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Test

Luxus Mittelformat - Fujifilm GFX100 im Test

Die neue GFX100 scheint Grenzen zu sprengen. Mit einem Bildsensor in Mittelformat- Größe und einer Auflösung von 102 Megapixeln bittet das spiegellose Topmodell zum Tanz. Wir sagen, zu welchen erstaunlichen Leistungen das 11.000- Euro-Schmuckstück imstande ist.

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Fujifilm GFX100 im Detail

1 Elektronischer Sucher: Der OLED-Sucher misst 0,5 Zoll und löst 5,76Millionen Bildpunkte auf. Er deckt das gesamte Sensorbild ab und ist abnehmbar.

2 Bewegliches Touchdisplay: Das 3,2 Zoll große Touchdisplay ist wie von GFX-Schwestermodellen gewohnt beweglich. Per Touch lässt sich z.B. der Autofokus steuern.

3 Bedienfeld mit Übersicht: Statt zahlreicher Funktionstasten lässt das wuchtige Gehäuse Platz für einen sicheren Halt. Die Tasten sind gut erreichbar.

4 Drittes Info-Display: Im integrierten Hochformatgriff, in dem zwei Akkus Platz finden, ist ein weiteres Info-Display für essenzielle Metadaten integriert.

5 Teures Objektivangebot: Fujifilm hat derzeit sechs Festbrennweiten und zwei Zoomobjektive im Angebot. Wer alle acht Objektive haben möchte, ist 19.692 Euro los.

6 Betriebsmodus: Über das Einstellrad auf der Oberseite lässt sich der Betriebsmodus festlegen. Die Belichtungszeit wird über das Topdisplay gesteuert.

7 Wettergeschützes Gehäuse: Das robuste Magnesiumgehäuse der GFX100 ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Hervorragend für Reportage-Fotografen.

8 Inforeiches Topdisplay: Das 1,8 Zoll große Topdisplay liefert alle Belichtungseinstellungen sowie einen Belichtungsmesser. Zudem ist es beleuchtbar.

In meiner Laufbahn als Testredakteur durfte ich bereits unzählige Kameras testen: kleine, große, günstige, teure, gute und schlechte. Zugegeben: Die wenigsten schaffen ein wirklich bleibenden Eindruck. Kaum ist eine Kamera getestet, steht auch schon die nächste bereit. Die neue Fujifilm GFX100 stellt in jedem Fall eine Ausnahme dar. Mit einem Neupreis von rund 11.000 Euro, einer Auflösung von sagenhaften 102 Megapixeln und einem Kampfgewicht von weit über einem Kilogramm gilt die spiegellose Fujifilm zweifelsfrei als Exot. Da unser auf 50 Megapixel ausgelegtes Testlabor etwas zu unterdimensioniert für das GFX-Topmodell ist, haben wir die Profikamera mit integriertem Hochformatgriff ausgeführt und unterwegs getestet –mit beeindruckenden Ergebnissen.

» Profi-Fotograf Philipp Rathmer fotografierte die beiden Praxisbilder (s. oben) mit der neuen Fujifilm GXF100 in Hamburg vor der Elbphilharmonie. Modefotografie ist eine seiner Schwerpunkte.

Nachgefragt beim Profi Philipp Rathmer

Philipp Rathmer ist internationaler Mode-, Lifestyle- und Werbefotograf. Er hat mit uns über die neue Fujifilm GFX100 gesprochen.

Wofür nutzen Sie die neue Fujifilm GFX100?

Zur Zeit der analogen Fotografie habe ich mit Mittelformat fotografiert, zwischenzeitlich mit einer digitalen Vollformatkamera von Canon und jetzt mit dem GFX-Mittelformat. Die Fujifilm nutze ich für Werbeaufnahmen und Agenturen, die viel Auflösung benötigen.

Was fasziniert Sie an der Neuheit?

