Ratgeber

So geht Unterwasserfotografie: geeignete Aufnahmesituationen und mehr

Die Unterwasserfotografie ist ein überaus komplexes Thema, das sich nicht einfach in einem Artikel zusammenfassen lässt. Wer wirklich in die Materie einsteigen will, dem empfehlen wir Fachliteratur wie das Buch „Unterwasser: Die Fotoschule mit Tiefgang“, aus dem wir hier einen Ausschnitt präsentieren.

Unterwasserfotografie: praktische Anwendungen

Wen die Faszination Unterwasserfotografie einmal gepackt hat, der kommt davon schwer wieder los. Sie ist technisch anspruchsvoll und bedarf wichtiger Grundlagen, ohne die niemand von Ihnen einfach so in die Tiefe tauchen sollte. Sind die Vorbereitungen getroffen, eröffnet sich unterhalb der Wasseroberfläche eine schier unendliche Motivwelt.

Buchtipp

Wer sich mit der Materie „Unterwasserfotografie“ näher befassen will, wird mit dem Praxisbuch „Unterwasser: Die Fotoschule mit Tiefgang“ perfekt beraten. Fotograf und Autor Toby Horn gibt Basistipps, wie zur Wahl der passenden Kamera und des adäquaten Schutzgehäuses, und geht auf Motive und Fotoeinstellungen ein. Die perfekte Lektüre für Einsteiger*innen und Fortgeschrittene.

Bildner Verlag | 344 Seiten

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Erste Schritte unter Wasser

In den ersten Minuten unter Wasser sollten Sie Ihren Fokus nicht unmittelbar auf die Fotografie richten. Zunächst sollten Sie alles andere im Auge behalten. Sitzt die Ausrüstung richtig? Wenn irgendetwas zwickt oder nicht korrekt sitzt, sollten Sie das direkt zu Beginn des Tauchgangs korrigieren.

Außerdem sollten Sie prüfen, ob die Atmung normal funktioniert. Gibt es Probleme mit dem Atemwiderstand, sollte dies ebenfalls umgehend behoben werden. Achten Sie unbedingt auf ein ungewöhnliches Luftablassen an der Ausrüstung. Kleinere Bläschen haben oft keinen zwingenden Handlungsbedarf, ein stärkeres Abblasen kann auf ein Problem hindeuten.

Mögliche Motive

Wir stellen Ihnen in diesem Artikel zwei Kategorien von Bildern vor: Makro- und Weitwinkelaufnahmen. Je nach Situation gibt es innerhalb dieser beiden Gruppen weitere spezielle Anwendungssituationen. So könnten Sie im Makrobereich Snoot-Fotografie versuchen oder im Weitwinkelbereich einen Taucher einfangen. In den folgenden Abschnitten werden zunächst die Grundlagen für Weitwinkel- und Makroaufnahmen erläutert.

Weitwinkelaufnahmen

Aufnahmen im Weitwinkel kommen vermutlich beim Tauchen am häufigsten vor. Zum einen wird dafür nicht zwingend Spezialequipment benötigt, zum anderen finden sich unter Wasser sehr viele Motive, die gut mit einem Weitwinkel oder Fisheye fotografiert werden können. Reizvoll ist zudem, dass die Umgebung mit in das Bild eingebunden werden kann.

Dadurch ist es möglich, mit einem Foto mehr über die Situation zu erzählen. Grundsätzlich gilt für die Fotografie im Weitwinkelbereich, dass das Umgebungslicht erhalten bleiben soll und mit einem zusätzlichen Blitz lediglich der Vordergrund ausgeleuchtet wird. Deshalb sollten die Verschlusszeiten nicht zu kurz gewählt werden, da sie die Helligkeit des Hintergrunds beeinflussen.

Als Startwert bieten sich Verschlusszeiten von etwa 1/100 bis 1/125 Sekunde an. Passen Sie diese je nach Situation an. Dadurch, dass Sie weitwinklig arbeiten, sind längere Verschlusszeiten möglich. Achten Sie aber darauf, dass Sie die Verschlusszeit nicht zu lang wählen, da sonst Fische oder Ähnliches im Hintergrund unscharf werden und verschwimmen.

Das Ziel bei dieser Art Aufnahme ist natürlich, dass möglichst viel im Bild scharf zu sehen ist. Dies sollte bei der Einstellung der Blende beachtet werden.

Tipps und Tricks

Um Aufnahmen im Weitwinkelbereich besser erstellen zu können, gibt es verschiedene Tipps und Tricks, die Ihnen das Arbeiten erleichtern. Vor allem im Weitwinkelbereich ist es relevant, nah an das Motiv heranzugehen. Das Motiv wird besser durch die Blitze ausgeleuchtet und Sie haben weniger sichtbare Schwebeteilchen im Bild.

