Insta360 Nano in der hardwrk-Edition im Test: Rundum-Ansichten, 360-Grad-Bilder und VR-Filme sind die großen Trends. Samsung und LG haben bereits 360-Grad-Kameras als Erweiterungen für ihre Smartphone-Modelle mit Android im Angebot. Apple ist noch nicht auf den Zug aufgesprungen – diese Lücke füllt die Insta360 als eine der ersten 360-Grad-Kameras für iPhone 6, 6s, 7 und 7 Plus.
Die Insta360 Nano – ihr Name lässt es vermuten – ist eine kleine, kompakte Kamera für 360-Grad-Panoramen, die mittels Lightning-Anschluss an das iPhone 6 oder iPhone 6s sowie iPhone 7 und die jeweiligen Plus-Modelle Anschluss findet. Aufgrund ihrer Bauform ist die Insta360 Nano nicht kompatibel mit iPhone-5-Modellen und dem iPhone SE. Die Kamera misst 11 mal 3,3 mal 2,1 Zentimeter, die Stromversorgung der Insta360 Nano stellt ein eigener Akku sicher, dessen Aufladung per Micro-USB geschieht. Wer das iPhone in einer Schutzhülle mit sich trägt, muss diese vor der Nutzung mit der Ansteck-Kamera entfernen.
Durch die Anbringung des Insta360 Nano am Lightning-Anschluss auf der Unterseite des Smartphones muss der Anwender sein iPhone mit der Kamera quasi auf den Kopf stellen. Das ist zwar sinnvoll, für die Bedienung des iPhone mindestens gewöhnungsbedürftig – immerhin wandert der Home-Button nach oben und befindet sich somit unterhalb des Kamera-Aufsatzes wieder. Die zugehörige Kamera-App schaltet ihre Ansicht ebenfalls um und stellt sich auf den Kopf.
Die Insta360-Nano-Kamera besitzt zwei 210-Grad-Fish-Eye-Linsen mit Blickrichtung nach vorn und nach hinten, die Optik bietet eine ƒ/2.0 Blende. Das große Sichtfeld nimmt dabei eine komplette 360-Grad-Ansicht auf einmal auf. Der Bildschirm des iPhone fungiert dabei als Sucher, wobei das zum Anwender zeigende Sichtfeld der Kamera als kleineres Bild-im-Bild angezeigt wird: Schließlich möchte man manchmal schon wissen, wie man selbst im Bild zu sehen ist.
Die Insta360 Nano im Einsatz
Beim ersten Gebrauch fordert die Hardware ihre zugehörige und gleichnamige App „Insta360 Nano“ als kostenlosen Download aus dem App Store an. Sobald die App installiert ist, kann man die aufgesteckte Kamera mit dem iPhone steuern. Die App kennt dabei drei Ansichten: zentral die Kamera-Steuerung, links das Album mit bereits erstellten Aufnahmen und Videos, rechts die Einstellungen, die zum Beispiel die Qualität für den Live-Export nach YouTube betreffen. Mithilfe eines Firmware-Updates erhielt unser Testgerät zwei neue Funktionen. Zum einen kam ein HDR-Modus hinzu und zum anderen eine „Time Lapse“-Funktion, mit der sich zeitgesteuerte Aufnahmen fotografieren lassen. Die neue Firmware installiert sich automatisch über die Begleit-App.
Die neuen 360-Grad-Aufnahmen sind ohne bewundernde Zuschauer nur die Hälfte wert. Daher sind mehrere Optionen zum Teilen in die App eingebaut. Auf Wunsch kann sich der Nutzer bei Insta360 einen Account erstellen und seine Bilder dort hosten und dann Links an Freunde und Interessenten beziehungsweise auf Plattformen wie Twitter versenden. Die zweite Möglichkeit ist der Export von Bildern in die normale Foto-Mediathek des iPhone. Von dort lassen sich die Bilder individuell verteilen und etwa via Facebook und Flickr veröffentlichen.
Eine dritte Option ergibt sich für YouTube-Nutzer. Mit der App „Digitale Bilder“ exportierten wir einen kurzen Clip auf den Mac, um das Video dort mit dem Chrome-Browser bei YouTube hochzuladen. YouTube bearbeitet das Video und erstellt einen 360-Grad-Film, in dem der Betrachter selbst seine Blickrichtung bestimmt. Das Ergebnis können Sie hier prüfen: j.mp/mp360nano
Insta360 Nano out-of-the-Box
Zum Lieferumfang der Insta360 Nano gehört ein USB-Ladekabel und ein Transportbeutel. Ein Zusatznutzen ist zudem der Produktverpackung zugedacht. Der Karton verwandelt sich in ein VR-Kino, wenn man sein iPhone einschiebt und durch die Linsen in die Kiste schaut. Dort lassen sich auch mit der Insta360-App aufgenommene Bilder und Videos in der 3D-Ansicht ansehen. Die Kamera nimmt Videos in 3K bei 30 Bildern pro Sekunde auf, Fotos haben eine Auflösung von 3.040 mal 1.520 Pixeln.
Dank eines Einschubs für eine Micro-SD-Karte lässt sich die Kamera auch unabhängig vom iPhone verwenden, eine Taste an der Kamera fungiert als Auslöser. Die eigenen Aufnahmen muss der Nutzer in diesem Fall jedoch händisch in den Speicherbereich der iPhone-App übertragen, um sie weiter zu nutzen.
Rundum-Blick mit der Insta360 Nano
Die Insta360 Nano macht 360-Grad-Bilder und Rundum-Videos mit dem Smartphone möglich. Das ist faszinierend. Allerdings darf man keine Wunder von einer so kompakten Kamera erwarten: Für hochwertige Aufnahmen benötigt sie gutes Licht. Events, Locations und Veranstaltungen lassen sich dennoch authentisch in Szene setzen, um faszinierende 360-Grad-Ansichten zu ermöglichen.
Technisch sind 360-Grad-Aufnahmen eine spannende Geschichte. Mich hat das Thema jedenfalls schon früh fasziniert. Denn es war Apple, die bereits 1994 – also vor 22 Jahren – ihr Multimedia-Format QuickTime um die QuickTime-VR-Technologie zur Darstellung von Panoramabildern erweiterten. Aktuell könnte man aber glauben, dass Apple die jüngsten Trends rund um VR, AR und 360-Grad-Aufnahmen zu ignorieren scheint. Fotografisch waren Panoramen und VRs ein komplexer Aufbau, der penibel eingehalten werden musste, weil sonst das Stiching – so nennt sich das Zusammenfügen von Einzelaufnahmen – und das Rendering – dies ist der Ausgleich der Übergänge – scheiterte. Ein Program wie QuickTime VR Studio von Apple war ganz besonders pingelig.
Inzwischen wird die Hardware jedoch zunehmend erschwinglich und einfach in der Anwendung – quasi als Google Streetview für jedermann. Google Cardboard tut ein übriges zur weiteren Verbreitung von VR und 360-Grad-Fotografie. Ganz zu schweigen von Facebook, die mit Oculus, das sie vor zwei Jahren für 2 Milliarden US-Dollar übernommen hatten, große Pläne haben.
Matthias Parthesius
Fazit
Die wohl einfachste Lösung, um mit dem iPhone im Handumdrehen Rundum-Videos und -Fotos mit Wow-Effekt zu erstellen.
- kompakte Bauform
- erweiterbar mit microSD
- einfaches Sharing
- App noch nicht ausgereift
- YouTube-Streaming kompliziert
- nicht für Nachtaufnahmen geeignet