Das DSLR-Portfolio von Canon hat Nachwuchs, und obwohl es die Modellnamen nicht vermuten lassen, gibt es zwischen der EOS 800D und EOS 77D eine Menge Gemeinsamkeiten. Wir haben beide Kameras in Labor und Praxis getestet. Welche der beiden DSLRs die Nase vorn hat, haben wir für Sie herausgefunden.
Ist eine Spiegelreflexkamera für 849 Euro ohne Objektiv wirklich noch eine Einsteigerkamera? Zumindest anhand ihrer Modellbezeichnung ordnet sich die neue Canon EOS 800D im Anfängersegment ein. Und wie steht es um die 50 Euro teurere EOS 77D? Wir bringen in diesem Doppeltest Licht ins Dunkel und beantworten die Frage, ob sich der Kauf einer der Neuheiten lohnt. Technisch ist bei beiden Modellen viel dabei, das auch ambitionierte Fotografen zufriedenstellen dürfte. Das fängt bereits beim Sensor der kompakten DSLRs an: Mit einer Auflösung von 24 Megapixeln liefern beiden Canon-Kameras Fotos mit viel Detailreichtum und der Möglichkeit auf großflächige Prints. Unser Test in Labor und Praxis ergab, dass die Bildqualität bei ausreichend Tageslicht und entsprechend geringen ISO-Werten super ist. Nähert sich die Lichtempfindlichkeit allerdings ISO 3200 oder übersteigt diesen Wert sogar (bis ISO 51.200 erweiterbar), prägt die Fotos ein für Einsteigerkameras typisches, störendes Bildrauschen. Was hingegen im Test durchweg positiv auffiel, war das fortschrittliche Autofokussystem, das dank 45 Kreuzsensoren und der Dual-Pixel-CMOS-AF-Technologie sehr schnell und auf den Punkt arbeitet. So macht Fotografie Spaß! Für eine zügige Bildverarbeitung hat Canon in beiden Kameras den Digic-7-Prozessor verbaut. Zügig ist auch die Serienbildgeschwindigkeit von maximal sechs Bildern pro Sekunde – technisch geben sich beide Modelle die Hand, Unterschiede fallen erst beim Blick auf Details auf.
Leicht verständliche Menüführung
Sowohl die EOS 800D als auch die EOS 77D ist mit einer neuen, einsteigerfreundlichen Menüführung ausgestattet, um das Verständnis für Regler und Tasten zu erleichtern. Bilder und Skizzen helfen Fotografie-Anfängern, die Einstellungen nachzuvollziehen. Clever: Die Menüführung kann angepasst werden, sprich, überflüssige Anleitungen und Tipps können bei fortschrittlichem Wissen einfach ausgeblendet werden. In dem Fall wird dann das für Canon- DSLRs klassische Menü angezeigt. Das rückseitige 3-Zoll-Display ist nicht nur dreh- und schwenkbar, sondern auch per Touch bedienbar. Das erhöht den Bedienkomfort zusätzlich. Mit 1,04 Mio. Bildpunkten ist es zudem ausreichend hoch aufgelöst. In puncto Bedienung zeigt sich zudem der wohl größte Unterschied beider DSLRs. Während die EOS 800D einsteigertypisch ohne Schulterdisplay und Daumenrad auskommt, verfügt die EOS 77D eben über genau diese beiden Features. Ebenfalls sehr praktisch: Konnektivität via WLAN, NFC und Bluetooth bei beiden Kameras. Mit der kostenfreien Canon Camera Connect App lassen sich beide Neuheiten beispielsweise intuitiv fernsteuern, Fotos mit Standortinformationen verknüpfen und Bilder aufs Smartphone oder Tablet übertragen, um sie schnell über Social-Media-Plattformen zu teilen. Filmer werden mit der EOS 800D und EOS 77D ebenfalls – wenn auch nur reduziert – bedient: Die Neuheiten zeichnen Bewegtbild zwar nur in Full-HD-Auflösung auf, dafür immerhin mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Schade, dass Canon eine 4K-Funktion höherwertigeren Modellen vorbehält. Angesichts des Neupreises von 849 Euro (UVP der EOS 800D) bzw. 899 Euro (UVP der EOS 77D) hatten wir hier auf eine höhere Videoauflösung gehofft. Sehr lobenswert dagegen: Das sensorbasierte Dual-Pixel-CMOS-AF-System stellt das Videobild ohne Schwierigkeiten in hoher Geschwindigkeit scharf. Video-Bildstabilisierung ist (leider) ausschließlich digital möglich.
Aufpreis der EOS 77D gut angelegt
Inwiefern können wir die Kameras empfehlen und welche der beiden Modelle hat im direkten Vergleich die Nase vorn? In diesem Geschwister-Duell geht die Canon EOS 77D als klarer Sieger hervor. Das Testresultat ähnelt zwar aufgrund weitestgehend gleicher Technik (Sensor, AF-System, Prozessor etc.) dem der Canon EOS 800D, im Detail lohnt dann aber doch die Mehrinvestition von lediglich 50 Euro für mehr Ausstattung und besseres Handling. Die neuen Canon-Modelle ähneln dem 2015 vorgestellten EOS-Paar EOS 750D und EOS 760D, die wir in der DigitalPHOTO Ausgabe 08/2015 getestet haben. Auch damals ging das höherwertige Modell, das übrigens nach wie vor erhältlich ist, als klarer Sieger aus dem Duell hervor. Allerdings: Weder die EOS 800D noch die EOS 77D lösen die EOS 760D ab. Preislich ist sie mit 629 Euro deutlich günstiger als die EOS 77D, aber auch schlechter ausgestattet.
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Fazit
Einsteiger mit Klasse – einen anderen Titel haben die ungleichen Zwillinge aus dem Hause Canon nicht verdient. Ausgestattet mit einem tollen Set aus auslösungsstarkem Bildsensor, leistungsstarkem Prozessor und innovativem Autofokussystem dürften beide Neuheiten Einsteigern wie auch fortgeschrittenen Fotografen Freude bereiten. Der preisliche Unterschied von 50Euro zwischen beiden Modellen macht die EOS800D hinfällig. Hier lohnt sich dank umfassender Ausstattung und besserem Handling klar der Griff zur höherwertigen CanonEOS 77D.
- Tolle Bildqualität bis einschließlich ISO 1600
- Großartiges Autofokussystem
- Leistungsstarker Digic-7-Prozessor
- Dreh- und schwenkbares Touchdisplay
- Mit Wi-Fi, NFC und Bluetooth ausgestattet
- Geringes Gewicht, kompaktes Gehäuse
- Hoher Preis für ein DSLR-Einsteigermodell
- Videoaufzeichnung nur in Full-HD-Auflösung