Perfekte Fotos mit kostenlosen Bildbearbeitungsprogrammen, geht das? Wir haben uns angeschaut, was am Markt verfügbar ist. Von einfacher Freistellsoftware bis hin zum Retuscheprogramm ist alles dabei. Doch kann man wirklich auf die klassische Fotosoftwares am Computer verzichten?
Kostenlose Bildbearbeitungsprogramme im Test
Machen Online-Bildbearbeitungen die klassische Optimierung mit einem Desktop-Programm überflüssig? So viel sei verraten, die Antwort lautet ganz klar: Nein! Wir haben uns im Test gängige Services angesehen, die einem auf Google & Co. zwangsläufig begegnen und schauen hinter die Kulissen der teils sehr vollmundigen Versprechen.
Von echten Photoshop-Klonen bis hin zu sehr spezialisierten Tools ist alles dabei. Mit den besten Fotosoftwares am Markt können die getesteten Programme allerdings nicht mithalten.
Canva.com und Adobe Express haben wir nicht im Test berücksichtigt, obwohl sie gerne bei Suchanfragen zu „Online-Bildbearbeitung“ auftauchen. Hier unsere Begründung:
- Adobe Express: Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt: Adobe Express ist kein Fotoeditor, sondern ein webbasiertes Layoutprogramm. Die Anwendung ist ideal, um kleine Kreationen wie Karten, Flyer oder Postings zu erstellen. Bildbearbeitung selbst ist aber nicht möglich.
- Canva: Canva ist ein Layoutprogramm für „fast alles“ mit Millionen Vorlagen – egal, ob Website, Präsentation, Flyer, Buch, T-Shirt-Design, Social-Media-Posting. Allerdings: Bildbearbeitung beherrscht auch dieser Online-Service nicht.
Bildbearbeitung online
Photopea und Pixlr bieten beide einen Fotoeditor mit fast allen Werkzeugen zur Retusche sowie Ebenen- und Maskenfunktion. In der Bedienung und beim Funktionsumfang fühlt man sich ein paar Jahre zurückversetzt, für die klassische Fotobearbeitung sind beide Kandidaten aber gut geeignet und unterscheiden sich in Details:
Photopea kann RAW und lädt Bilder ohne Größenbeschränkung, Pixlr rechnet automatisch herunter und erwartet JPG oder PNG. Dafür bietet diese Online-App wiederum eine automatische Sicherung, sollte die Internetverbindung weg sein. Leider ist die Reaktionszeit der Werkzeuge bei beiden Fotoeditoren zäh.
Einzelteile & Speziallösung
Die anderen Testkandidaten bieten ihre Bearbeitungsfunktionen in separaten Modulen an. Das bedeutet: Bild hochladen, Modul auswählen, Endbild herunterladen. Beim letzten Schritt wollen fast alle Anbieter eine Registrierung. Soll es auch zudem das hochaufgelöste Originalformat sein, kostet das Geld.
VanceAI, Removal.ai und PicWish setzen auf ein Creditsystem. Sie kaufen Guthaben und pro Bild werden dann entsprechende „Credits“ abgezogen. Die anderen Anbieter setzen auf ein Abomodell ohne Limits. Enttäuschend sind alle Services, außer Pixlr und Photopea, bei der Bildoptimierung wie Farbkorrektur:
Entweder wird es gar nicht angeboten oder die Ergebnisse sind einfach nicht gut. Gefallen wiederum hat die automatische Freistellerfunktion von PicWish und Removal. ai – da kann sich sogar Photoshop noch eine Scheibe abschneiden.
Lohnt sich das?
Alle vorgestellten Fototools sind in der freien Version kaum nutzbar, für „Premium“ verlangen alle um die 5 Euro pro Monat oder für Credits. Für die aktuell gebotene Leistung ist das viel zu teuer. Das gilt für alle Anbieter im Test. Die Onlinetools sind zumindest aktuell lediglich eine nette Spielerei und nur für Spezialfälle wie Freisteller geeignet.
Für alle anderen empfiehlt sich nach wie vor eine Desktop- oder Smartphone-App. Je nachdem zahlt man zwar etwas mehr, bekommt dann aber auch ausgereifte Technik und perfekte Resultate.
