Tierfotograf Sven Altlechner im Interview: Tierische Porträts
News

„Ich achte vor allem auf die Farbe und den Fokus.“ – Tierfotograf Sven Altlechner im Interview

Man muss kein Vollprofi sein, um erstklassige Tierfotos zu erstellen. Wichtig ist, die Leidenschaft hochzuhalten und immer weiter zu üben. Im Interview erklärt Sven Altlechner, was Fotografie für ihn bedeutet, wo er seine tierischen Motive findet und welches Equipment er dafür nutzt.

Seiten

Seiten

Tierfotograf Sven Altlechner im Interview

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Tiere fotografisch festzuhalten. Die große Kunst ist es, einen eigenen Stil zu entwickeln. Sven Altlechner hat genau das geschafft. Seine Tiere fotografiert er im Zoo, in Tierhandlungen, aber auch in freier Natur. Dabei gelingen ihm würdevolle Tierporträts voller Farbigkeit und fotografischer Präzision.

DigitalPHOTO: Herr Altlechner, wie wurde Ihr Interesse an der Fotografie und insbesondere an der Tierfotografie geweckt?

Sven Altlechner: Bereits seit meiner Kindheit ist meine große Liebe die Natur und Tierwelt. Daraus entwickelte sich schon früh die Faszination an der Fotografie. Ich fotografiere mit viel Freude und Leidenschaft und kann dabei Raum und Zeit vergessen. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, in die Tiefen der Tierwelt einzutauchen und ihre Schönheit auf meinen Bildern sichtbar zu machen. Die Fotografie ist für mich wie eine Sucht geworden.

Gab es einen speziellen Auslöser, der Sie mit der Fotografie hat anfangen lassen?

Das Geschenk einer Einwegkamera war rückblickend sicher der entscheidende Auslöser, dass ich begonnen habe, Tiere und Pflanzen zu fotografieren.

Wie viel Zeit verbringen Sie heute mit dem Fotografieren, lässt sich das abschätzen?

Das ist wirklich sehr schwer zu sagen. Ich verbringe mittlerweile mit der Fotografie einen großen Teil meiner Freizeit. Es ist inzwischen schon deutlich mehr als nur ein Hobby, da ich regelmäßig draußen oder drinnen unterwegs bin.

Man kann aber schon sagen, dass Ihre Schwerpunkte in der Tierfotografie liegen, oder interessieren Sie andere Genre auch?

Auf alle Fälle ist die Tier- und Makrofotografie mein Schwerpunkt. Ich beschäftige mich aber auch noch mit Landschaftsaufnahmen und muss sagen, dass auch die People-Fotografie ihren Reiz hat.

Welche Tierarten mögen Sie besonders?

Ich liebe insbesondere Amphibien, Reptilien und Insekten. Jede dieser Arten hat ihre fotografischen Eigenheiten, die ich auf meinen Fotos versuche, herauszuarbeiten – sei es ihre eigene Art und Weise in Form, Farbe und/oder Verhalten.

Wie recherchieren Sie Ihre Motive?

Da lege ich mich nicht fest. Es kommt so, wie es kommt. Je nachdem, wo ich unterwegs bin, was ich finde oder sehe. Alles, was interessant sein könnte, wird beobachtet und, wenn es klappt, abgelichtet.

Wo finden Sie Ihre Motive?

Das ist recht unterschiedlich. Vornehmlich finde ich meine Motive in zoologischen Gärten, in Zoohandlungen, in privater Haltung, aber auch in der freien Natur.

Sind Sie lieber draußen auf Motivsuche oder bevorzugen Sie das Terrarium?

Beides hat für mich seinen Reiz. In der freien Natur sind es oft Zufallsbegegnungen auf meinen langen Streifzügen. Im Terrarium findet man auch die Tierarten, die bei uns nicht heimisch sind.

Was sind dabei Ihrer Meinung nach die jeweiligen Herausforderungen?

In der freien Natur heißt es in erster Linie, die Motive auch tatsächlich aufzufinden, sich heranzupirschen und sie nicht zu verscheuchen. Das sind schon viele Parameter, die für ein gutes Bild zusammenkommen müssen.

Die Herausforderung im Terrarium ist vor allem der richtige Umgang mit den Glasscheiben, durch die fotografiert wird – denn mit den auftretenden Reflexionen und Lichtverhältnissen muss man lernen umzugehen. Die richtigen Kameraeinstellungen zu wählen, verlangt mitunter langjährige Erfahrung und viel Übung.

Fotografieren Sie mit Blitzlicht oder nutzen Sie natürliches Licht?

Sowohl als auch. Es muss immer zum jeweiligen Motiv passen. Neben Blitzlicht verwende ich auch andere Lichtquellen, wie Videoleuchten oder Taschenlampen.

