Dominik Kwetkat ist fasziniert von der Vielfalt und Schönheit des heimischen Tierreichs. Um wilde Tiere wie Wölfe, Waschbären oder Hausmäuse in ihrem „natürlichen“ Umfeld einzufangen, installiert der Fotograf Kamerafallen in Wäldern, Kellern und alten Schuppen.

Wildtierfotografie mit Kamerafallen
Um wilde Tiere in ihrem Lebensraum aus nächster Nähe zu fotografieren, nutzt der Tierfotograf Dominik Kwetkat Kamerafallen. „Ich habe mich immer ein wenig geärgert, wenn ich einen Ansitz beenden musste, weil das schwindende Licht keine Fotografie im herkömmlichen Sinn mehr zugelassen hat“, erklärt Dominik Kwetkat und erzählt weiter:
„Die Fotografie mittels Kamerafalle ermöglicht es mir inzwischen, dank der zusätzlichen Blitze auch bei völliger Dunkelheit zu fotografieren. Aber vor allem die Perspektiven, die mit Kamerafallen möglich sind, haben es mir angetan. Ich mag Weitwinkel-Aufnahmen von Tieren in ihrem Lebensraum. Jede und jeder, der schon mal versucht hat, mit 12mm kurzer Brennweite nah an einen wilden Fuchs heranzukommen, weiß, dass dies in 99 Prozent aller Fälle nicht möglich ist.“

Wilde Tiere würden sofort das Weite suchen. Daher kam der Fotograf auf die Idee, mit Kamerafallen zu arbeiten. „Ich habe zunächst Kameras mit Weitwinkellinsen an Dachsbauten aufgestellt und versucht, mittels Fernauslöser auszulösen. Aufgrund des ausbleibenden Erfolgs und des großen Zeitaufwands habe ich den Fernauslöser gegen eine Lichtschranke und später gegen einen Bewegungsmelder eingetauscht. Dieser registriert die Bewegung von Tieren, sendet ein Signal an die Kamera, die dann die Blitze aktiviert und zeitgleich mit diesen auslöst“, so der Fotograf.
Bevor Sie eine Kamerafalle installieren, sollten Sie sich über die Vorschriften im entsprechenden Bundesland informieren und gegebenenfalls eine Erlaubnis einholen. „Ist ein Grundstück eingezäunt, benötigen Sie in jedem Fall die Genehmigung der Eigentümer. Gleiches gilt für leer stehende Häuser“, sagt Dominik Kwetkat und gibt einen hilfreichen Hinweis:
„Auf jeder meiner Kamerafallen steht – gut sichtbar – meine Handynummer. Dementsprechend können mich alle immer erreichen, die sich zum Beispiel gestört fühlen. Wichtig zu erwähnen ist zudem: Es gibt Bereiche, die unter einem besonderen Schutzstatus stehen – zum Beispiel NSG (kurz für Naturschutzgebiet). Möchte man in diesen Kamerafallen aufbauen, bedarf es der Zustimmung der unteren Naturschutzbehörde oder des Försters beziehungsweise der Försterin.“


Neben der Fotografie widmet sich Dominik Kwetkat auch dem bewegten Bild – mit Kamerafallen oder konventionell aus der Hand gefilmt. Eine Auswahl seiner Videos finden Sie auf YouTube.
Schritt für Schritt: So installieren Sie eine Kamerafalle
1. Geeignete Stelle finden

Wildwechsel, die regelmäßig von Tieren genutzt werden, sind ideale Stellen für Kamerafallen. Diese entdeckt Dominik Kwetkat auf seinen Erkundungstouren. „Finde ich eine geeignete Stelle, überwache ich diese zunächst mehrere Wochen mit einer handelsüblichen Wildkamera. So weiß ich, welche Tiere wann und wie oft vorbeikommen“, so der Fotograf.
2. Ausrüstung

