Um auch bei Tageslicht und Blitzlicht eine geringe Schärfentiefe mit Blitzlicht erzielen zu können, benötigen Sie eine sehr kurze Verschlusszeit. Profifotograf Tilo Gockel erklärt, wie dies mit der Super-Blitzsynchronisation funktioniert.
Blitzsynchronisation
In allen DSLRs ist ein Kameraverschluss eingebaut, der aus zwei Verschlussvorhängen besteht. Beim Belichtungsstart öffnet sich der erste und gibt den Weg für das durch das Objektiv einfallende Licht auf den Sensor frei. Es folgt der zweite Vorhang, der den Strahlengang wieder schließt. Damit die Kamera sehr kurze Verschlusszeiten (z. B. 1/2000 Sek.) darstellen kann, setzt sich der zweite Verschlussvorhang schon in Bewegung, bevor der erste den Strahlengang völlig freigegeben hat – beide Vorhänge bewegen sich parallel und geben einen Schlitz frei, durch den das Licht auf den Sensor fallen kann. Ein Blitzgerät gibt dagegen den Blitz nur für einen extrem kurzen Moment (etwa 1/1000s) ab. Bei diesem Verfahren trifft das Blitzlicht nur jenen Sensorteil, der gerade durch den Schlitzverschluss geöffnet ist. Das Ergebnis sind Fotos mit einem schwarzen Rand. Um dies zu vermeiden, sollten Sie die Blitzsynchronisationszeit nicht unterschreiten. Das ist die kürzestmögliche Verschlusszeit, die zur Synchronisierung von Blitzzündung und offen stehendem Sensor zur Verfügung steht. Sie beträgt 1/250 s bzw. 1/200 s.
Die Verwendung kürzerer Verschlusszeiten (z. B. 1/1000 s) zum Einfrieren schneller Bewegungen oder das offenblendige Fotografieren – etwa mit Blende f/2,8 – in hellem Sonnenlicht wie bei unserem Beispielbild wären eigentlich nicht möglich.
Doch zum Glück beherrschen die etwas höherpreisigen Systemblitze den sogenannten High-Speed-Synch-/FP-Sync-Modus. Hierbei leuchtet der Blitz stroboskopartig über die komplette Belichtungszeit, fungiert somit als Dauerlicht, so dass selbst Verschlusszeiten von 1/8000 s inklusive Blitzlichteinsatz möglich werden.
Die Nachteile sind allerdings gravierend: Allein der Übergang in diesen Modus bedeutet rund zwei Belichtungsstufen (EV) Lichtverlust. Weiterhin muss man mit HSS-Blitzen generell wie mit Dauerlicht rechnen: Wenn man von 1/250 s auf 1/500 s wechselt, halbiert man die Lichtausbeute. Wenn man auf 1/1000 s wechselt, steht nur noch ein Viertel der Blitzenergie zur Verfügung usw. Doch HSS kann helfen, um bei hellem Sonnenlicht ein Porträt aufzuhellen – eine Universallösung ist der High-Speed-Sync indes nicht.
Die Skizze zeigt, dass auch ein Standardblitz – vorausgesetzt er liefert genug Energie und eine ausreichend lange Abbrenndauer – als Dauerlicht dienen kann, wenn man einen Helligkeitsverlauf im Bild in Kauf nimmt.
Der Supersync-Blitztrick
Der modernere Ansatz gegenüber HSS heißt Supersync. Hier dient ein langsam abbrennender portabler Blitzgenerator (kurz Porty) als Dauerlichtquelle. Wichtig ist hierbei allerdings die rechtzeitige Blitzzündung. Eine gängige Lösungsmöglichkeit ist die Verwendung spezieller Funkmodule (z. B. Yongnuo YN-622N/C (TX), Phottix Odin (siehe DigitalPHOTO-Kurztest) und einige PocketWizard-Module), die den Blitz ausreichend früh – zum Beginn der Verschlussöffnung – zünden. Die Technologie heißt – je nach Hersteller – entweder Supersync, Over Drive Sync oder Hypersync.