Die Fujifilm GFX100 schafft Möglichkeiten, die bislang keine andere Mittelformatkamera dieser Klasse liefert. Neulich habe ich ohne Probleme mit ISO 10.000 fotografiert. Zudem ist der integrierte Bildstabilisator super. Ein Foto mit 1/30 Sekunde und Blende f/4 aus der Hand wird knackscharf – und das trotz der Sensorgröße. Das finde ich einfach unfassbar hilfreich.

Sehen Sie Vorteile der GFX100​ gegenüber dem klassischen Vollformat? Wenn ja: welche?

Die Schärfe der GFX ist auf den Punkt. Letztens habe ich noch mal die Vollformatkamera von Canon ausgepackt und da hat mich der direkte Vergleich der Vollformat- und Mittelformat-Fotos doch stark beeindruckt. Die Fotos der GFX sind bis zum Bildrand knackscharf. Und dennoch ist das Spiel mit der Unschärfe bei der Fujifilm viel ausgeprägter. Das find ich klasse.

Jede Neuheit bietet Raum für Verbesserungen. Was würden Sie sich für eine mögliche Neuauflage wünschen?

Früher hat man sich ja jedes Jahr eine neue Kamera kaufen müssen, um aktuelle Technik zu haben. Das ist heute nicht mehr nötig. Meine GFX kann ich locker die nächsten fünf bis zehn Jahre nutzen. Wichtiger wird eine noch schnellere Datenübertragung und damit verbundene Komprimierung der doch riesigen Bilddaten sein.

Ganz und gar nicht Mittelformat

Gewöhnlich sind Mittelformatkameras die erste Wahl für Werbefotografen und Dienstleister, von denen hochauflösendes Bildmaterial gefordert wird. Ausgeleuchtet in großen Studios ist eine niedrige Lichtempfindlichkeit von bis zu ISO 400 üblich. Für höhere ISO-Werte sind Mittelformatkameras gewöhnlich nicht zu gebrauchen – zu verrauscht sind die Bildergebnisse der großen Sensoren. Mit den beiden bisherigen Modellen der GFX-Reihe 50S und 50R hat Fujifilm bereits bewiesen, dass die im Vergleich zum Vollformat rund 1,7-fach größeren Sensoren sehr wohl für hohe Sensitivität geeignet sind. Auch die neue GFX100 macht hier trotz der exorbitant hohen Auflösung keine Ausnahme. Fotos mit Lichtempfindlichkeit von ISO 3200 sind sehr detailreich und rauscharm–und das bei solch riesigen Bilddaten. 16-Bit-RAW-Dateien erfordern eine schnelle Bildverarbeitung, die Fujifilm mit dem X-Prozessor - 4 gewährleistet. Überzeugen Sie sich anhand unserer Beispielaufnahmen des DigitalPHOTO-Testcharts selbst von der grandiosen Bildqualität. Die Testaufnahmen finden Sie ab Seite 3 in unserer Galerie (s. oben).

Blick auf den Mittelformat-Markt: 3 Modelle im Vergleich

Der Markt von Kameras mit Bildsensoren in Mittelformatgröße ist gut gefüllt. Fujifilm und Hasselblad haben derzeit zwei spiegellose Kamerasysteme im Angebot. Darf es auch ein Modell mit Spiegel sein, ist die 645Z von Pentax eine sehr gute und günstige Wahl. Alle drei aufgeführten Kameras besitzen einen Sensor in der Größe von ca. 43,8 x 32,9 Millimetern.

(v.l.n.r.) 

► Fujifilm GFX100: Das neueste GFX-Modell​ besticht mit 102-MP-Auflösung und 5-Achsen-Bildstabilisator.

Preis: 10.999 €

Hasselblad X1D II 50C: Brandneu und der Versuch, die Leistung der ersten Kamerageneration zu verbessern.

Preis: 5.950 €

Pentax 645Z: Seit vielen Jahren auf dem Markt. 51,4 Megapixel. Der Straßenpreis ist ein Kaufargument.