Dominik Kwetkats Kamerafallen setzen sich aus folgendem Equipment zusammen: einem Bewegungsmelder von Camtraptions, einer Canon-DSLR sowie einem Objektiv von Canon oder Sigma mit kurzer Brennweite. Beim Licht setzt er auf Nikon SB-28 Blitze mit langer Standby-Zeit. „Mit externer Stromversorgung arbeiten diese über zehn Wochen“, verrät er.
3. Aufbau

Die Kamera steht auf einem Stativ und wird als Erstes aufgestellt, um den richtigen Bildausschnitt zu finden. Bewegungsmelder und Blitze werden danach zum Beispiel an Bäumen befestigt. Alles befindet sich in wetterfesten, selbst gebauten Gehäusen. Diese sind getarnt – in erster Linie, damit Menschen sie nicht so schnell entdecken.
4. Kameraeinstellungen

Der Blendenwert befindet sich meist zwischen f/8 und f/16, um eine ausgedehnte Schärfentiefe zu erzielen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, den Kopf des Tieres scharf abzubilden. Der ISO-Wert liegt dabei zwischen ISO 800 und 3200.
Ist kein Himmel mit im Bild zu sehen oder spielt das Umgebungslicht keine Rolle, stellt der Fotograf die Belichtungszeit auf 1/200 s (Blitzsynchronzeit). Sollen der Himmel oder sogar die Sterne mit belichtet werden, sind längere Belichtungszeiten vonnöten. Hierbei nutzt Kwetkat zum Teil die Zeitautomatik.
5. Testaufnahmen

Steht der Aufbau und hat Dominik Kwetkat alle Belichtungsparameter an seiner Kamera eingestellt, testet er den Aufbau. „Löst die Kamera zuverlässig aus, wenn ich oder meine Hand ein Tier simuliert? Wie sieht das Testbild aus? Wie ist das Zusammenspiel der Blitze? Stimmt die Schärfeebene? Gibt es Fehlauslösungen, wenn ich vor dem Bewegungsmelder mit einem Ast herumwedle? Ist die Linse sauber? Sind alle Gehäuse fest verschlossen?“, zählt der Fotograf auf. Erst, wenn diese Fragen beantwortet sind, gibt er die Fotobühne frei.
6. Warten und Abwarten

Kamerafallen müssen regelmäßig gewartet werden. Kontrolliert man diese jedoch zu oft, wird man die Tiere vertreiben. „An meiner ,Wolf-Kamerafalle‘ wechsle ich nur alle 10 Wochen die Akkus. Dann überprüfe ich auch die Einstellungen. Blitze, die im Sommer perfekt eingestellt waren, können im Winter bei Schnee viel zu hell sein. Auch das Wetter sollte man immer im Blick behalten. Habe ich eine Kamerafalle für Fischotter am Fluss aufgebaut, kann ein Starkregen den Totalverlust meiner Anlage bedeuten“, so der Fotograf.

Um die Kamerafallen-Fotografie auszuüben beziehungsweise erste Versuche damit zu machen, müssen Sie nicht zwingend weit in die Natur hinaus. Auch in Ihrer nahen Umgebung wie zum Beispiel in Kellern, Schuppen oder Werkstätten finden sich viele tierische Motive. Anlocken durch gezieltes Füttern ist dabei nicht nötig.

„Der Igel kommt in unserem Garten regelmäßig, um das heruntergefallene Fett vom Vogelhäuschen zu fressen oder aus einer Wasserschale zu trinken. Dabei nutzt er immer die gleichen Wege. Mäuse wiederum sind so neugierig, dass es reicht, etwas Neues in ihr gewohntes Umfeld zu stellen. Dies wird sofort untersucht, da es sich ja um etwas Fressbares handeln könnte“, erklärt der Fotograf und fügt hinzu:
„Wenn man Tiere richtig beobachtet, entdeckt man Verhaltensweisen, die es einem ermöglichen, Bilder zu planen und diese mit etwas Geduld letztlich auch zu bekommen.“ Zudem empfiehlt Kwetkat, immer die Nachbarn zu informieren, da Blitzlicht als Feuer oder Einbruch wahrgenommen werden könnte.

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