Kann die große Kameraausrüstung zu Hause bleiben? Mit jeder neuen Smartphone-Generation startet die Diskussion erneut. Wir haben die aktuellen besten Handykameras getestet. So viel vorweg: Gerade beim Makro müssen klassische Fotokameras jetzt ganz tapfer sein.
Was macht eine gute Handykamera 2024 aus?
Mit jedem Jahr liefern sowohl klassische Kamerahersteller als auch die Smartphonehersteller neue Superlative bei der Kameratechnik. Grund genug, uns die aktuellen Foto-Smartphones im Technik- und Praxistest anzusehen. Selten gab es so wenig Unterschiede: Sei es in den Abmessungen, im Gewicht oder der integrierten Kameratechnik.
Rein äußerlich macht das Xiaomi 14 Ultra mit Retro- Look und dem omnipräsenten Leica-Logo auf der Kamera Eindruck, beim Samsung S24 Ultra dominieren die fünf Kameraaugen. Das iPhone Pro 15 Max beschränkt sich hier auf drei und kommt im Applegefälligen Design.
Honor setzt mit dem Magic 6 Pro auf erfrischend andere Farben und ebenfalls auf drei Linsen. Bei der Verarbeitung sind alle Geräte auf Premium- Niveau und fassen sich fantastisch an. Rein für die Fotografie punktet das Xiaomi allerdings mit einer Softgrip-Beschichtung. Die Gefahr, dass das Handy beim waghalsigen Schnappschuss aus der Hand fällt, wird hier erfolgreich minimiert.
Mit dem optionalen Photography- Kit sieht das Xiaomi 14 Ultra wie eine „echte“ Kamera aus. Der hochwertig verarbeitete Zusatzgriff und die zusätzliche Schutzhülle bringen Foto-Feeling ans Smartphone: Auslöser, Aufnahmeknopf und Drehrad zur Belichtungssteuerung sind fürs Fotografieren wirklich praktisch.
Für den spontanen Schnappschuss wird die Kamera per Druck auf den Auslöser jederzeit auch im Stand-by startklar. Auch ein Adapter für die Verwendung gängiger Filter ist dabei. Einziger: Das Drehrad verstellt man leicht aus Versehen. Rund 200 Euro kostet das stylishe Kit. Wenig nachhaltig: Die Produktverpackung ist maximal überdimensioniert.
Bedienung im Blindflug
Die Kamera-Apps aller Smartphones sind selbsterklärend und folgen der gleichen Logik. Standardmäßig ist die Automatikfunktion aktiv und man wählt verschiedene Modi wie Porträt, Nightshot oder Panorama aus.
Der Makromodus muss nicht separat eingeschaltet werden. Ist man nahe genug am Objekt, schalten alle Smartphones direkt um. Bei den drei Testkandidaten mit Android steht die Pro-Funktion zur Verfügung – Blende, Belichtungszeit, ISO, Weißabgleich sind hier manuell einstellbar.
Beim iPhone ist das so nicht möglich, wobei beispielsweise die Blende in der Automatik und auch in der Fotos-App noch geändert werden kann. „Pro“-Modus hin oder her, mit echter manueller Einstellung hat das wenig zu tun – gerade bei der Blende wird digital häufig „geschummelt“, da Smartphones meist feste Blenden in den Linsen verbaut haben und den Effekt daher teils im Bild simulieren.
Für spektakuläre Makrofotos sollten Sie die Kamera einfach mal komplett auf den Kopf stellen. Damit kommen Sie noch näher ran ans Motiv und erhalten ganz neue Bildwinkel.
Bei unserem Hauptmotiv mit der Blumenwiese sieht man die Gänseblümchen von unten mit dynamischer Bildaussage. Das Smartphone dreht die Bilder übrigens komplett automatisch, in der Fotoübersicht werden sie korrekt dargestellt und nicht etwa auf dem Kopf.
Erstaunliches Makro
Wovon ich in meinem Test schlicht begeistert war, ist der Makromodus. Und zwar bei allen Smartphones. Der Abbildungsmaßstab ist grandios. Bei der Tiefenschärfe ist man dann aber auf die Kreativität des jeweiligen Smartphones beschränkt, hier kann man keinen direkten Einfluss nehmen.
Kleine Unterschiede gab es dann bei den Bildergebnissen, das iPhone konnte hier am wenigsten überzeugen, die Android- Konkurrenz liegt annähernd gleichauf. Auch bei der Bildauflösung geben sich die Modelle von Apple, Samsung, Honor und Xiaomi nichts.
