Sie haben sich immer gefragt, wie ein Focus Stacking funktioniert? Mit dieser Technik können Sie faszinierenden Details bei einem minikleinen Insekt aufnehmen. Makrofotograf Sven Damerow verrät hier, wie er seine Fotos aufnimmt und anschließend mit Adobe Photoshop bearbeitet.

Focus Stacking mit Adobe Photoshop bearbeiten
Hinter dieser Technik verbirgt sich die Aufnahme einer Bilderreihe, bei der bei jedem neuen Foto der Fokuspunkt leicht versetzt wird. So hat man am Ende eine Bilderserie, die jeden Teil eines Motivs scharf darstellt. Die einzelnen Aufnahmen werden per Fotosoftware zu einem extrem detailreichen Ergebnis, wie bei unserem Beispiel oben, zusammengefügt.
Im Workshop hier zeigt Ihnen Sven Damerow, wie das Focus Stacking in Photoshop funktioniert. Für seine Makroaufnahmen benutzt Sven die Nikon D850 meistens in Kombination mit dem Sigma 150mm F2.8 EX DG OS HSM APO Macro. Damit kann er die automatische Stacking-Funktion „Aufnahme mit Fokusverlagerung“ der Nikon-Kamera (unter dem Menüpunkt „Fotoaufnahme“, s. Display-Bilder unten) anwenden.


„So brauche ich das Motiv nur auf den vordersten Punkt, den ich scharf haben möchte, fokussieren, dann im Menü die Funktion aktivieren und die ungefähre Bildanzahl einstellen“, erklärt der Makrofotograf.
„Mein Tipp: Wählen Sie lieber eine größere Menge aus, die Sie nachher löschen können, als eine zu kleine. Bei der Schrittweite der Fokusverlagerung benutze ich meist Stufe 3 oder 4. Mit Stufe 7 oder höher sind bei mir öfter kleine Bildabschnitte nicht in der Schärfe aufgenommen worden.“
Da die hier fotografierte Gemeine Goldwespe (s. oben) vier bis 13 Millimeter klein ist, verwendete Sven dafür das Laowa 100mm F2.8 2x Ultra Macro APO, das im Maßstab von 2:1 abbildet, und zusätzlich eine Nahlinse von NiSi. Bei diesem Objektiv muss er den Schärfepunkt manuell versetzen – ein Bild aufnehmen, dann am Feintrieb in millimeterkleinen (oder noch kleineren) Schritten drehen, das nächste Bild aufnehmen usw., bis er das Motiv komplett in seiner Gänze abgebildet hat.

Bei all seinen Makrofotos steht die Kamera auf einem Stativ (hier: Sirui 3004X), auf dem der Makroschlitten Novoflex Castel-Cross Q montiert ist. Für das manuelle Stacken benutzt er noch einen Kabelfernauslöser. Besonders praktisch dazu: die Pflanzenklemme Wimberley Plamp II PP-200, um die Motive vor Verwackeln durch Wind zu schützen, und der Durchlichtschirm Bresser SM-02, um diese abzuschatten (s. Fotos unten).
Schritt für Schritt: Fokus-Stacking in Photoshop
1. Bilder öffnen

Öffnen Sie Photoshop und gehen Sie auf Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden (1). Im neuen Fenster wählen Sie die zu stackenden Bilder (2) aus. Profi-Tipp: Der fertige Stack bekommt bei Sven den Namen vom ersten bis zum letzten Bild des Stacks. Hier z. B. nennt er die Fotos DSC_2640 bis DSC_2661 DSC_26402661, um sie später immer finden zu können, falls er sie neu bearbeiten muss.
2. Fotos zusammenbauen

Setzen Sie den Haken bei Quellbilder nach Möglichkeit automatisch ausrichten (1). Sobald Photoshop nun die Fotos aneinander ausgerichtet hat, markieren Sie alle Bilder und gehen Sie auf Bearbeiten > Ebenen automatisch überblenden (2). Photoshop fertigt den eigentlichen Stack an, das kann ein paar Sekunden dauern. Sobald fertig, klicken Sie Ebenen > Auf Hintergrundebene reduzieren.
3. Ergebnis verfeinern

Nun können Sie Stacking-Fehler mit dem Kopierstempel beseitigen und den endgültigen Bildausschnitt mit dem Freistellen-Werkzeug auswählen (1). Speichern Sie das Bild als JPEG ab und öffnen Sie es danach wieder in Photoshop, aber nicht mit Öffnen, sondern mit Öffnen als. Wählen Sie da die Option Camera Raw aus und erledigen Sie die Feinarbeit, was Belichtung, Farbe, Sättigung usw. (2) angeht.

Sven Damerow (36) lebt in einem kleinen Dorf im Norden von Brandenburg. Vor etwa 15 Jahren entdeckte er mit seiner ersten Spiegelreflexkamera die Fotografie für sich. Am Anfang waren es nur Landschaftsbilder, die er machte, mit der Zeit veränderte sich sein Schwerpunkt.
„Immer wieder war ich an Feldrändern, um Felder mit Mohn und Kornblumen abzulichten, und dabei ist mir erst so richtig aufgefallen, welche große Vielfalt an Insekten und besonders an Schmetterlingen in ihren unzähligen Formen und Farben es gibt“, so Sven. Und so startete seine Leidenschaft für die Makrofotografie!