Achten Sie außerdem darauf, dass Sie Ihre Blitze so positionieren, dass die vorhandenen Schwebeteilchen nicht noch zusätzlich angeleuchtet werden. Auch, wenn Objektive im Weitwinkel- oder Fisheye-Bereich dazu verleiten, immer mehr und mehr im Bild einzufangen, ist das nicht immer zu empfehlen.

Entstehen durch eine zu weitwinklige Aufnahme sogenannte tote Räume, also Bereiche, in denen außer Wasser nichts zu sehen ist, können diese das gesamte Bild zunichtemachen. Vielleicht lässt sich ein Bild ja besser als Panorama darstellen, wenn beispielsweise ein langes, flaches Motiv zu sehen ist.

Nah- und Makroaufnahmen

Neben den Aufnahmen im Weitwinkelbereich umfasst die zweite große Motivgruppe Fotos im Nahbereich bzw. Makroaufnahmen. Dabei ist es in der Regel das Ziel, das Motiv möglichst formatfüllend abzubilden. Ob es sich dabei um einen Fisch oder etwas anderes handelt, ist Ihnen überlassen. Anders als bei den Aufnahmen im Weitwinkelbereich, spielt das Umgebungslicht bei diesen Aufnahmen keine Rolle.

Die gesamte Szene sollte durch eine künstliche Lichtquelle beleuchtet werden. Passen Sie Ihren Weißabgleich deshalb an diese externe Lichtquelle an. Zusätzlich sind Verschlusszeiten um 1/200 Sekunde ein guter Startwert. Dadurch wird der Hintergrund noch einmal zusätzlich abgedunkelt. Da Sie Ihrem Motiv sehr nah sind und zusätzlich häufig längere Brennweiten nutzen, ist der Bereich der Schärfentiefe sehr kurz.

Deshalb müssen Sie die Blendenwerte entsprechend anpassen. Je größer Ihr Sensor ist, desto weiter sollte die Blende geschlossen werden. Weil Sie sehr nah am Motiv arbeiten und das externe Licht maximal ausnutzen können, sollte der ISO-Wert zunächst auf ISO 100 belassen werden. Korrigieren Sie den Wert, wenn Sie mehr Licht in die Szene bekommen möchten.

Die Verschlusszeit sollte in der Regel fix bleiben, damit das Umgebungslicht möglichst unberücksichtigt bleibt. Auch hier muss die Blitzstärke durch die sehr geschlossene Blende nach oben korrigiert werden, um das volle Potenzial auszuschöpfen.

Geeignete Aufnahmesituationen

Für Nahaufnahmen gibt es unterschiedlichste Anwendungssituationen. Üblicherweise soll dabei aber ein Tier hervorgehoben werden. Dieses wird formatfüllend eingefangen, vergleichbar mit dem Porträt eines Menschen. Je kleiner die Fische sind, desto mehr kommen Sie in den Makrobereich und desto höhere Anforderungen werden an Ihr Set-up gestellt.

Beliebte Motive sind zum Beispiel Unterwasserschnecken.

Diese sind oft nicht größer als ein Zentimeter. Dafür stecken sie voller Farben und sind hochinteressante Tiere. Auch ist es möglich, sich Details herauszupicken. Fotografieren Sie beispielsweise nur die Augen eines Fischs. Oder suchen Sie sich ein Detail an einem Wrack heraus (siehe weiter unten). Es gibt unzählige mögliche Motive für Nahaufnahmen in der Unterwasserfotografie. Einige Ideen haben wir Ihnen hier aufgezeigt.

Beachten Sie bitte, wie bei der Naturfotografie über Wasser auch, dass kein Foto den Lebensraum der Flora und Fauna gefährden darf. Respektieren Sie die Natur, damit noch viele Generationen nach uns sich daran erfreuen können.

Wracks aufnehmen

Wracks sind meist schwierig zu belichten. Ein Teil ist oft in der Sonne und entsprechend hell. Die andere Hälfte des Motivs liegt jedoch im Schatten. Deshalb sollten Sie die Belichtungseinstellungen so anpassen, dass Sie die mittleren Bereiche korrekt abbilden, ohne die hellen ausbrennen zu lassen.

Die Schatten sind in der Bearbeitung meist etwas einfacher wiederherzustellen. Nutzen Sie externe Lichtquellen, sollten Sie diese sehr weit auseinander positionieren. Zudem sollten die Lichter tendenziell nach außen zeigen.

So wird sichergestellt, dass ein möglichst großer Teil des Motivs ausgeleuchtet werden kann. Ist das Motiv zu groß, ist es zu empfehlen, auf künstliche Lichtquellen zu verzichten. In diesem Fall sollten Sie den manuellen Weißabgleich wählen.

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