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„Ich verwende ausschließlich natürliches Licht für meine Fotografie.“ – Barbora Baretic im Interview

Die wundervollen Fotos von Barbora Baretic haben wir unter den bestplatzierten Bilder beim diesjährigen Wettbewerb „Food Photographer of the Year“ entdeckt. Wir haben die Britin direkt kontaktiert und um ein Interview gebeten. Zum Glück fand sie Zeit und gab uns Einblicke in ihr Schaffen.

Barbora Baretic im Interview: genussvoll in Szene

Wenn man bedenkt, dass Barbora Baretic erst 2020 ernsthaft mit der Fotografie begonnen hat, muss ihre Arbeit sogar noch höher angesehen werden – aber es kommt noch besser: Die Dinge, die sie fotografiert, bereitet sie selbst zu! Wir haben uns mit ihr über die ersten Gehversuche in der Foodfotografie unterhalten und fragten unter anderem, wie sie vorgeht, um so appetitliche Motive aufzunehmen.

DigitalPHOTO: Sie haben uns verraten, dass Sie erst seit Kurzem so richtig fotografieren. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Barbora Baretic: Wie bei so vielen, war auch bei mir die Corona-Zeit prägend. Während ich zu Hause für meine Familie einfache Kuchen backte und die Arbeit einiger toller Foodblogger und Konditoren bewunderte, entschied ich mich, einen Online-Fotokurs zu machen. Ich wollte lernen, wie man mit der Kamera arbeitet, das Licht kontrolliert und Fotos bearbeitet.

So entstanden Ihre ersten Aufnahmen?

Genau, ich kaufte meine erste professionelle Kamera und begann, ein besseres Verständnis für die Kameraeinstellungen zu entwickeln, das natürliche Licht zu kontrollieren, Szenen zu arrangieren und die dunklen, stimmungsvollen Szenen zu kreieren, die ich so liebe.

Sie sagen es: Ihre Arbeiten ähneln in Bezug auf Beleuchtung und Komposition stark den Stillleben der Renaissance. Hat die klassische Kunst Ihren Stil beeinflusst?

Ich bezeichne meinen Fotostil oft als „Chiaroscuro“. Chiaroscuro ist eine künstlerische Technik, die starke Kontraste zwischen Licht und Dunkelheit verwendet, um ein Gefühl von Volumen und Tiefe in der Komposition zu erzeugen. Ich finde Rembrandts Werke und Caravaggios Gemälde faszinierend und inspirierend, besonders die Art und Weise, wie sie Licht nutzten, um Emotionen und Dramatik zu erzeugen.

Können Sie uns erklären, wie Ihr Beleuchtungsaufbau normalerweise aussieht? Nutzen Sie hauptsächlich natürliches Licht?

Ich verwende ausschließlich natürliches Licht für meine Fotografie. Meine Szenen arrangiere ich in der Nähe eines Fensters, und das ist meine einzige Lichtquelle. Ich habe weitere Fenster in meinem Esszimmer, wo ich fotografiere, und diese sind mit Verdunklungsvorhängen abgedeckt.

Da ich in Großbritannien lebe, habe ich das perfekte Licht für meine stimmungsvollen Szenen – es ist die meiste Zeit bewölkt, was meinen Fotos einen schönen Ton verleiht. Auf der anderen Seite meiner Szene benutze ich eine schwarze Platte, um tiefe Schatten zu erzeugen.

Das Food-Styling ist ein wesentlicher Bestandteil der Foodfotografie. Bereiten Sie das Brot und die Kuchen selbst zu?

Vor zwei Jahren habe ich meinen Job im Büro gekündigt und bin meiner Leidenschaft gefolgt, Bäckerin und Konditorin zu werden. Ich trat einer örtlichen französischen Bäckerei bei und wurde Teil des Teams.

Daher: Ja, alle Desserts werden von mir zubereitet, da ich großen Spaß daran habe, alles von Grund auf selbst zu machen. Ich liebe jeden Schritt des Prozesses und bereite meine süßen Kreationen entweder in der Bäckerei oder in meiner Freizeit zu Hause zu.

Gibt es besondere Herausforderungen bei der Arbeit mit Backwaren, insbesondere wenn Sie versuchen, Texturen und Frische einzufangen?

Wenn ich frisches Obst in meinen Kuchen und Tartes verwende, fotografiere ich sie direkt nach dem Styling. Das ist wichtig, um ihre volle Schönheit und Textur frisch einzufangen. Getrocknete Pflaumen oder Orangen würden sonst nicht appetitlich aussehen.

An sehr heißen Tagen halte ich meine Torte im Kühlschrank und style zuerst die Szene. Sobald ich mit der Anordnung und dem Styling zufrieden bin, hole ich die Torte als letztes hinzu.