Preis: 4.999 €

Mit 5-Achsen-Bildstabilisator

Die Systemkameras von Fujifilm verzichten in der Regel auf einen integrierten Bildstabilisator. Umso beeindruckender, dass der Hersteller seinem neuen GFX-Topmodell einen solchen sensorbasierten Stabilisator integriert hat. Das erleichtert Aufnahmen aus freier Hand, die gewöhnlich mit einer Mittelformatkamera nicht so einfach möglich sind. Das Autofokussystem ist mit bis zu 425 Phasen-AF-Messfeldern gut ausgestattet, und auch Sucher und Monitor sind top, wobei die GFX100 mit gleich drei Displays ausgestattet ist: einem auf der Oberseite und zwei auf der Rückseite (siehe Bilder oben). Der rückseitige 3,2-Zoll-Bildschirm ist berührungsempfindlich sowie in drei Richtungen kippbar. Der mitgelieferte elektronische Sucher ist mit 5,76 Millionen Bildpunkten ebenfalls hervorragend ausgestattet. Wer den Bildausschnitt bevorzugt über das rückseitige Display kontrolliert, kann den Sucher übrigens auch abnehmen. Die Fujifilm GFX100 kann nicht nur grandiose Einzelfotos, sondern auch Bewegtbild. Mit einer Videoauflösung von bis zu 4K bei 30 Bildern pro Sekunde und vielen Einstellmöglichkeiten erfüllt die neue Mittelformatkamera den aktuellen Standard im Videosegment.

Zwei Highlights der GFX100

Mittelformat Spitzenmodell

Nostalgiker werden beim Blick auf die Kameraoberseite womöglich die für Fujifilm typischen Einstellräder im Retrodesign vermissen. Statt der ISO- und Verschlusszeit-Räder ist auf der linken oberen Gehäuseseite ein Einstellrad für den Betriebsmodus platziert, während auf der rechten oberen Seite das großzügige Topdisplay übersichtlich Informationen liefert. Der fest integrierte Hochformatgriff macht die GFX100 mit einem Gewicht von 1.155 Gramm (ohne zwei Akkus und Speicherkarten) zu einem Koloss. Dass die Kamera auch für den Außeneinsatz konzipiert wurde, zeigt auch der Staub- und Spritzwasserschutz. Das Gesamtbild ist stimmig–auch zu dem Neupreis von 11.000 Euro.

Alternative

Sie wollen in den Genuss eines Bildsensors mit 55 mm Diagonale kommen, aber weniger Geld ausgeben? Dann ist die GFX 50R womöglich die richtige Kamera. Das Schwestermodell ist kompakter und mit 4.499 Euro deutlich günstiger.

Testurteil: 87,40%

Fazit

Auch die GFX100 kann wie ihre beiden Schwestermodelle mit einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Klar, für 11.000 Euro sind gleich drei Modelle der derzeit beste Pro-CSC (Sony Alpha 7R III) inklusive Standard-Zoomobjektiv erhältlich. Doch die GFX100 spielt in einer eigenen Liga. Der 102-Megapixel-Sensor erfüllt in Kombination mit dem 5-Achsen-Bildstabilisator Träume eines jeden detailverliebten Fotografen. Ein herausragendes Werkzeug, das auch mit einem überraschend starken Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.

Bewertung
Name
Fujifilm GFX100
Pro
  • Hochauflösende Bilder vom Zentrum bis zum Bildrand: die GFX100 überzeugt im Test mit detailreichen und rauscharmen Fotos.
  • Integrierter 5-Achsen-Bildstabilisator
  • Videoaufzeichnung in 4K bei 30p
  • Dualer SD-Kartenslot, zwei Akkus
Contra
  • Durch integrierten Hochformatgriff trotz Spiegelverzicht recht klobig und schwer
Preis
10.999
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