In unserer Interview-Reihe stellen wir jeden Monat im DigitalPHOTO-Magazin das Portfolio herausragender Fotografen und Fotografinnen aus aller Welt vor. So jung wie die Polin Iza Łyson war noch niemand. Mit ihren verträumten Hundefotos verzaubert die 18-Jährige die Fotowelt. Wie ihre Aufnahmen entstehen und wer ihre beiden liebsten Models sind, hat sie uns im Interview verraten.
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Die Mimik ist entscheidend. Wenn das Tier gestresst oder ängstlich ist, kann kein gutes Bild entstehen.
Wie hat deine Leidenschaft für die Hundefotografie angefangen?
Iza Łyson: Alles begann vor sechs Jahren, als ich einen Golden Retriever bekam. Ich habe Luna von Anfang an fotografiert – als Erinnerung an ihre Zeit als Welpe. Welpen wachsen so unglaublich schnell. Luna war ziemlich aktiv und tollte die ganze Zeit umher. Mit meiner damaligen Kamera war es fast unmöglich, sie aufzunehmen. Also kaufte ich eine bessere. Meine Eltern haben mich dabei unterstützt. Seitdem fotografiere ich Luna praktisch jeden Tag.
Du hast aber nicht nur Luna, sondern auch jede Menge andere Hunde vor der Kamera. Sind das Hunde von Freunden und Verwandten?
Mittlerweile besitze ich zwei Hunde: Luna und Puska. Zugegebenermaßen sind sie meine Hauptmotive. Darüber hinaus fotografiere ich tatsächlich oft Hunde von Freunden. Es kommt aber auch vor, dass ich eine ganz bestimmte Rasse aufnehmen möchten oder ein genaues Motiv vor Augen habe. In solchen Fällen schreibe ich gezielt Leute im Internet an und frage, ob es möglich wäre, ihren Hund zu fotografieren. Ich arbeite außerdem für ein Tierheim in Krakau – auf freiwilliger Basis. Diese Fotos sollen helfen, Hunden ein neues Zuhause zu verschaffen.
Warum Hunde – warum nicht Katzen oder Hamster oder andere Haustiere?
Das ist so schwer zu sagen. Eine Erklärung wäre, dass ich seit meiner Kindheit mit Hunden zusammenlebe. Als Fotografin mag ich an Hunden, dass sie so natürlich rüberkommen. Übrigens: Katzen und Hamster habe ich bereits des Öfteren fotografiert!
Kann es sein, dass auf vielen deiner Bilder Humor eine wichtige Rolle spielt?
Die Mimik eines Hundes ist für ein Foto entscheidend. Wenn das Tier gestresst oder ängstlich ist, kann kein gutes Bild entstehen – da hilft auch der beste Bildausschnitt oder die beeindruckendste Landschaft nicht. Man kann Hunde ein klein wenig ablenken, indem man ihnen Leckereien anbietet oder mit ihnen Tricks veranstaltet, die sie gut beherrschen. So vergessen sie, dass es sich um ein Fotoshooting handelt und mir fällt es gleichzeitig leichter, sie aufzunehmen. Es gibt natürlich auch Hunde, die für Leckereien alles um sich herum vergessen und dabei können sie ganz schön witzig aussehen.
Wie würdest du deinen Fotostil beschreiben?
Ich versuche mit jedem Bild, den Charakter eines Hundes zu erfassen und ihm gerecht zu werden. Die meisten Fotos sollen außerdem eine fröhliche Stimmung transportieren. Bei der Komposition achte ich darauf, dass keine störenden Elemente im Bild auftauchen. Am liebsten fokussiere ich mit einer kleinen Schärfentiefe und setze den Hintergrund in ein schönes Bokeh.
Gibt es eine Tages- oder sogar eine Jahreszeit, bei der du am liebsten fotografierst?
Bei der Jahreszeit habe ich keine Präferenz, denn Frühling, Sommer, Herbst und selbst der Winter haben jeweils eigene Reize. Ganz anders sieht es bei der Tageszeit aus. Ich arbeite am liebsten in den Morgen- und Abendstunden, wenn das Sonnenlicht besonders warm und weich ist. Die Mittagszeit vermeide ich dagegen so gut es geht. Wegen der starken Sonnenstrahlung entstehen harte Schlagschatten, die beim Fotografieren besonders im Gesicht des Hundes stören.
Planst du deine Bilder vorab oder bist du eher eine spontane Fotografin?
Im Prinzip plane ich lediglich, an welchem Ort ich den jeweiligen Hund fotografieren möchte. Der Rest passiert letztlich spontan. Ich kann nicht vorhersehen, welche Fotos entstehen, schließlich ist jeder Hund anders. Ich glaube, dass ich auch enttäuscht wäre, wenn ein geplantes Foto nicht so realisiert werden könnte, wie ich es mir vorab ausgedacht habe. Von daher versuche ich einfach, die besten Momente einzufangen.
