Die World Photography Organisation gibt die Siegerinnen und Sieger der Sony World Photography Awards 2021 bekannt. Den Gesamtsieg konnte sich der britische Dokumentarfilmer Craig Easton ist mit seiner Serie „Bank Top“ zum „Photographer of the Year“ sichern. Wir zeigen alle Aufnahmen des prämierten Fotografen sowie weitere Kategorien des Fotowettbewerbs.
Seiten
Seiten
Photographer of the Year
„Bank Top“, ein Gemeinschaftsprojekt von Craig Easton und dem Autor und Dozenten Abdul Aziz Hafiz, untersucht die Darstellungen – und Fehldarstellungen – lokaler Gemeinschaften in Nordengland und fokussiert dabei insbesondere auf das Stadtviertel Bank Top in Blackburn mit seiner stark in sich geschlossenen Gemeinschaft.
Das Projekt ist Teil einer Reihe von Arbeiten, die Easton in dieser Region durchgeführt hat. Dazu zählen etwa die Serie Thatcher's Children (2. Platz in der Kategorie Dokumentation, SWPA Profi-Wettbewerb 2021), die chronische Armut aus der Sicht von drei Generationen einer Familie beleuchtet; und Sixteen (Shortlist in der Kategorie Porträt, SWPA 2017), ein Blick auf die Träume, Hoffnungen und Ängste von 16-Jährigen aus allen Schichten.
„Bank Top“ geht auf die Initiative „Kick Down the Barriers“ zurück, die das Blackburn Museum & Art Gallery in Reaktion auf Medienberichte gestartet hatte, in denen Blackburn als die „am stärksten segregierte Stadt Großbritanniens“ beschrieben wurde. Um dieses Narrativ zu hinterfragen, lud das Museum Künstler/-innen und Schriftsteller/-innen ein, gemeinsam mit den Bewohner/-innen verschiedener Stadtteile glaubwürdige, authentische Darstellungen ihrer Gemeinschaften zu schaffen.
Ein Jahr lang arbeiteten Easton und Hafiz eng mit den Einwohner/-innen zusammen, um ihre Geschichten und Erfahrungen in einer Reihe von Schwarzweißporträts und begleitenden Texten zu erkunden. Beleuchtet wurden dabei Themen wie soziale Benachteiligung, Wohnen, Arbeitslosigkeit, Einwanderung und Mitbestimmung sowie die Auswirkungen der früheren und aktuellen Außenpolitik. Das Projekt wendet sich gegen Vereinfachungen und Verallgemeinerungen, will Kontext zu der Frage liefern, wie diese Gemeinschaften entstanden, und ein besseres Verständnis für ihre jetzige Entwicklung vermitteln.
Dazu Mike Trow, Vorsitzender der Jury für den Profi-Wettbewerb 2021:
„Das Beeindruckende an diesem Projekt ist Craig Eastons Intention, Hingabe und Einfühlungsvermögen. Easton hat eng mit dem Autor Abdul Aziz Hafiz zusammengearbeitet, um ein komplettes Werk zu schaffen, wobei er stillschweigend anerkennt, dass bei einem so sensiblen Projekt wie diesem Worte wichtig sind.
Dies sind keine Menschen, die unbedingt fotografiert werden wollen, aber Craig hat ihr Vertrauen gewonnen. Sie blicken offen in die Kamera, und wir sehen ein gegenseitiges Einverständnis zwischen dem Fotografen und den Fotografierten. Das moralische Gewicht hinter dieser Arbeit ist das, was sie so wichtig und preiswürdig macht.“
Craig Easton sagt zu seinem Sieg:
„Ich freue mich sehr, dass diese Arbeit bei den Sony World Photography Awards ausgezeichnet wird. Ich fotografiere, um zu lernen, um zu versuchen zu verstehen und um Geschichten zu dokumentieren und zu verbreiten.
