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Verschlusszeit manuell wählen: Bewegung einfrieren, weichzeichnen & mehr

Neben Blende und ISO-Lichtempfindlichkeit ist die Verschlusszeit einer der drei Basisparameter zur Erstellung korrekt belichteter Aufnahmen. Je nachdem, ob ganz kurz oder doch einige Sekunden lang – mit der Belichtungszeit können Sie die Stimmung in Ihren Bildern kreativ steuern. Wir zeigen Ihnen, wie das geht!

Verschlusszeit erklärt

Die Wahl der Belichtungszeit entscheidet oft über schlechte oder gelungene Fotos. Um jederzeit die passende Zeit zu wählen und damit Ihnen kein Fehler unterläuft, der Ihre sonst perfekte Aufnahme zunichtemacht, sollten Sie sich also grundlegend mit diesem Faktor der Belichtung auseinandersetzen.

Wie wir Ihnen bereits im Artikel zur richtigen Belichtung erklärt haben, bilden Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert das Belichtungsdreieck und beeinflussen sich gegenseitig. Die Belichtungszeit ist dabei die Zeitspanne, für die der Sensor der Kamera dem Licht ausgesetzt ist.

Dauert die Belichtung zu lange, erhalten Sie Fotos, die zu hell (überbelichtet) wirken. Ist sie zu kurz, erscheinen Ihre Bilder zu dunkel (unterbelichtet). Die meisten DSLR- und CSC-Kameras verfügen über Belichtungszeiten von 30 bis 1/4000 Sekunden.

Hochwertigere Modelle, wie die Vollformat-DSLR Canon 5D Mark IV, ermöglichen sogar noch kürzere Zeiten bis zu 1/8000 Sekunden. Wie bei der Blende lassen sich diese Zeiten entweder in halben oder Drittel-Stufen regeln. Wobei die Einteilung in Drittel-Stufen der Werkseinstellung entspricht.

Manche Aufnahmesituationen setzen jedoch Belichtungszeiten voraus, die länger sind als der maximale Wert von 30 Sekunden. Hierfür besitzt Ihre Kamera den Langzeitbelichtungsmodus (B), auch Bulb-Modus genannt, in dem Sie den Verschluss beliebig lange geöffnet lassen können.

Weiter unten zeigen wir, in welchen Situationen welche Belichtungszeiten sinnvoll sind. Mit dieser bestimmen Sie nicht nur, ob eine Aufnahme korrekt belichtet und scharf aufgenommen wird, sondern Sie können und sollten die Verschlusszeit auch als kreatives Gestaltungsmittel gezielt einsetzen.

Verschlusszeiten für jede Situation

Die typischen Belichtungszeiten für Aufnahmen bei Tageslicht sind

  • 1/60 Sekunden,
  • 1/125 Sekunden,
  • 1/250 Sekunden
  • und 1/500 Sekunden.

Der Wert steht dabei für den Bruchteil einer Sekunde und wird, analog zur Blende, von Stufe zu Stufe verdoppelt oder halbiert. So entspricht 1/125 Sekunden zum Beispiel (ungefähr) einer Verdoppelung von 1/60 Sekunden und der Hälfte von 1/250 Sekunden.

Stellen Sie sich nun vor, Sie wollen ein vorbeigaloppierendes Pferd wie in unserer Grafik oben aus der Hand fotografieren. Die Geschwindigkeit dieses schnellen Tieres beträgt dabei ungefähr 50 Stundenkilometer. Mit Verschlusszeiten unter 1/250 Sekunden werden Sie also mit aller Wahrscheinlichkeit Bewegungsunschärfe in Ihren Fotos abbilden.

Dabei nimmt bei längeren Zeiten die Gefahr der Unschärfe durch Verwacklungen der Kamera zusätzlich zu. Dafür benötigen Sie also ein Stativ zur Stabilisierung Ihrer Spiegelreflex- oder spiegellosen Systemkamera und am besten noch einen Fernauslöser, um jegliche Kameraerschütterungen zu umgehen.

Oder Sie stellen eine kürzere Belichtungszeit ein, um Ihre Chance auf eingefrorene Bewegungen und verwacklungsfreie Aufnahmen zu erhöhen, wie es in der Illustration unten zu sehen ist.

Bewegungen einfrieren 

Die Wahl der Belichtungszeit sollte nicht nur davon abhängen, mit welchen Zeiten Sie noch, ohne zu verwackeln, aus der Hand fotografieren können. Die Geschwindigkeit Ihres Motivs spielt dabei eine große Rolle. Kreative Unschärfe kann ebenso gut als Gestaltungsmittel für tolle Ergebnisse eingesetzt werden.

Wenn Sie aber den Blick der Betrachtenden auf ein bestimmtes Objekt in Ihrem Foto lenken möchten, sollte dieses möglichst scharf abgebildet sein. Daher muss auch die Verschlusszeit am Bewegungstempo des fotografierten Objekts angepasst werden.

Nehmen wir als Beispiel unser Hundeporträt oben: Dank des sonnigen Wetters und des Einsatzes eines lichtstarken Objektivs konnten wir die Blende weit öffnen (f/1,6) und eine sehr kurze Belichtungszeit von 1/800 Sekunden auswählen, ohne das Bild unterzubelichten. Diese Verschlusszeit war kurz genug, um die schnelle Bewegung des Hundes einzufrieren und ihn samt Wasserspritzern scharf abzubilden.

Bewegung per Langzeitbelichtung weichzeichnen

Falls Sie Belichtungen vornehmen wollen, deren Länge Sie manuell festlegen, ist der Langzeitbelichtungsmodus die richtige Wahl. Bei manchen Kameras finden Sie ihn unter B für Bulb auf dem Moduswahlrad.

Bei anderen Modellen müssen Sie den manuellen Modus M wählen und so lange am Hauptwahlrad nach links drehen, bis Sie zu den längsten Belichtungszeiten gelangen. Nach dem Wert 30 Sekunden finden Sie die Langzeitbelichtung B. Im B-Modus bleibt der Verschluss so lange geöffnet, wie Sie den Auslöser gedrückt halten.

Sobald Sie diesen wieder loslassen, schließt er sich wieder. Der Modus eignet sich also für Motive, die eine Belichtung erfordern, die länger als 30 Sekunden dauert, wie Feuerwerke, Lichtspuren von Fahrzeugen oder Sternen oder Landschaftsaufnahmen bei Tageslicht mit einem extrem dichten Graufilter.

Darüber hinaus eignet sich die Langzeitbelichtung aber auch für kürzere Zeiten. Zum Beispiel beim Light Painting, bei dem Sie die Belichtung manuell an die Länge des Malvorgangs anpassen können. Im B-Modus wählen Sie nicht nur die Blende selbst – f/8 ist in der Regel ein guter Start –, sondern halten auch den Verschluss manuell geöffnet. Um zu vermeiden, dass die Kamera während der Belichtung verwackelt, verwenden Sie einen Fernauslöser sowie ein Stativ.

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