Gibt es noch andere Hilfsmittel, die für Sie beim Fotografieren unerlässlich sind?

Unerlässlich vielleicht nicht unbedingt, aber zum Einsatz kommen unter anderem Diffusor, Stativ, Durchlichtschirm und eine Pflanzenklammer.

Ihre Bilder haben eine tolle Farbigkeit – suchen Sie die Tiere entsprechend aus?

Ich nutze die tolle Farbigkeit der Natur. Bei Bedarf verstärke ich sie durch Anheben der Farbe. Dafür nutze ich die Programme Lightroom Mobile und Lightroom Classic. Damit kann ich den Bildschnitt, die Farbe, Hintergrund, Licht, Effekte und Details verändern und das Motiv noch einmal verstärkt hervorheben.

Es fällt auf, dass Sie in der Regel einen engen Bildausschnitt bei Ihren Fotos wählen. So entstehen spannende Einzelporträts der Tiere. Was gefällt Ihnen an diesem Stil?

Was mir an Einzelporträts gefällt, ist, dass sie sehr aussagekräftig sind. Beim Betrachten konzentriert man sich nur auf das Tier selbst mit seinen ganzen Facetten und Strukturen. Außerdem erfolgt so keine Ablenkung durch den Hintergrund.

Wie würden Sie im Allgemeinen Ihren fotografischen Stil beschreiben? Wo liegen Ihre Schwerpunkte?

Ich achte, wie schon beschrieben, vor allem auf die Farbe und den Fokus. Zusammen mit dem Bildausschnitt ergibt sich dann mein Stil, der sich über die letzten Jahre weiterentwickelt hat.

Woher ziehen Sie Ihre Inspiration?

Hauptsächlich aus Natur- und Tierdokumentationen, die ich mir schon seit Jahren anschaue und förmlich aufsauge.

Mit welchen Objektiven arbeiten Sie?

Das Canon EF 100 f/2,8L Makro IS USM ist mein meistgenutztes Objektiv, wenn es um die Fotografie von Amphibien, Reptilien und Insekten geht. Damit erziele ich sehr gute Ergebnisse. Es macht genau das, was es soll. Aber auch vom Sigma Contemporary 150–600mm f/5–6,3 DG bin ich begeistert, vor allem, wenn man auf das unschlagbar gute Preis-Leistungs-Verhältnis schaut.

Damit bin ich natürlich flexibler, was die Brennweiten angeht. Beide Objektive passen perfekt zu meiner Arbeit. Außerdem arbeite ich oft mit einem 1,4-fach-Verstärker, um noch näher an das Motiv heranzukommen.

Mit welcher Kamera fotografieren Sie?

Inzwischen ist bei mir eigentlich fast ausschließlich die Canon R im Einsatz.

In der Tierfotografie passieren häufig witzige Anekdoten – haben Sie eine parat?

Es stimmt, es passieren mitunter die aberwitzigsten Dinge. Spontan fällt mir ein Moment ein, bei dem ich mich an einen Teich platziert hatte, um eine Fliege zu fotografieren. Alles war schon genauestens eingerichtet, ich hatte die Fliege perfekt fokussiert. Und gerade, als ich auslösen wollte, kam mir ein Frosch in die Quere und fraß sie.

Haben Sie eigentlich selbst Tiere?

Ja, ich selbst halte auch Tiere: Amphibien, Insekten, Kois und einen Hund.

Können Sie uns zum Schluss noch einen speziellen Tipp geben, gerade für all jene, die erst in die Tierfotografie einsteigen wollen?

Allgemein lässt sich sagen, dass es in der Tierfotografie auf Ruhe und Geduld ankommt. Das sind die entscheidenden Faktoren für ein gutes Foto. Es kommt alles zu dem, der warten kann. Und natürlich gilt wie so oft der Grundsatz: Probieren geht über Studieren. Aus den eigenen Fehlern lernt es sich am besten.

Der Fotograf

[image id="9" single="1" /]

Sven Altlechner widmet einen großen Teil seiner Freizeit der Fotografie. Die Liebe zur Natur begleitet ihn schon seit seiner Kindheit. Die Kamera ist auch heute sein ständiger Begleiter. Sein Credo: „Immer gewappnet sein, um besondere Momente festzuhalten, daraus schöne Bilder und Kompositionen zu zaubern und andere zu inspirieren.“

Sein Schwerpunkt liegt in der Naturfotografie – allerdings fühlt er sich inzwischen auch in anderen fotografischen Bereichen wie z. B. in der People- und Landschaftsfotografie zu Hause.

Instagram: @s.altlechner_photography

Mehr zum Thema