Pixlr E Fotoeditor – Komplettlösung
- Anbieter: Pixlr
- Website: www.pixlr.com
- Systemanforderung: Internetbrowser
- Preis: gratis/5 Euro pro Monat
Pro & Kontra
+ Bildbearbeitungsfunktionen
+ Viele Effekte
+ Automatische Bildsicherung
- Retuschewerkzeuge rudimentär
- Sehr simple Maskierungswerkzeuge
- Bildformatbeschränkung
Ganz ohne Anmeldung gelangt man bei Pixlr in die Fotobearbeitung. Und die sieht schon sehr nach ausgewachsener Bildbearbeitung aus. Die Bedienelemente und Werkzeugleisten wirken vertraut und funktionieren wie „gewohnt“. Allerdings: Hochaufgelöste Bilder werden auf maximal 3.480 × 2.880 Pixel skaliert.
Danach steht eine nahezu vollständige Fotobearbeitung inklusive Ebenen bereit. Die Auswahlwerkzeuge sind leider rudimentär, dafür können die vielen Korrekturen überzeugen. Diese sind auch – etwas altbacken – nicht in einer Leiste, sondern in einzelnen Menüs untergebracht.
Sehr praktisch: Schließt man den Browser versehentlich oder ist die Internetverbindung weg, hat Pixlr beim nächsten Aufruf eine Sicherungskopie parat.
Pixlr E Fotoeditor ausprobieren
Photopea – Allrounder
- Anbieter: Photopea
- Website: www.photopea.com
- Systemanforderung: Internetbrowser
- Preis: gratis/5 Euro pro Monat
Pro & Kontra
+ Einfache, bekannte Benutzerführung
+ RAW-Support
+ Reparaturpinsel
- Keine automatische Sicherung
- Sehr simple Maskierungswerkzeuge
- Schwerfällige Retusche
Mit Photopea ist eine waschechte Photoshop-Kopie unterwegs. Menübezeichnungen, Werkzeuge, Icons – hier hat man sich offensichtlich entschlossen, einfach den Marktführer zu klonen. Schön, dass RAW-Formate unterstützt werden. Der RAW-Editor selbst bietet allerdings nur Basis-Funktionen.
Ansonsten wartet Photopea mit Ebenen, Maskierung, Pfad- und Textwerkzeugen sowie zahlreichen Farbkorrekturtools auf. Flüssiges Arbeiten klappt beispielsweise mit dem Klonpinsel hervorragend.
Bei der Bereichsreparatur und bei allen Funktionen mit Schiebreglern nervt die deutlich spürbare Verzögerung. Ebenfalls schade: Eine automatische Sicherung gibt es nicht – wird der Browser geschlossen, ist auch die Bearbeitung weg.
Img2Go – Baukastensystem
- Anbieter: QaamGo
- Website: www.img2go.com
- Systemanforderung: Internetbrowser
- Preis: gratis/5,50 Euro pro Monat
Pro & Kontra
+ Umfassende Konvertierungstools
+ Deutscher Anbieter
+ Alles kostenfrei nutzbar
- Meist keine Vorschaufunktion
- Alles in einzelne Web-Apps unterteilt
- Rudimentäre Fotobearbeitung
Der deutsche Anbieter Img2Go hat eine ganze Reihe praktischer Konvertierungs- und Umwandlungstools am Start. Der Fotoeditor wird aber seinem Namen nicht gerecht, hier fehlen sämtliche Anpassungsfunktionen. Hier kann man lediglich Effekte anwenden, Text, Bild und Formen hinzufügen. Immerhin hat der Editor eine direkte Vorschau, denn diese fehlt sonst bei allen Konvertierungswerkzeugen.
Dafür können die Tools für Vergrößerung und Formatkonvertierung überzeugen. Genial ist zudem die Färbenfunktion, um Schwarzweiß-Bilder automatisch zu kolorieren – das brachte im Test erstaunlich gute Ergebnisse. Schön, dass alle Services in der Basisvariante kostenlos, ohne Anmeldung und mit voller Bildauflösung nutzbar sind.