Es ist ein Privileg, das tun zu können und Wahrnehmungen und Stereotypen zu hinterfragen – etwas, das mir besonders wichtig ist. Dass diese Geschichten von unterrepräsentierten oder ungenau dargestellten Gemeinschaften in Nordengland, wo ich selbst lebe, gewürdigt und weltweit gezeigt werden, ist wunderbar. Vielen Dank!“
Alle Sieger*innen in den Profi-Kategorien
Die Sieger*innen im Profi-Wettbewerb wurden von einer Fachjury ausgewählt, weil sie herausragende Serien mit fünf bis zehn Bildern eingereicht hatten. Das Spektrum reichte dabei von lokal relevanten Geschichten bis hin zu Themen von globaler Bedeutung; von stillen Momenten der Selbstbehauptung bis hin zu Ideenreichtum und verspielten Einfällen. Alle Kategoriesieger*innen erhalten eine digitale Fotoausrüstung von Sony. Die diesjährigen Gewinner*innen sind:
Architektur
Gewinner: Tomáš Vocelka (Tschechien) für seine Serie Eternal Hunting Grounds
Finalisten: 2. Platz Frank Machalowski (Deutschland); 3. Platz Gu Guanghui (China)
Kreativ
Gewinner: Mark Hamilton Gruchy (Großbritannien) für seine Serie The Moon Revisited
Finalisten: 2. Platz Luigi Bussolati (Italien); 3. Platz Sasha Bauer (Russland)
Dokumentation
Gewinner: Vito Fusco (Italien) für seine Serie The Killing Daisy
Finalisten: 2. Platz Craig Easton (Großbritannien); 3. Platz Lorenzo Tugnoli (Italien)
Umwelt
Gewinner: Simone Tramonte (Italien) für seine Serie Net-zero Transition
Finalisten: 2. Platz Mohammad Madadi (Iran); 3. Platz Antonio Pérez (Spanien)
Landschaft
Gewinner: Majid Hojjati (Iran) für seine Serie Silent Neighborhoods
Finalisten: 2. Platz Andrea Ferro (Italien); 3. Platz Fyodor Savintsev (Russland)
Portfolio
Gewinnerin: Laura Pannack (Großbritannien) für ihre Einsendung Portfolio Overview
Finalist/-innen: 2. Platz Brais Lorenzo (Spanien); 3. Platz Loli Laboureau (Argentinien)
Porträt
Gewinner: Craig Easton (Großbritannien) für seine Serie Bank Top
Finalistinnen: 2. Platz Julia Fullerton-Batten (Großbritannien); 3. Platz Jane Hilton (Großbritannien)
Sport
Gewinner: Anas Alkharboutli (Syrien) für seine Serie Sport and Fun Instead of War and Fear
Finalisten: 2. Platz Patrick Meinhardt (Spanien); 3. Platz Farzam Saleh (Iran)
Stillleben
Gewinner: Peter Eleveld (Niederlande) für seine Serie Still Life Composition, Shot on Wet Plate
Finalist/-innen: 2. Platz Alessandro Pollio (Italien); 3. Platz Paloma Rincon (Spanien)
Natur- und Tierwelt
Gewinner: Luis Tato (Spanien) für seine Serie Locust Invasion in East Africa
Finalisten: 2. Platz Graeme Purdy (Großbritannien); 3. Platz Angel Fit or (Spanien)
Open Photographer of the Year
Der Offene Wettbewerb zelebriert die Macht starker Einzelbilder. Aus den zehn Sieger*innen in den offenen Kategorien wurde Tamary Kudita (Simbabwe) ausgewählt und zum Open Photographer of the Year 2021 gekürt. Sie erhält ein Preisgeld in Höhe von 5.000 US-Dollar sowie eine digitale Fotoausrüstung von Sony.
Kudita erhält den Titel für ihr herausragendes Porträt „African Victorian“, das sie in der Kategorie Kreativ eingereicht hatte. Das Foto zeigt eine junge schwarze Frau in viktorianischer Kleidung, die traditionelle Shona-Kochutensilien in der Hand hält. Das Bild hinterfragt die stereotype Kontextualisierung des schwarzen weiblichen Körpers und bietet eine alternative visuelle Sprache, durch die eine vielschichtige afrikanische Identität präsentiert wird.
Tamary Kudita zu ihrem Sieg: „African Victorian ist eine Hommage an das Heute, das zugleich in der Geschichte wurzelt. Es ist eine große Ehre für mich, beim offenen Wettbewerb gewonnen zu haben. Die Auszeichnung zeugt von der Rolle, die wir als Künstler bei der Gestaltung der visuellen Kultur spielen. Ein zentraler Gedanke in meinen Arbeiten ist die Bedeutung der Teilhabe Afrikas, und ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, die Kunst Simbabwes auf die Landkarte zu setzen.“
Student Photographer of the Year
Coenraad Heinz Torlage (Südafrika) von der Stellenbosch Academy of Design and Photography wurde zum „Student Photographer of the Year 2021“ gekürt und gewinnt eine Fotoausrüstung von Sony im Wert von 30.000 Euro für seine Akademie. Torlage wird für seine Serie „Young Farmers“ ausgezeichnet, die er zu der Themenstellung Our Time (Unsere Zeit) angefertigt hatte.
Dabei sollten die teilnehmenden Student*innen zeigen, wie sie und ihre Altersgenoss*innen die Welt sehen und zum Besseren verändern wollen. Für „Young Farmers“ fotografierte Torlage, der selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, junge Landwirte, die sich den Herausforderungen durch schwere Dürren, Sicherheitsprobleme und die Debatten um den Landbesitz stellen und gleichzeitig einen Beitrag zu einer gerechteren, nachhaltigeren Zukunft und Ernährungssicherheit leisten.
