Es gibt viele Produktfotografie Tipps, die Ihnen helfen bessere Aufnahmen zu erstellen – doch immer sollte das Objekt im Vordergrund stehen. Natürlich ausgeleuchtet oder doch besser im Studio? Mit Hintergrundunschärfe oder lieber ohne? Unsere Tipps geben Ihnen praktisches Wissen zur Thematik an die Hand.
8 Produktfotografie Tipps: Aufleuchtung, Hintergrundunschärfe & Co.
1. Lichtzelt
Als Allheilmittel beworben, kommen Lichtzelte in der Produktfotografie zum Einsatz, um Gegenstände schattenfrei zu fotografieren. Für die relativ preisgünstigen Zelte (wie hier von Kaiser Fototechnik) reicht meist eine Lichtquelle aus. Grundsätzlich eine interessante Sache.
Nachteil: Ohne Schatten verliert das Produkt an Form. Es wirkt beinahe zweidimensional – wie eine Fläche. Abhilfe kann eine schwarze Pappe schaffen, die an eine Seite in das Lichtzelt gestellt wird. Dadurch gewinnt das Produkt an Plastizität.
2. Schärfentiefe
Wann werden Produktfotos überhaupt benötigt? Meist, um ein Produkt zu bewerben und es z. B. zu verkaufen. Heißt: Das Produkt soll so realistisch wie möglich dargestellt werden, damit potenzielle Käuferinnen und Käufer einen bestmöglichen Eindruck davon bekommen.
Daher sollten die meisten Produkte von vorne bis hinten scharf abgebildet sein, um Details geht es eher selten. Als Stilmittel kann das Spiel mit der Schärfentiefe natürlich auch in der Produktfotografie eingesetzt werden, zum Beispiel um nur einen ganz bestimmten Teil des Produkts scharf abzubilden, während der Vordergrund oder auch der Hintergrund in einer Unschärfe verschwimmt.
Aber Vorsicht: Unscharfe Bereiche können so interpretiert werden, dass etwas Fehlerhaftes kaschiert wird. Daher fotografieren Sie lieber mit einer kleine Blende (etwa f/11) und beachten Sie auch Tipp Nummer 6.
3. Stichwort Reflexionen
Studieren Sie dieses Bild erst einmal ganz genau. Was fällt Ihnen bei der Aufnahme auf? Richtig: Es fehlen die Reflexionen im Glas. Fotografieren Sie ein Weinglas wie dieses und nutzen zum Beispiel ein Fenster als Hauptlichtquelle, wird das Fenster(-licht) auch im Glas reflektiert zu sehen sein.
Ästhetisch ist das nicht.
Um ein so stilvolles Bild wie dieses zu fotografieren, bedarf es in der Regel ein bisschen Fingerspitzengefühl. Auch kommen Sie um einen einfachen Studioaufbau nicht herum. Hier wurde das Glas vor einen neutralen, hellen Hintergrund gestellt. Dieser wurde mit einem (kleinen) Studioblitz angeleuchtet.
Das Glas selbst wird nicht durch direktes Licht getroffen, sondern, wenn überhaupt, dann leicht mithilfe einer weißen Fläche aufgehellt. Zusätzlich steht das Glas auf einer spiegelnden Fläche. Mehr dazu lesen Sie bei Tipp Nummer 5.
4. Hintergrund
Die Grundsätze der Produktfotografie finden sich auch in der sogenannten Still-Life-Fotografie wieder – also überall dort, wo nicht unbedingt nur das Produkt als beispielsweise Verkaufsobjekt gezeigt werden soll, sondern eine kreative Komposition abgelichtet wird. Das obenstehende Bild ist dafür ein passendes Beispiel.
Es steht aber auch für einen weiteren, oft vernachlässigten Aspekt in der Produktfotografie: den Hintergrund. Passen Sie den Hintergrund Ihrem Motiv an. Sie können dabei mit komplementären Farben arbeiten (wie im Bild die gelben Blumen vor lilafarbenem Hintergrund) oder mit gleichen bzw. ähnlichen Farben.
Aussagekräftig sind auch Bildserien, die konsequent vor einem (gleich-)farbigen Hintergrund fotografiert werden. Ihre Bilder heben sich somit von der Masse ab. Und noch dazu ist ein farbiger Hintergrund mehr als erschwinglich. Jeder gut sortierte Bastelladen hat bunte Pappen im Sortiment.
5. Spiegelung
Spiegelungen werden häufig in der Produktfotografie eingesetzt, denn sie lassen das dargestellte Objekt interessanter wirken und verleihen dem Bild Tiefe. Außerdem „schweben“ Produkte nicht einfach im weißen Raum, wenn sie zum Beispiel in einem weißen Lichtzelt auf einem weißen Untergrund fotografiert werden.
