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Canon vs Nikon

DSLR-Spezial: Das Segment der halbprofessionellen DSLRs ist im Aufwind. Sinkende Produktionskosten und bessere Technik machen’s möglich. Vorne weg: die Marktmächte Canon und
Nikon. Doch welche der vier Aufsteiger-Spiegelreflexkameras bietet die beste Leistung? Zur Wahl stehen die D610, D7100 und die EOS 6D und EOS 70D. Wir haben die Duellanten gegeneinander antreten lassen.

Preis / Leistung

Semiprofessionelle Spiegelreflexkameras sind für viele Fotografen der perfekte Mix aus Preis und Leistung. So kommen bei den Modellen ausgewählte Profitechnologien ihrer größeren Geschwister zum Einsatz. Wie etwa ein Vollformatsensor bei der EOS 6D und D610 oder leistungsstarke Autofokussysteme (EOS 70D und D7100). Zugleich bleiben jedoch einige Kernelemente der Spitzenklasse vorenthalten. Dazu zählt ein besonders langlebiger Verschluss, der mehrere 100.000 Auslösungen übersteht, oder ein extrem robustes Gehäuse, das auch widrigsten Bedingungen trotzt. Bei Canon und Nikon zu finden in den Flaggschiffen EOS 1D-X und D4, die für über 4.000 Euro über die Ladentheke gehen; im Gegensatz zu den Semi-Profis, die schon für deutlich unter 2.000 Euro zu haben sind. Erfreulich ist dabei der vergleichsweise geringe Aufpreis der Semi-Profis gegenüber den gehobenen Einsteigermodellen der Hersteller. So kostet etwa eine EOS 700D aktuell rund 520 Euro – die große Schwester EOS 70D circa 895 Euro. Ein Aufschlag, der sich natürlich im Portemonnaie bemerkbar macht. Dafür erhält man allerdings auch eine deutlich gehobene Ausstattung und detailreichere Bilder. Vergleichbares zeigt sich beim Blick auf die Top-Einsteiger-Nikon D5300 (ca. 630 Euro) und der Semi-Profi-Kamera D7100 (858 Euro). Fotografiert wird in allen vier Fällen mit einem APS-CSensor (Crop: 1,5 Nikon; 1,6 Canon).

Beim Blick auf die DigitalPHOTO-Laborwerte zeigt sich, dass die gehobenen Modelle besser abschneiden. In Sachen Schärfe und Farben haben sie die Nase fast immer vorn. Zumindest beim Vergleich der Nikon-Modelle. Bei Canon liegt die EOS 700D mit 85,24 gegenüber 84,88 Prozent der EOS 70D bei der Bewertung der Bildqualität minimal vorn. Bei der Ausstattung schlagen die Semi-Profis ihre kleinen Geschwister.*

Gehobene Ausstattung

Dabei macht vor allem die 70D eine ausgezeichnete Figur: 19 Autofokusmessfelder (alles Kreuzsensoren), dreh- und neigbarer Bildschirm inklusive Touchscreen, integriertes Wi-Fi, Aufhellblitz und Blitzschuh sowie das Canon-typische erstklassige Handling sprechen für sich. Die D7100 kontert mit 51 (!) AF-Messfeldern (einschließlich 15 Kreuzsensoren), 100 Prozent Bildfeldabdeckung (70D: 98%), Aufhellblitz und Blitzschuh sowie einem SD-Karten-Doppelschacht – etwa zum gleichzeitigen Aufnehmen von RAW und JPEG. Das Display ist indes starr verbaut und auch auf einen Touchscreen und integriertes Wi-Fi muss verzichtet werden. Letzteres lässt sich optional nachrüsten. Das Handling ist sehr gut, jedoch liegt die EOS im Vergleich besser in der Hand, so dass alle Tasten und Räder noch schneller erreicht werden können.

