Pünktlich zum Start in den Fotofrühling bringt Nikon seine D5500 auf den Markt – das im Detail aufgefrischte Spitzenmodell für ambitionierte Einsteiger. Zu den Neuheiten zählen eine moderne Touchscreenbedienung am schwenkbaren Monitor und ein optischer Facelift in Form des „Monocoque-Gehäusedesign“. Sind das genug Gründe für den Kauf? Wir haben die Kamera getestet und klären Sie auf.
D5200, D5300, D5500 – drei Kameras in drei Jahren, die Nikon mit der Präzision eines Uhrwerks in schöner Regelmäßigkeit auf den Markt brachte. Jeweils pünktlich zum Start in den Fotofrühling. Dabei markierte jedes Modell stets die Topposition im Spiegelreflex-Line-up für ambitionierte Einsteiger. Und damit immer eine passende Antwort auf die EOS-DSLRs des Erzrivalen Canon. Anno 2013 hieß es: D5200 vs EOS 650D, 2014: D5300 vs. EOS 700D, 2015: D5500 vs. EOS 750 vs. EOS 760D – denn in diesem Jahr stellte Canon gleich zwei Nachfolgemodelle der erfolgreichen EOS 700D auf der Fotomesse CP+ in Japan vor. Vorerst besitzt die D5500 allerdings den Zeitvorteil. Denn im Vergleich zur EOS-Konkurrenz ist die Nikon-DSLR bereits im Handel erhältlich, während die Canon-Kameras erst ab Mai 2015 verfügbar sein werden. Alle Infos zu den EOS-Neuheiten, zu denen auch die neuen Megapixelmonster EOS 5DS und 5DS R gehören, finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 12.
Neu: mit Touchscreen
Wer auf große Veränderungen gegenüber der D5300 hofft, könnte angesichts der neuen Features der D5500 mitunter etwas enttäuscht werden. Denn letztlich stellt in erster Linie die neue Touchscreenbedienung bereits die größte Entwicklung im Vergleich zur D5300 dar. Doch die hat es in sich! Der Grund ist die ausgefeilte Bedienbarkeit, die Nikon seinem Touchscreenmonitor spendiert hat. So kann man sich nicht nur, wie von anderen Kameras gewohnt, per Fingerklick durchs Menü navigieren oder per Fingertipp auslösen, sondern darüber hinaus auch beim Blick durch den Sucher zeitgleich mit dem Daumen den Fokuspunkt auf dem Touchscreen verschieben. Dies ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, geht aber danach sehr gut von der Hand. „Rechtsäuger“ haben es dabei übrigens etwas leichter, da sie mit dem Daumen einfacher auf den sensiblen Monitorbereich zugreifen können. Bei „Linksäugern“ besteht bei eingeklapptem Display eine gewisse Kollisionsgefahr zwischen Daumen und Auge. Um dies zu verhindern, klappt man den Monitor schlicht nach links auf. Schon ist die Fokusfestlegung unfallfrei und recht intuitiv möglich. Der Bildschirm selbst ist mit 3,2 Zoll angenehm groß, lässt sich drehen und schwenken und löst mit 1.037.000 Bildpunkten ansprechend scharf auf – damit entspricht er jedoch exakt den technischen Daten der D5300. Hier wäre im Zweifelsfall eine etwas höhere Auflösung wünschenswert gewesen, um die visuelle Qualität des Monitors gegenüber dem Vorgängermodell weiter zu verbessern.
Verbesserte Bildqualität
Ebenfalls identisch zur D5300 ist die Sensorauflösung der D5500, das klassentypische APS-C-Chipformat (Cropfaktor 1,5) und der Verzicht auf einen Schärfe reduzierenden Tiefpassfilter. Und trotzdem hat sich die Bildqualität gegenüber der Vorgängerin von 87,41 auf 90,03 Prozent gesteigert. Die D5200 kam 2013 summa summarum auf 86,68 Prozent. Für das höhere Endergebnis sind hauptsächlich das verbesserte Auflösungsvermögen und das optimierte Rauschverhalten verantwortlich. So lässt sich mit der D5500 noch schärfer und rauschfreier fotografieren als mit der D5300 und der D5200. In unserem Test brachte die digitale Spiegelreflex dementsprechend bis ISO 400 sehr knackige und bis ISO 3200 noch ausreichend scharfe Bilder zutage. Eine leichte Körnung wird ab ISO 800 sichtbar, ab ISO 6400 stört sie.