Spiegelungen können nachträglich über Bearbeitungssoftwares erzeugt werden. Oder aber Sie nutzen einen reflektierenden Untergrund, was rein fotografisch spannender ist. Dabei bieten sich beispielsweise günstige Plexiglasscheiben oder lackierte Holzplatten an.
Beim Arbeiten mit solchen Untergründen muss dringend darauf geachtet werden, dass keine Fingerabdrücke zu sehen sind. Tragen Sie am besten dünne Stoffhandschuhe beim Arrangieren. Jeder noch so kleine Fleck kann den Gesamteindruck mindern.
Komposition, Licht, Spiegelung: Dieses Foto ist ein Hingucker. Das hat seine Gründe.
1 | Der Lippenstift steht im Mittelpunkt der Aufnahme. Um ihn spannender wirken zu lassen, wurde er auf eine spiegelnde Unterlage gelegt.
2 | Diese ist dunkel und steht damit im schönen Kontrast zur roten Farbe. Auch kommt die goldene Fassung auf dem dunklen Hintergrund besser zur Geltung. Das Produkt wirkt edel.
3 | Bewusst wurden weitere Lippenstifte platziert, um dem Bild Halt zu geben. Ohne „Beiwerk“ würde der Lippenstift etwas verloren wirken. Interessant an dieser Stelle: Hier wurde ausnahmsweise mit einer Unschärfe gearbeitet.
6. Stativ verwenden
Für die Erstellung von Produktfotos kommen Sie an einem Stativ nicht vorbei – aus mehreren Gründen. Zum einen werden Sie das Produkt immer wieder leicht verschieben müssen, um es im richtigen Licht zu präsentieren. Dazu muss die Kamera auf einem Stativ stehen – sonst ist alle Mühe des Feinjustierens Ihres Produkts umsonst.
Außerdem bleibt die Aufnahme auch bei längerer Belichtungszeit frei von Bewegungsunschärfen. Ein wichtiger dritter Punkt: Einmal eingerichtet, können Sie die Kamera auf dem Stativ lassen und müssen einzig die Produkte vor der Kamera tauschen. Gerade bei Bilderserien ist das sinnvoll.
Unser Tipp: Besorgen Sie sich ein Stativ mit klappbarer Mittelsäule. So lassen sich auch Aufnahmen erstellen, bei dem die Kamera direkt im 90-Grad-Winkel über dem Produkt platziert ist. Für das Abfotografieren von Büchern ist diese Funktion z. B. sehr nützlich.
7. Echte Größe
Ein Aspekt, der häufig außer Acht gelassen wird, ist die Darstellung der Größe eines Produkts. Schließlich lässt sich oft nur schwer beurteilen, ob der Gegenstand ein oder zehn Zentimeter Durchmesser besitzt. Daher kann es empfehlenswert sein, das Produkt in einem Größenverhältnis zu zeigen – wie hier die Uhr am Model.
Diese Aufnahme kann aber noch mehr. Es ist keine klinische Studioaufnahme, sondern zeigt das Produkt in Aktion. So erhalten mögliche Interessenten direkt ein Gefühl für das Produkt – und sehen, wie es getragen aussieht.
Für solche Bilder ist kein allzu großer Aufwand nötig. Hier wurde mit natürlichem Licht gearbeitet. Bewusst ist das Gesicht des Models abgeschnitten, denn die Uhr soll im Zentrum stehen.
8. Alufolie für magisches Bokeh
Es gibt viele Tricks, um ein Produktfoto kreativ abzulichten. Eine Idee: Alufolie. Ja, Sie haben richtig gelesen. Indem Sie diese leicht zerknittern, reflektiert ihre glänzende Oberfläche das einfallende Licht ungleichmäßig. Fotografiert mit einer weit geöffneten Blende, verschwimmen die Lichtreflexe so in leuchtende Unschärfe: Es entstehen traumhafte Bokeh-Kreise. Sie benötigen dazu mehrere Lichtquellen. Genauer gesagt drei.
Zwei davon setzen Sie für die Ausleuchtung des zu fotografierenden Motivs von vorne ein, die dritte dient zur Anstrahlung der Alufolienoberfläche, damit sie zum Leuchten gebracht wird. Dies mag im ersten Moment kompliziert klingen, die Umsetzung ist aber kinderleicht. Sie können zunächst mit Taschen- und Schreibtischlampen experimentieren.
Wenn Sie das Licht noch gezielter steuern möchten, greifen Sie dann auch zu externen Systemblitzen. Die Geräte von Drittherstellern wie Yongnuo sind kostengünstig, liefern dafür aber eine gute Leistung. Dazu benötigen Sie noch einen Blitz-Funkauslöser, damit Sie alle Blitze entfesselt auslösen können.