sie zu unterrichten und zu betreuen. Im Unterricht vermittle ich ihnen das Genre der konzeptionellen Fotografie.

Gibt es neue Projekte, an denen Sie arbeiten?

Gerade bin ich dabei, eines meiner bisher aufwändigsten Konzepte zu realisieren. Im Laufe eines Jahres habe ich neben anderen Projekten daran gearbeitet, einen riesigen lebensgroßen Kokon zu bauen, in den zwei Menschen passen.

Ich habe ihn von Hand entworfen und aus selbstgemachtem Ton geformt, und er wurde kürzlich mit einem wunderschönen Paar fotografiert. Ich freue mich schon darauf, das fertige Bild zu veröffentlichen, habe aber noch nicht entschieden, wann und wie, da es für mich etwas ganz Besonderes ist!

Bei dem Konzept geht es um das gemeinsame Wachsen und die Transformation in einer Beziehung. Es basiert auf einem Werk, das ich 2021 geschaffen habe und das „Pupae“ heißt.

Die Konzeptkünstlerin

Leigh Schneider ist eine konzeptionelle Fotografin, die 1986 in Neuseeland geboren wurde. Ihre Arbeiten sind, wie sie selbst sagt, durchdrungen von Symbolik und Allegorie und darauf ausgelegt, das Unsichtbare durch ein visuelles Medium zu offenbaren.

Die Entstehung eines jeden Werks dauert Wochen, und die Aufnahme der Arbeit mit der Kamera ist nur ein Teil eines umfassenden Prozesses. Schneider lebt und arbeitet in der Nähe von Frankfurt am Main.

www.leighschneider.com

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