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30 Jahre Kehrer Verlag: Warum gut gemachte Bücher immer bleiben

Seit drei Jahrzehnten steht der Kehrer Verlag für außergewöhnliche Fotobuchkunst und kompromisslose Qualität. Zum runden Jubiläum blickt Verleger Klaus Kehrer im Gespräch mit unserem Magazin zurück auf bewegende Projekte, prägende Begegnungen und verrät, warum er noch lange nicht ans Aufhören denkt.

Interview mit Klaus Kehrer vom Kehrer Verlag

DigitalPHOTO: Herr Kehrer, Glückwunsch zum runden Verlagsjubiläum! Erinnern Sie sich an die Anfänge? Gab es Ziele und Visionen?

Klaus Kehrer: Ich war schon damals leidenschaftlicher Buchgestalter, Bildbearbeiter und auf hochwertige Produktion fokussiert. Ich arbeitete vor allem für Museen und Künstlerinnen und Künstler. Immer mehr fragten, warum ich keinen Vertrieb hätte. Also gründete ich – etwas blauäugig – einen Verlag. Die Vision kam mit der Zeit: Kehrer sollte ein bedeutender Kunst- und Fotografieverlag werden.

Was waren besondere Projekte, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?

1995 erschien das erste Fotobuch im Kehrer Verlag – „Celebrities“, Prominentenporträts aus der Sammlung Gruber in Zusammenarbeit mit dem Museum Ludwig Köln. 2001 folgte „Detour“ von Allen Frame, das erste Buch mit einem New Yorker Künstler. Apropos New York: Unsere erste Saul-Leiter-Retrospektive 2012 war ein besonderes Projekt, zumal ich Saul Leiter noch persönlich kennenlernen durfte.

Und 2014 „Augen auf! 100 Jahre Leica“ – häufig auch die „Leica Bibel“ genannt. Es gibt viele weitere Publikationen, die mir in Erinnerung geblieben sind, das können Sie sich sicher vorstellen.

Haben Sie aus dem aktuellen Programm ein Buchprojekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Sie bringen mich in Verlegenheit – es gibt mehrere Neuerscheinungen, die ich wichtig und berührend finde. Zum Beispiel „Warum lachst du nicht“, von Robert Fleischanderl, das häusliche Gewalt und Missbrauch fotografisch thematisiert.

Oder „The Lives of Others“ von James Carroll, der kurz vor der Fertigstellung verstarb und dessen Werk viel bekannter sein müsste. Oder „Plein Soleil“ von Jessica Backhaus, das ich auch erwähne, weil es die zehnte gemeinsame Publikation mit der Künstlerin ist.

Was sind Ihre Ziele mit dem Kehrer Verlag für die nahe und ferne Zukunft?

Schön, dass Sie danach fragen. Manche mögen überrascht sein, dass ich nach 30 Jahren nicht ans Aufhören denke, sondern mit Leidenschaft nach vorn schaue. Die Herausforderungen sind groß – sei es die gesellschaftliche Lage oder die Entwicklung des Buchmarkts.

Ich setze weiterhin auf höchste Qualität, auch wenn das immer schwieriger wird und viele Wettbewerber hier längst Abstriche machen. Ich bin überzeugt, dass das gut gemachte Buch als „Objekt der Begierde“ überlebt und weiterhin seine Käufer finden wird.

Über den Verlag

Seit seiner Gründung im Jahr 1995 hat sich der Kehrer Verlag in Heidelberg auf Kunst- und Fotobücher spezialisiert. Unter der Leitung von Inhaber Klaus Kehrer zählt der Verlag heute nicht nur zu den wenigen unabhängigen Häusern in Deutschland, sondern auch zu den international führenden Verlagen im Bereich der künstlerischen Fotografie.

www.kehrerverlag.com

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