Ratgeber

Landschaft mit maximaler Schärfe: Hyperfokale Distanz oder Fokusreihe?

Viele Landschaftsfotos begeistern mit durchgehender Schärfe. Ein Stativ hilft gegen Verwackler, der Einsatz mittlerer Blenden liefert eine gute Schärfentiefe. Aber wohin mit dem Fokuspunkt? Wir zeigen zwei Fokussiermethoden für Schärfe von Vorder- bis Hintergrund.

Hyperfokale Distanz oder Fokusreihe?

Um eine Landschaft mit scharfen Details von Vorder- bis Hintergrund einzufangen, ist neben einer stabilen Kameraposition und der Blendeneinstellung auch die Platzierung des Fokuspunkts entscheidend. Um ein Motiv dabei mit nur einem Schuss scharf abzulichten, fokussieren viele Fotografinnen und Fotografen auf die sogenannte „hyperfokale Distanz“.

Diese beschreibt den nächstliegenden Fokuspunkt zur Kamera, an dem die Schärfe bis ins „Unendliche“ reicht. Um die Hyperfokaldistanz richtig anzuwenden, sollte man zum einen beachten, dass die Ausdehnung der Schärfe in Landschaftsfotos von drei Faktoren bestimmt wird: dem Abstand der Kamera zum Fokuspunkt, der Wahl der Blende und der Brennweite.

Zum anderen sollte man wissen, dass sich die Schärfentiefe in einem Foto hinter dem Fokuspunkt doppelt so weit ausdehnt wie vor dem Punkt (Fokus auf ein Drittel der Entfernung). Wo genau dieser Punkt im Abstand zur Kamera liegt, hängt von der verwendeten Brennweite sowie Blende ab und kann mithilfe von Smartphone-Apps wie PhotoPills oder SetMyCamera einfach und schnell berechnet werden (s. Schritte unten rechts).

Eine beliebte Alternative für durchgehende Schärfentiefe bei statischen Motiven ist das Arbeiten mit Fokusebenen. Während in der Makrofotografie die Schärfe oft durch das Verblenden vieler Einzelbilder entsteht, reichen für Landschaftsbilder in der Regel bereits zwei Belichtungen mit unterschiedlichem Schärfebereich aus:

Etwa ein Bild mit Fokus auf dem Vordergrund und ein weiteres mit Fokus auf den Hintergrund. Möchten Sie diese Technik anwenden, nutzen Sie unbedingt ein Stativ, um den Bildausschnitt und die Perspektive zwischen den beiden Aufnahmen exakt gleich zu halten.

Schritt für Schritt: maximale Schärfe mit Hyperfokaler Distanz 

1. Einstellungen wählen 

Sonnenaufgang über der Bastei in der Sächsischen Schweiz: Um diese stimmungsvolle Felslandschaft mit bester Qualität auf den Sensor der Nikon D810 zu bannen, wurde zunächst das Rohdatenformat als Bildformat voreingestellt: Kameramenü > Bildqualität > RAW.

Für ein rauschfreies Bildergebnis mit schönen Details und eine gute Schärfentiefe ohne Beugungsunschärfe (siehe Tipp 2, Seite 60) wählte der Fotograf zudem die niedrigste ISO-Einstellung seiner Kamera (hier ISO 64) und schloss die Blende auf f/8.

Um die daraus resultierende etwas verlängerte Belichtungszeit von 0,5 s wackelfrei zu meistern, wurde die Kamera sicher und stabil auf einem Stativ platziert und der Selbstauslöser aktiviert. Als Objektiv kam das Nikkor Z 14–24mm 2.8 S zum Einsatz.

2. Fokuspunkt ermitteln 

Um sowohl den Fels im Vordergrund als auch die Berge am Horizont mit nur einer Aufnahme möglichst scharf abzulichten, wurde mithilfe der kostenlosen Smartphone-App SetMyCamera die hyperfokale Distanz (siehe Fließtext) ermittelt. Unter DoF (1) wurden die verwendete Kamera sowie Brennweite 14 mm (2) und Blende f/8 (3) eingetragen.

3. Manuell fokussieren 

Für die gewählten Einstellungen ergab sich eine Hyperfokaldistanz von 0,83 m (1). Es gilt: Fokussieren Sie auf die Hyperfokale, so erstreckt sich der Schärfebereich in etwa von der halben Distanz (0,42m (2)) bis zum Horizont (Unendlich (3)). Hier wurde der Fokus manuell auf 1 m (4) gesetzt, wobei alles ab 0,45 m (5) scharf abgebildet wurde.

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