24 Megapixel Auflösung
Zusammenfassend lässt sich mit diesem Ergebnis aber rundum gut arbeiten. Die D5500 liefert genug Reserven für schlechte Lichtverhältnisse und eine satte Schärfe in den unteren ISO-Stufen. Aufgelöst werden die Bilder übrigens mit 24,2 Megapixeln. Damit bleibt Nikon seiner D5000er-Modellreihe treu, deren Modelle seit 2013 mit rund 24 Megapixeln ausgestattet werden – ein guter Kompromiss zwischen hoher Auflösung auf der einen und vertretbarem Bildrauschen in höheren ISO-Stufen auf der anderen Seite. Zum Fokussieren besitzt die D5500 mit 39 Autofokusmessfeldern (9 Kreuz, 1 frei), mehr als genug, um den Schärfepunkt über das Steuerkreuz auf der Rückseite der DSLR präzise auf den bildwichtigen Punkt im Motiv zu legen. Zugleich präsentiert sich das neue Modell damit jedoch mit der gleichen Ausstattung wie die D5300 und sogar der D5200 – und erbt damit auch unseren Kritikpunkt, den wir bereits bei der D5200 anmerkten: die vergleichsweise träge Autofokusgeschwindigkeit. Fällt diese im Sucherbetrieb (TTL-Phasenerkennung) noch einigermaßen flott aus (Weitwinkel: 0,37 Sekunden, Tele: 0,77 Sekunden), verlängert sich die Schärfefindung im Live-View-Betrieb (Kontrastautofokus) auf mühsame 1,85 Sekunden im Weitwinkel beziehungsweise 1,8 Sekunden bei Telefotos. Schnappschusstauglichkeit adé! Grund für das relativ träge Tempo ist das mittlerweile recht betagte Autofokus-Sensormodul Multi-Cam 4800DX, das in der D5500 zum Einsatz kommt. Eine moderne Version wie das Nikon Advanced Multi-Cam 3500 II, das in der D750 und D610 verwendet wird, wäre hier die leistungsstärkere Wahl gewesen, um das Messtempo anzuheben. So bleibt nur unser Rat, den LiveView-Modus ausschließlich für ruhige Motive (z. B. Stilllife) zu nutzen und in allen anderen Fällen auf den hellen und klaren 95-Prozent-Pentaprismasucher zurückzugreifen.
Noch kompakter konstruiert
Deutlich verändert hat sich die Optik der D5500 gegenüber ihren Schwestern D5300 und D5200. Möglich macht’s der optische Facelift, den Nikon seiner neusten Spiegelreflex spendiert hat. Der Hersteller selbst spricht vom sogenannten „Monocoque-Gehäusedesign“ – abgeleitet vom griechischen Wort „mónos“ (allein, einzeln) und dem französischen „coque“ (Schale einer Nuss.) Zusammengesetzt beschreibt der Begriff in seiner eigentlichen Bedeutung einen einteiligen Hohlkörper als Fahrgestell oder das allgemeine Gestell eines Fahrzeugs. Im Nikon-Sinn meint es ein noch kompakteres Gehäuse bei einem zugleich verbesserten Handling. Bedeutet hinsichtlich der D5500, dass sie gegenüber der D5300 nicht nur rund 13 Prozent leichter ausfällt, sondern tatsächlich noch besser in der Hand liegt. Der Grund ist der flachere Body und die daraus resultierende etwas tiefere Griffmulde. Abgerundet wird das Gehäuse im Mono-coque-Design durch die weiter optimierte Platzierung der Bedienelemente. So lässt sich insgesamt noch etwas bequemer fotografieren – und filmen. Denn natürlich hat auch die D5500 einen Videomodus mit an Bord. Sie unterstützt dabei Bildraten von bis zu 60p/50p und eine Maximalauflösung von 1920 x 1080 Pixeln (Full HD). Auf einen 4K-Modus, wie ihn etwa Panasonics GH4 bietet, verzichtet die Nikon-DSLR.
Wi-Fi inklusive
Um die Aufnahmen direkt mit anderen zu teilen, besitzt die D5500 ein integriertes Wi-Fi-Modul, genau wie schon die D5300. So lässt sich die DSLR im Handumdrehen in einen eigenen Hot-Spot verwandeln. Mit dem Smartphone beziehungsweise Tablet kann dann über die Gratis-App „Wireless Mobile Utility“ (iOS und Android) zugegriffen werden, was in unserem Test mit Apples iPad Mini auch auf Anhieb gelang. Verzichten muss man bei der D5500 indes auf das integrierte GPS-Modul, das die D5300 noch mitlieferte. Wer also viel unterwegs ist und seine Geodaten direkt in seinen Bildern abspeichern möchte, muss sich zwangsläufig bei der D5500 nun mit dem optionalen – und teuren – Adapter Nikon GP-1A behelfen. Rund 215 Euro kostet die externe GPS-Funktionalität.
Fazit
Die innovative Touchscreenbedienung, das leichte und handliche Monocoque-Gehäusedesign sowie die verbesserte Bildqualität sprechen für die neue D5500. Dagegen das gegenüber der D5300 eingesparte GPS-Modul und der immer noch träge Autofokus im Live-View-Modus. Macht unter dem Strich ein insgesamt gemischtes Gefühl, ob sich der Kauf der D5500 lohnt. Unsere Meinung: Neueinsteiger liegen mit der D5500, der neuen Nummer eins unserer Bestenliste, richtig. Für Besitzer der Vorgängermodelle lohnt sich das Update nicht.
- Bis ISO 400 sehr scharfe Aufnahmen
- Innovative Touchscreenbedienung
- Bewegliches 3,2"-Touchdisplay
- Gegenüber D5300 noch besseres Handling
- Integriertes Wi-Fi-Modul
- Kein GPS-Modul mehr gegenüber D5300
- Langsamer Autofokus im Live-View-Modus