Der Fotograf Jo Herrmann ist überzeugter Individualist und stellt die Bedeutung von Tradition und Trend auf den Kopf. In seinem aktuellen Buch „A Walk through Black & White“ inszeniert er die historische Schwarz-Weiß-Fotografie mit dem Podcast-Trend.
Wie Kunst-Neuheiten die Wahrnehmung neu definieren
Die audiovisuelle Installation von Bildband und Podcast des Künstlers und Fotografen Jo Herrmann handelt weniger davon, wie sich die digitale Revolution etwa auf die Fotografie auswirkt – vielmehr möchte er darauf hinweisen, dass sich die Herstellung der Kunst digitalisiert.
Der Fotograf stammt aus Blaubeuren im Osten von Baden-Württemberg - ihm ist es ein Anliegen, sich mit Heimatklischees grotesk auseinanderzusetzen und alten Formen etwas Neues entgegenzusetzen. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hören 22 Prozent der Deutschen Podcasts.
Gut drei Viertel der Hörer nutzen das Smartphone, um auf Content zuzugreifen. Für Herrmann eine spannende Komposition, die Schwarz-Weiß-Fotografie mit einem Podcast zu verbinden, der Gedanken und Entstehungen zum jeweiligen Buchkapitel vorstellt.
Der Fotograf fungiert als Ich-Erzähler und Sprecher.
Unmögliche Kunst: Fotografie zum Streamen
Fakt ist: Das Smartphone ist heutzutage ein fester Begleiter, immer in der Nähe und wie viele andere technologischen Entwicklungen nicht mehr wegzudenken. Praktisch die gesamte globale Wirtschaft und der Lebensstil der westlichen Gesellschaft sind auf die Digitalisierung angewiesen.
Technologie unterstützt nicht mehr nur, sie bestimmt unseren Alltag. In der Gegenwart, in der wir permanent von Bildschirmen umgeben sind, erinnert das audiovisuelle Werk daran, dass die Gesellschaft einen "asketischen Umgang mit digitalen Möglichkeiten" braucht.
Ein Widerspruch? Keineswegs.
Herrmann fordert den Betrachter und Zuhörer heraus, sich der Fotografie in neuen Räumen zu nähern und gleichzeitig ein neues Bewusstsein für den Medienkonsum zu entwickeln.
„A Walk through Black & White“ heißt das Buch und die dazugehörige Ausstellung im deutschsprachigen Raum, mit denen der gelernte Marketing-Experte das gültige Fotografie-Image in eine moderne, feinsinnige Form wandelt. Trotz des kontrastreichen, leicht verrauschten Schwarz-Weiß-Looks wirken die Bilder nicht unrealistisch. Ganz im Gegenteil: Seine Motive, die weltweit entstanden, darunter in den USA und Europa, zeigen, welche Bedeutung neue Denkmuster heutzutage für das kulturelle Verständnis haben.
„Ich glaube daran, dass ein traditionelles Handwerk wie die Schwarz-Weiß-Fotografie und technische Entwicklungen gleichzeitig in einem Raum stattfinden können, dass sie sich gegenseitig beeinflussen.“
- Jo Herrmann
Über den Fotografen
Jo Herrmann, geboren 1964, versucht in seiner Fotografie, das Menschliche in seine Werke
einzubringen. Schönheit entstehe erst mit den Fehlern im Material. Der Schatten verleiht Tiefe.
Wenn für die Farbfotografie die starken Schlagschatten gemieden werden, wird es für Schwarz-Weiß-
Bilder interessant. „Diese Konfrontation mit dem Imperfekten und Brüchigen ist ein Motor, der mich in meiner Arbeit als Künstler antreibt.“ Herrmann lebt in Esslingen in der Region Stuttgart.