Die meisten deiner Fotos entstehen in der Landschaft und nicht im Studio. Warum bevorzugst du die Fotografie „on location“?
Wenn ich draußen fotografiere, habe ich einfach mehr Freiheiten und eine größere motivische Vielfalt als im Studio. In einem Studio sieht jedes Bild irgendwie gleich aus, finde ich. Außerdem habe ich großen Spaß daran, besondere Orte für meine Fotos zu finden, wie Lavendelfelder oder Heidelandschaften. Das gehört für mich zum Prozess des Fotografierens dazu. Ich kann es oft kaum abwarten, bis der Ort, an dem ich fotografieren möchte, zum Leben erwacht.
Mehrmals im Jahr versuche ich, für meine Fotos an besondere Orte zu reisen. Es kommt auch vor, dass ich im Urlaub am Meer Hunde fotografiere.
Gibt es Orte, an denen du oft fotografierst ?
Meistens fotografiere ich in Parkanlagen und Wäldern, die sich in der Nähe meiner Heimat befinden. Ich wohne im Süden Polens, in einem kleinen Dorf im Schlesischen Vorgebirge. Mehrmals im Jahr versuche ich, für meine Fotos an besondere Orte zu reisen. Ich mag das Tatra-Gebirge mit seinen typischen Wiesenlandschaften. Dort entstehen dann Bilder, in denen ich Hunde beispielsweise in Krokusfeldern fotografiere. Es kommt aber auch vor, dass ich im Urlaub am Meer Hunde ablichte.
Mit welcher Kamera und mit welchem Objektiv entstehen die Bilder?
Ich habe drei Objektive, mit denen ich fast ausschließlich arbeite: das Sigma 85mm f/1,4, das Sigma 35mm f/1,4 und das Sigma 15mm f/2,8. Ich könnte mich aber nicht entscheiden, welches davon meine liebste Linse ist. Die meisten meiner Bilder entstehen mit der Nikon D610.
Arbeitest du mit Photoshop oder Lightroom?
Ich nutze beide Programme, um meine Bilder zu bearbeiten. In der Regel helle ich die Fotos auf, justiere die Farben und die Schärfe. Manchmal entferne ich auch störende Elemente, wie eine Hundeleine, sofern das notwendig ist.
Du hast eingangs von Tricks und Leckereien gesprochen, die du nutzt, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu lenken. Was für Tricks sind das?
Für gewöhnlich kann man Hunde tatsächlich am besten mit Fressen locken. Sollten sie wider Erwarten keinen Appetit haben, mache ich Geräusche, um die Aufmerksamkeit in meine Richtung zu lenken. Das funktioniert in der Regel auch sehr gut. Sollten aber weder Leckereien noch Geräusche helfen, muss ich abwarten, bis sich der Hund beruhigt hat und mit der ungewöhnlichen Situation klarkommt. Das geht mal schneller, mal dauert es seine Zeit. Als Tierfotografin sollte man geduldig sein.
Hast du auch spezielles Spielzeug in deiner Fototasche, mit denen du die Hunde auf Trab hältst?
Ich selbst habe gar nicht so viele Spielsachen dabei. Das überlasse ich den Hundebesitzern, die ihre Haustiere natürlich viel besser kennen. Zu den Dingen, die meist verwendet werden, gehören Frisbees, Bälle und all die vielen Hundeutensilien, die quietschende Geräusche machen.
Würdest du sagen, dass jeder Hund fotografiert werden kann, oder gibt es Rassen, die sich weniger eignen als andere?
Man kann meiner Meinung nach jeden Hund fotografieren. Ich habe sogar schon mit blinden und tauben Hunden gearbeitet. Allerdings braucht es manchmal viel Zeit und es kann harte Arbeit sein, ein gutes Bild von einem Hund zu bekommen. Schwierig ist es sicherlich mit Hunden aus Heimen, da sie oftmals weder auf ihren Namen noch auf Spielsachen oder Fressen reagieren. Trotzdem gelingen mir meist ein paar gute Aufnahmen.
Es gibt sicherlich viele witzige Anekdoten, oder?
Wenn man mit Tieren arbeitet, passieren viele amüsante Dinge. Besonders interessant wird es, wenn ich in der Stadt fotografiere. Um eine spannende Perspektive zu bekommen, lege ich mich manchmal bäuchlings mitten auf den Marktplatz von Krakau. Ich wurde in solchen Situationen schon oft gefragt, ob es mir gut geht und ob ich Hilfe brauche. Ich antworte dann immer, dass ich lediglich Hunde fotografiere.