Semi-Profis mit Vollformat

Wer noch mehr will, muss zwangsläufig tiefer in die Tasche greifen. Denn nur so kommt man in den Genuss der gehobenen DSLRs D610 und EOS 6D. Beide fotografieren mit einem professionellen Vollformatsensor und bieten auch sonst zahlreiche Profitechnologien. So zeichnet sich die EOS 6D durch ihren besonders lichtempfindlichen Aufnahmesensor aus, der hervorragende Aufnahmen in der Dämmerung erlaubt. Noch etwas besser präsentiert sich die D610. Im DigitalPHOTO-Test erreicht sie unsere höchste Testauszeichnung SUPER. Erstklassige Ergebnisse bei schwachem Licht sind auch für sie eine Selbstverständlichkeit. Im Handel müssen Sie für die Nikon rund 1.500 Euro auf den Tresen legen. Die EOS 6D ist etwas günstiger. Ihr aktueller Kurs liegt bei 1.420 Euro. In beiden Fällen fällt der Preisaufschlag gegenüber den „kleineren“ Semi-Profis D7100 und EOS 70D spürbar aus. Bedenken muss man jedoch, dass bis vor wenigen Monaten die Vollformatklasse nur für deutlich über 2.000 Euro zu haben war. Ergo sind sowohl die EOS 6D als auch die D610 vergleichsweise preiswert. Insbesondere angesichts der gebotenen Leistung. So kommt die Canon-DSLR auf sehr gute 90,4 Prozent bei der Bildqualität, die D610 auf 90,47. Hauptvorteil beider Kameras bleibt natürlich ihr großer Sensor. Mit ihm fotografiert man nicht nur bei schlechten Lichtverhältnissen flexibler (und besser), sondern kann auch mit der Schärfentiefe ganz anders arbeiten als beim kleineren APS-C-Sensor. Butterweiche Schärfeverläufe und zauberhaftes Bokeh inklusive.

Das Duell EOS 6D gegen D610 entscheidet Nikon für sich. Sowohl bei der Bildqualität als auch beim Handling und der Ausstattung liegt sie vorn. Kampfentscheidend waren unter anderem der hochauflösendere Sensor (24,3 MP vs. 20,2 MP), der helle Sucher mit 100% Bildfeldabdeckung (EOS 6D: 97%), das ausgefeilte Autofokus-Sensormodul Nikon Multi-CAM 4800 mit 39 Fokusmessfeldern (EOS 6D: 11 AF-Felder), der doppelte SD-Slot und der integrierte Aufhellblitz (EOS 6D ohne Blitz). Das Display ist bei beiden Kameras (leider) starr verbaut.

Bajonettanschluss beachten

Tatsächlich ausreizen kann man diese Vorteile vom vollen Format aber nur, wenn auch entsprechend leistungsstarke und vollformattaugliche Objektive zum Einsatz kommen. Diese schlagen mit ihren zum Teil hohen Preisen spürbar zu Buche. Ausgaben, die dementsprechend beim Kauf einer Vollformat-DSLR mitberücksichtigt werden sollten. Steigt man vom APS-C-Sensor auf, haben Nikon-Fotografen einen kleinen Vorteil. Denn sie können ihre DX optimierten Objektive auch am Nikon FX-Sensor weiter nutzen. Je nach Brennweite muss aber mit einer Randabschattung am großen Chip gerechnet werden (Weitwinkel!). Um einen Kauf von FX-kompatiblen Linsen kommt man folglich auch bei Nikon mittelfristig nicht herum. Bei Canon muss man sein Objektivsortiment austauschen, wenn man vor dem Wechsel mit einer Canon-APS-C-DSLR fotografiert hat. Hintergrund ist das EF-Bajonett (Vollformat), das nicht mit dem EF-S-Bajonett (APS-C) kompatibel ist.

Canon oder Nikon?

Fakt ist: Alle vier von uns vorgestellten Modelle sind hervorragende Kameras. Sie bieten allesamt mehr als ihre kleinen Schwestern und kratzen mit ihren Features sogar zum Teil an der Profiklasse. Etwa beim Autofokusmodul oder dem Belichtungssensor. Dem systemungebundenen Aufsteiger würden wir beim Neukauf zur D610 raten – vorausgesetzt der Geldbeutel ist gut gefüllt. Denn zu den 1.500 Euro für die Kamera gesellen sich weitere Ausgaben für vollformattaugliche Objektive. So summiert sich die Investition fürs Vollformat schnell auf mehrere Tausend Euro. Zeigt sich das Portemonnaie sparsamer, würden wir zur EOS 70D tendieren. Sie bietet Komfortmerkmale wie ein dreh- und schwenkbares Touchdisplay oder integriertes Wi-Fi und punktet darüber hinaus mit einem tollen Handling.

Fazit

Canon gegen Nikon – das Duell der Semi-Profis hätte nicht knapper ausgehen können. Alle vier von uns getesteten Modelle überzeugen mit professionellen Features und durchweg sehr guter Bildqualität. Unterschiede zeigten sich nur im Detail. So punktet etwa die EOS 70D mit ihrem flexiblen Display, die EOS 6D mit ihrer Low-Light-Performance, die D7100 mit ihrem Autofokussystem und die D610 mit ihrer superben Bildqualität. Betrachtet man die reinen Testergebnisse, liegen die Nikon-DSLRs jeweils vorn und entscheiden die Duelle in der Summe für sich. Dafür liegen die EOS-Kameras beim Handling vorn.

*Diesen Artikel inklusive detaillierter Bewertungen und Tabellen finden Sie in der aktuellen Ausgabe des DigitalPHOTO-Magazins 04/2104

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