Die Hauptkameras arbeiten alle mit 50 oder 48 Megapixel und als Ergebnis werden Bilder mit 3000 × 4000 Pixel (bei Format 4:3) erzeugt. Die optional einstellbaren 200 Megapixel beim S24 Ultra bringen zwar mehr Auflösung (4592 × 8160 Pixel), aber im direkten Vergleich nur marginal bessere Bilder.
Bewegte Bilder
Ein kurzer Blick noch auf die Videofunktionalität: Xiaomi und Samsung schaffen bis zu 8K, Apple und Honor bis zu 4K. Bildstabilisierung beherrschen wiederum alle, allerdings wird, möchte man eine extreme Bildstabilisierung, überall dann auch die Auflösung zurückgefahren. Xiaomis 14 Ultra dominierte hier das Testfeld ganz klar mit hervorragender Videoqualität.
Die Kamera-Apps der Testgeräte sind erstaunlich identisch aufgebaut. Egal, ob iPhone oder Android, egal, ob Xiaomi oder Honor – die Bedienung folgt überall dem gleichen Prinzip.
- Beim Test des Samsung Galaxy S24 Ultra gefällt, dass man immer im Blick hat, mit wie viel Megapixel gerade fotografiert wird.
- Künstliche Intelligenz gefällig? Über den entsprechenden Button wird beim Honor Magic 6 Pro eine KI-Automatik eingeschaltet, die bessere Bilder verspricht.
- Klar, dass auch in der Kamera-App das Leica-Logo allgegenwärtig ist. Hier schaltet man beim Xiaomi 14 Ultra allerdings lediglich zwischen verschiedenen Bildlooks hin und her.
- Beim iPhone 15 Pro Max setzt man auf den bewährten App-Look: Der Makromodus wird automatisch aktiviert, sowie man nahe am Fotoobjekt ist.
Apple iPhone 15 Pro Max
Bewertung:
- Profi-Funktionen (15 %): 4/5
- Bildqualität (40 %): 4,5/5
- Optische Zooms (20 %): 5/5
- Blendeneinstellung (10 %): 4/5
- Videoqualität (15 %): 4/5
- Gesamtbewertung: SEHR GUT, 4,5/5
Honor Magic 6 Pro
Bewertung:
- Profi-Funktionen (15 %): 4/5
- Bildqualität (40 %): 5/5
- Optische Zooms (20 %): 5/5
- Blendeneinstellung (10 %): 4/5
- Videoqualität (15 %): 4/5
- Gesamtbewertung: SUPER, 5/5
Samsung Galaxy S24 Ultra
Bewertung:
- Profi-Funktionen (15 %): 4/5
- Bildqualität (40 %): 5/5
- Optische Zooms (20 %): 5/5
- Blendeneinstellung (10 %): 4/5
- Videoqualität (15 %): 4/5
- Gesamtbewertung: SUPER, 5/5
Xiaomi 14 Ultra
Bewertung:
- Profi-Funktionen (15 %): 4/5
- Bildqualität (40 %): 5/5
- Optische Zooms (20 %): 5/5
- Blendeneinstellung (10 %): 4/5
- Videoqualität (15 %): 5/5
- Gesamtbewertung: SUPER, 5/5
DigitalPHOTO-Fazit: starke Leistung
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Smartphones sind gering – angefangen von der Bildqualität über Zoomstufen bis hin zum Preis oder der Verarbeitung. Allerdings hatte das Xiaomi im Test bei der Bildund Displayqualität die Nase doch vorn. Und die Frage: Smartphone oder Systemkamera?
Preislich liegen die Smartphones auf dem Niveau eines Kamerabodys. Von günstig kann keine Rede sein, mindestens 1300 Euro sind hier fällig. Allerdings gibt es beim Handy auch die Vollausstattung mit Makro, Ultraweitwinkel und Tele. Für diese Flexibilität zahlt man bei der klassischen Kamera einige Tausender mehr.
Die Bildqualität der Smartphones ist erstaunlich und gerade im Makro mit Wow-Effekt. Allerdings merkt man beim ersten Heranzoomen ins Bild, dass die kleinen Sensoren schnell verpixeln.
Kurzum: Aktuelle Smartphones liefern tolle Bilder und bieten unglaubliche Flexibilität, im direkten Vergleich in Sachen Bildqualität mit einer APS-C oder Vollformat müssen sie sich aber (noch) geschlagen geben.