Blumen spielen eine schöne Rolle in vielen Ihrer Fotos. Was inspiriert Sie dazu, Blumen mit Backwaren zu kombinieren?

Gut erkannt. Blumen spielen eine große Rolle in meinem Styling. Saisonale Blumen sind eine riesige Inspirationsquelle für mich. Ich züchte viele essbare Blumen in meinem Garten, was eine große Freude ist.

Oft verwende ich Komplementärfarben, zum Beispiel Lavendel, um eine gelbe Zitronentarte zu dekorieren, oder ich nutze grüne Requisiten für eine frische Erdbeertarte. Ich beobachte das Wachsen saisonaler Blumen und überlege, welcher Kuchen oder welche Tarte die jeweilige Blume am besten ergänzen würde.

Manchmal sieht man Menschen in Ihren Fotos. Gibt es dafür einen Grund?

Ich liebe es, menschliche Elemente in meine Bilder einzubauen. Menschen fügen Emotionen, Geschichten und Leben hinzu und machen das Bild fesselnder. Einmal fotografierte ich die Reaktion meiner Tochter auf einen Geburtstagskuchen, den ich für sie gemacht hatte, und ihre Aufregung ist bis heute eines meiner Lieblingsbilder. 

Eine weitere Möglichkeit, meine Bilder zu bereichern, ist, Hände in die Szene zu integrieren. Ich liebe es, meine Hände zusammen mit meinen Desserts und Broten einzubeziehen, um die Geschichte besser und intensiver zu erzählen.

Wie gehen Sie an die Komposition Ihrer Szenen heran? Skizzieren Sie sie vorher, oder ist es ein eher intuitiver Prozess?

Ich lasse mich von den Jahreszeiten inspirieren. Beim Spazierengehen in der Natur oder auf einem Obst- und Gemüsemarkt bekomme ich ständig Ideen. Neulich fand ich Pflaumen, die von außen ziemlich unscheinbar waren, aber als ich sie halbierte, entdeckte ich ihre herrliche rote Farbe – atemberaubende Nuancen. Sie inspirierten mich, eine Tarte zu machen, um ihre tiefrote Farbe und Textur zu präsentieren.

Danach überlege ich, wie ich die Szene stylen möchte. Manchmal visualisiere ich das ganze Motiv in meinem Kopf, sodass das Einrichten nur ein paar Minuten dauert. Manchmal platziere ich mein Hauptobjekt und füge dann nach und nach Requisiten hinzu. Es ist immer unterschiedlich.

Lassen Sie uns noch ein wenig auf Ihren Postproduktions-Workflow eingehen. Wie verstärken Sie die Texturen und Farben, um diese malerische Qualität zu erreichen?

Das natürliche Licht ist entscheidend. Ich muss mit dem Bild absolut zufrieden sein, bevor ich mit der Bearbeitung beginne. Ich bearbeite meine Bilder in Lightroom, passe den Kontrast an, stelle die Farbbalance ein, erstelle neue Masken und füge eine Vignette hinzu.

Dabei achte ich auf ein Gleichgewicht und strebe ein natürliches Erscheinungsbild an, damit das Endergebnis einladend und authentisch aussieht. Überbearbeitung kann zu einem künstlichen Gesamteindruck führen, der den Kuchen verfälscht.

Als jemand, die für ihre ausdrucksstarken Stillleben-Kompositionen bekannt ist: Welchen Rat würden Sie angehenden Fotografinnen und Fotografen geben, die hoffen, einen eigenen Stil zu entwickeln?

Lernen Sie zunächst Ihre Kamera ausführlich kennen. Studieren Sie das natürliche Licht in Ihrem Haus zu verschiedenen Tageszeiten und in unterschiedlichen Jahreszeiten. Üben Sie täglich das Fotografieren. Beginnen Sie mit einem einfachen Objekt.

Fragen Sie sich: Was gefällt mir mehr? Frisch und luftig oder dunkel und stimmungsvoll? Mag ich ein einfaches Styling oder liebe ich eine Szene mit vielen Requisiten? Ich hoffe sehr, dass einige dieser Informationen nützlich für Sie sind, und wünsche Ihnen viel Glück dabei, Ihren eigenen Stil zu finden.

Die Fotografin

Geboren in der Slowakei, ging Barbora Baretic als 20-Jährige nach Australien, wo sie ihr Diplom in Hospitality Management absolvierte und später in der Unternehmenswelt arbeitete. 2011 zog sie mit ihrem Mann nach London.

Nach weiteren zehn Arbeitsjahren hing sie ihren Beruf an den Nagel und widmete sich Vollzeit ihrer Leidenschaft, dem Backen. Seither fotografiert sie ihre Kreationen und wurde u. a. 2024 beim Food Photographer of the Year Award ausgezeichnet.

Instagram: @barborabareticbakery

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