Coenraad Heinz Torlage zu seinem Sieg: „Die Teilnahme am Wettbewerb war ein Erlebnis, das ich kaum beschreiben kann. Ich habe oft davon geträumt zu gewinnen und gebetet, dass ich mein Land und die großartigen Menschen, die dort leben, der ganzen Welt zeigen kann. Ich glaube an die jungen Farmer Südafrikas, die dieses Land braucht, um eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und ökologisches Bewusstsein zu fördern.
Dieser Sieg ist ein Traum, wahr geworden dank der außergewöhnlichen Menschen, die ich fotografiert habe, und dank aller, die mir geholfen und mich unterstützt haben. Ich glaube an harte Arbeit, die Familie und vor allem an die Gnade Gottes. Ich bin ganz überwältigt davon, dass meine Bilder für einen so hochkarätigen Wettbewerb auch nur in Betracht gezogen wurden.“
Youth Photographer of the Year
Pubarun Basu (Indien, 19 Jahre) wurde mit seinem Bild „No Escape from Reality“ unter sechs Kategoriesiegern zum „Youth Photographer of the Year 2021“ gewählt. In seinem Bild lassen die Schatten eines Gitters, das auf Vorhänge projiziert wurde, die Illusion von Käfigstäben entstehen, hinter denen zwei Hände scheinbar auszubrechen versuchen. Auf diese Weise wird ein Gefühl von Gefangenschaft vermittelt, wie es so viele Menschen weltweit im vergangenen Jahr erlebt haben. Basu erhält eine digitale Fotoausrüstung von Sony.
Pubarun Basu zu seinem Sieg: „Es ist eine enorme Ehre für mich, zum „Youth Photographer of the Year“ gekürt worden zu sein. Die Teilnahme an diesem Wettbewerb hat mir eine neue Perspektive auf meine Arbeiten eröffnet. Ich habe außergewöhnliche Fotografien von anderen Jugendwettbewerb-Teilnehmern aus aller Welt gesehen und bin sehr stolz, dass es in meiner Generation so hervorragende Fotografen gibt.
Ich strebe danach, mich als Künstler laufend zu verbessern, und möchte meinen Freunden und meiner Familie dafür danken, dass sie mich stets ermutigen, mich ganz besonders anzustrengen.“
Preis für Herausragende Leistungen für die Fotografie
Der diesjährige Preis für Herausragende Leistungen für die Fotografie („Outstanding Contribution to Photography“) geht an die gefeierte mexikanische Fotografin Graciela Iturbide. Ihr Werkkatalog ist eine fotografische Dokumentation Mexikos seit den späten 1970er-Jahren und wird als entscheidender Beitrag zur visuellen Identität des Landes gerühmt.
In Bildern, die das tägliche Leben und die Alltagskultur, aber auch Rituale und Religion darstellen, erkundet Iturbide die zahlreichen Komplexitäten und Widersprüche ihres Landes, hinterfragt dessen Ungleichheiten und hebt die Spannungen zwischen Stadt und Land, Moderne und Indigenität hervor.
Ihre Arbeiten gehen über rein dokumentarische Narrative hinaus und möchten poetische Visionen vermitteln, mitgeprägt von den persönlichen Erfahrungen und Reisen der Fotografin.
Über die Sony World Photography Awards
Die von der World Photography Organisation (WPO) veranstalteten und international anerkannten Sony World Photography Awards sind eine der wichtigsten Veranstaltungen im weltweiten Fotokalender. Im nunmehr 14. Jahr ihres Bestehens sind die frei zu vergebenden Awards eine globale Stimme für die Fotografie und bieten einen wichtigen Einblick in die zeitgenössische Fotografie von heute.
Sowohl etablierten als auch aufstrebenden Künstlern bieten die Awards erstklassige Möglichkeiten zur Präsentation ihrer Werke. Darüber hinaus werden mit den Outstanding Contribution to Photography Awards die weltweit einflussreichsten Künstler/-innen, die in diesem Medium arbeiten, ausgezeichnet; zu den bisherigen Preisträger/-innen gehören unter anderem Martin Parr, William Eggleston und Nadav Kander.
Über die World Photography Organisation
Die World Photography Organisation ist eine Drehscheibe für globale Initiativen im Bereich Fotografie. Mit ihrer Arbeit in über 180 Ländern, hat sich die Organisation zum Ziel gesetzt, die Fotografie stärker ins Gespräch zu bringen. Dabei erhöht sie das Bewusstsein und die Wertschätzung für diese Kunstform und feiert die Werke der Fotograf/-innen.
Die World Photography Organisation führt verschiedene Programme und Veranstaltungen durch, die sich über das ganze Jahr erstrecken. Zum WPO-Portfolio zählen die Sony World Photography Awards, einer der größten Fotowettbewerbe der Welt, sowie die internationale Fotokunst Messe PHOTOFAIRS. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte www.worldphoto.org.