Ratgeber

Wann und warum Profis RAW nutzen: das Maximum aus Makrofotos herausholen

RAW gilt als das Bildformat der Profis und Wunderwaffe, die faszinierende Details sowie maximale Flexibilität und Kontrolle in der Bildbearbeitung verspricht. Wir haben mit Perdita Petzl gesprochen: Sie fotografiert ausschließlich im RAW-Format, damit ihr bei der digitalen Bearbeitung alle Möglichkeiten offen stehen.

RAW: Makromomente im frühen Gegenlicht

Egal, ob sanftes Morgen- oder kontrastreiches Gegenlicht: Um kniffliges Licht zu meistern und das Maximum aus ihren Makrofotos herauszuholen, vertraut Naturfotografin Perdita Petzl auf den großen Informationsgehalt von RAW.

Frau Petzl, welches Aufnahmeformat kommt bei Ihnen meistens zum Einsatz?

Ich fotografiere ausschließlich im RAW-Format, damit mir bei der digitalen Bearbeitung alle Möglichkeiten offen stehen. Meine Fotos entstehen oft in schwierigen Lichtverhältnissen – entweder frühmorgens oder abends – und ich arbeite zudem auch sehr häufig mit Gegenlicht.

Was für das menschliche Auge kein Problem ist, bringt Kamerasensoren an ihre Grenzen: Ist der Dynamikumfang – also der Unterschied vom hellsten bis zum dunkelsten Bereich – zu groß, gehen Bildinformationen verloren. RAWs enthalten zwar deutlich mehr Informationen als JPEGs, aber: Um bei der Nachbearbeitung das volle Potenzial der Fotos ausschöpfen zu können, wähle ich dennoch bereits bei der Aufnahme die passenden Einstellungen.

Ich belichte so, dass zum Beispiel ausgebrannte Bereiche im Bild vermieden werden. Während sich dunkle Bildbereiche im Rahmen der RAW-Entwicklung recht gut aufhellen lassen, können ausgebrannte Stellen nachträglich nicht mehr gerettet werden.

Ist das Umgebungslicht vor Sonnenaufgang oder abends schon schwach, wird es nötig, mit erhöhten ISO-Werten zu arbeiten. Daraus resultiert oft unschönes Bildrauschen, das aber dank RAW in der Nachbearbeitung gut entfernt werden kann, zum Beispiel mit der neuen Entrauschungsfunktion in Lightroom.

Wie wurde diese RAW-Datei entwickelt?

Das Foto von diesem Schachbrettfalter wurde im leichten Gegenlicht fotografiert und direkt bei der Aufnahme etwas dunkler belichtet, damit Teile des Hintergrunds und die hellen Bereiche der durchleuchteten Flügel nicht ausbrennen. Die ersten Anpassungen wurden in Lightroom erledigt:

Dazu habe ich den Weißabgleich in Richtung „gelb“ verschoben, die Belichtung angepasst, die Tiefen im gesamten Bild etwas hochgezogen, den Kontrast sowie Sättigung und Dynamik verstärkt. Der Falter wurde mit der Funktion „Motiv auswählen“ maskiert, etwas aufgehellt und die Regler für Struktur und Klarheit minimal nach rechts gezogen.

Danach habe ich in den Details für die Schärfung den Regler Betrag auf +18 gezogen. Schließlich wurde das Foto in Photoshop importiert, die Gradationskurven verschoben, um den Kontrast noch etwas anzupassen und eine leichte Vignette gesetzt. Im letzten Schritt wurde der Schmetterling noch nachgeschärft.

Die Fotografin

www.perditapetzl.at | Instagram: @perdita_petzl

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