PicWish – Freistellfunktion
- Anbieter: PicWish
- Website: www.picwish.com
- Systemanforderung: Internetbrowser
- Preis: gratis/5 Euro pro Monat
Pro & Kontra
+ Einfache Bedienung
+ Sehr gute Freistellfunktion
- Enttäuschende Optimierungsfunktion
- Bildskalierung nur bis 2.048 Pixel
- Fotodownload nur nach Anmeldung
- Credit-System für Bearbeitungen
Geht mit PicWish jeder Bilderwunsch in Erfüllung? Tatsächlich kann jedes Modul ohne Anmeldung genutzt werden – vor einem Download eines Endbildes ist aber eine Registrierung zwingend erforderlich und soll es hochaufgelöst sein, muss man bezahlen.
Zu den Foto-Werkzeugen: Das Freistelltool kann überzeugen und liefert super Ergebnisse, Feinheiten muss man aber immer per Pinsel nachjustieren. Enttäuschend die Funktion zur verlustfreien Skalierung – das klappt nur mit kleinen Motiven, denn bei 2.048 × 2.048 Pixeln Endformat ist Schluss.
Beim Kolorieren alter Schwarzweißfotos sind die Ergebnisse durchwachsen, aber durchaus brauchbar. Das gilt auch für „Photo Enhance“, das lediglich kleine Unschärfen korrigieren kann.
Removal.Ai – Freistelltool
- Anbieter: Removal.Ai
- Website: www.removal.ai
- Systemanforderung: Internetbrowser
- Preis: gratis/Credit-System ab 6 Euro
Pro & Kontra
+ Einfache Bedienung
+ Sehr gute Freistellergebnisse
- Sehr simpler Fotoeditor
- Gratis nur bis 800 Pixel Bildbreite
- Für manuelle Korrektur nur klassische Pinsel ohne Automatik verfügbar
Die Online-Anwendung verspricht, Fotomotive automatisch freizustellen. Nicht mehr und nicht weniger. Das klappt im Test auch in vielen Fällen sehr gut: Objekte werden exakt erkannt und ausgeschnitten. Per Radierer und Pinsel kann im Bedarfsfall nachgearbeitet werden.
Je besser Hintergrund und Objekt getrennt sind, desto besser klappt der Service, insbesondere bei Personen liefert Removal.Ai sehr gute Resultate. Im Bildeditor kann man auf Wunsch direkt den Hintergrund austauschen und das Format auf gängige Social-Media-Formate anpassen.
Schade, dass in der Gratisversion das Bildformat auf 800 Pixel beschnitten wird. Für volle Auflösung müssen auch hier Credits gekauft werden. Umgerechnet kostet ein Freisteller dann ab 13 Cent.
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VanceAI – KI-System
- Anbieter: VanceAI
- Website: www.vanceai.com
- Systemanforderung: Internetbrowser
- Preis: gratis/5 Euro für 100 Credits
Pro & Kontra
+ Arbeitsablauf für die Bearbeitung
+ Mehrere Optimierungen am Stück
- Online auf Low-Res-Bilder beschränkt
- Fotodownload nur nach Anmeldung
- Credit-System für Bearbeitungen
- Teils extrem lange Wartezeiten
Auch VanceAI setzt auf Künstliche Intelligenz und einen ganzen Baukasten an Optimierungsfunktionen. Schön, dass hochgeladene Bilder und deren Bearbeitung in einer Übersicht gespeichert bleiben und man somit mehrere Module hintereinander auf ein Bild anwenden kann.
Allerdings wird die Bildauflösung immer auf etwa vier Megapixel reduziert, volle Auflösung gibt es nur gegen Bezahlung und mit der klassischen Desktop-App. Die allgemeine Foto- Optimierung bleibt hinter den Erwartungen zurück, das Einfärben alter Schwarzweißbilder liefert zumindest bei Hauttönen immer tolle Resultate.
Zudem „hakte“ es im Test häufiger bei der Bearbeitung, hier musste man viel zu lange auf das fertige Resultat warten.