Moderne Aktfotografie muss mehr sein als die Abbildung eines nackten Körpers. Wie man mit neuen Ideen beim alten Thema „Akt“ überzeugen kann, zeigen die zehn Gewinnerbilder der DigitalPHOTO-Leser.
(Bild: Platz 1: „Schattenspiel“ von Mark Doerr aus Ensdorf)
Idee: Akt mit Eisenbahn ist eigentlich out. Hier allerdings gelingt dem Fotografen ein schönes Spiel mit den Linien und vor allem der Brüstung des Transportwaggons. Sie verdeckt und macht gleichzeitig einen Schatten, der halterlose Strümpfe simuliert. Die doppelte Verdeckung (Gesicht und Scham) mit doppeltem Schatten macht den Reiz des Bildes aus.
Gestaltung: Die exakt ausgerichteten Linien stehen im Kontrast zu den geschwungenen Linien des Körpers – aber auch zu den Schattenlinien des Huts.
Technik: Ohne weiteres Licht oder Aufheller im Sonnenlicht in einem Museumsbahnhof fotografiert.
(Bild: Platz 2: „Formen“ von Nina Angerer aus München )
Idee: Den weiblichen Unterleib in den Mittelpunkt zu stellen, ohne all zu viel zu zeigen – das gelingt der Fotografin mit einem kleinen, aber recht wirkungsvollen Trick.
Gestaltung: Der zentrale Aufbau mit dem mittig platzierten Fuß und Unterschenkel sowie den spiegelbildlich aufgebauten Armen gibt dem Foto einen geometrischen Rahmen. Man achte auf die beiden Dreiecke, die so gebildet werden. Leider ist die Perspektive nicht ganz perfekt – man hätte die Haare rechts durch eine andere Position verstecken können.
Technik: Das Model liegt auf einer Acrylplatte. Zwei Striplights von links und rechts.
(Bild: Platz 3: „Sägearbeit“ von Alexander Schmitt aus Stuttgart)
Idee: Der männliche Akt mit Werkzeug ist nicht unbedingt ein neues Thema. Und als Klischee fast so abgedroschen wie die nackte Frau auf dem Bagger. Aber das Gesicht mit gesenktem Blick wie durch einen (sonst weiblich konnotierten) Schleier fallen zu lassen, ist ein hübsches Spiel mit Geschlechterrollen.
Gestaltung: Der Blick senkrecht nach unten bildet zusammen mit dem Körper eine senkrechte Linie, die Diagonale wird durch die Motorsäge erzeugt.
Technik: Ein Striplight (30 x 120 cm, mit Wabe) von oben im Studio reichte für die Beleuchtung aus.
(Bild: Platz 4: „Lichtkegel“ von Fredi Scholze aus Germaringen)
Idee: Dem Licht entgegen – es verschmelzen Gestik und Lichtführung miteinander.
Gestaltung: Sehr schöner Aufbau. Die Balletttänzerin bildet einen Bogen, dem der Blick des Betrachters von links unten über Beine und Körper so wie die Hand bis zur scheinbaren Quelle des Lichts folgt.
Technik: Zwei Striplights links und rechts, etwas höher aufgebaut und ca. 45 Grad nach unten gerichtet. Der Effekt wurde mit dem Verlaufsfilter in Lightroom verstärkt.
(Bild: Platz 5: „Fensterblick“ von Günther Ullmann aus Weissenburg)
Idee: Der Blick durch ein Fenster, partiell verdeckt. So entsteht ein intensiver Blick, und das Foto erinnert fast an ein Gemälde.
Gestaltung: Die nicht gleichmäßig gesäuberte Scheibe lässt vor allem die Augen wirken und reduziert die Schärfe auf dem Körper.
Technik: Bei einem Outdoor-Shooting entdeckte der Fotograf eine Hütte und wischte das verstaubte Fenster teilweise frei. Von draußen mit dem Tageslicht fotografiert.
(Bild: Platz 6: „Kraftselfie“ von Marco Endeli aus Lenzburg (CH))
Idee: Ein Selfie der besonderen Art: Als für den Sportverein ein Foto zum Thema „Kraft“ gesucht wurde, setzte sich der Fotograf in seinem Fitnessraum selbst in Szene.
Gestaltung: Das harte Licht arbeitet die Muskeln des Sportlers gut heraus.
Technik: Ein Tube (Engstrahlreflektor) beleuchtet als Hauptlicht von rechts oben. Als Aufheller gab es eine Softbox links. Die Kamera stand natürlich auf einem Stativ.
(Bild: Platz 7: „Spinnenfrau“ von Joachim aus Osterwisch Mörfelden-Walldorf)
Idee: Die „Spinnenfrau“ (eine Ex-Ballerina) in dieser Position auf Augenhöhe zu fotografieren ist klasse – allerdings handelt es sich hier um ein Workshopfoto.
Gestaltung: Die Perspektive ist gut. Auch die Waagerechte macht einen Teil der Bildwirkung aus. Dazu kommt die Haltung des Models mit Fuß vor der Scham.
Technik: Das Model liegt auf einem Tisch mit einer Glasplatte und wird von einem unten liegenden Kopf angeblitzt. Um diesen zu verdecken, ist die vordere Kante des Tisches mit schwarzem Stoff behängt. Zusätzlich gibt es ein weiches Licht von oben.
(Bild: Platz 8: „Erwachsene Lolita“ von Oliver Rindelaub aus Brühl)
Idee: Das Bild lebt von einer sehr ambivalenten Inszenierung: Eine aufreizende Pose wird kombiniert mit mädchenhaft und eher unschuldig wirkenden Pastellfarben.
Gestaltung: Gut gefällt die harmonische Farbgebung, die das Bild zusammenhält. Dazu gehören auch Sessel und Uhr, deren Formen über die Farbe verbunden werden.
Technik: Das Licht kommt von zwei großen Fenstern auf der linken Seite. Rechts stellte der Fotograf einen Reflektor als Aufheller hin.
(Bild: Platz 9: „Bachnixe“ von Gerhard Busch aus Eningen)
Idee: Das Thema „Mädchen vor Wildbach“ haben wir schon häufiger gesehen. Hier aber in schöner Umsetzung mit weichem Wasser, fotografiert im Verzasca-Tal im Tessin.
Gestaltung: Der Fotograf gibt dem Wildbach viel Raum und macht so das Foto fast zu einer Naturaufnahme mit Aktzusatz. Das ist sicherlich interessanter als es ein enger Ausschnitt wäre, der so der Landschaft lediglich eine illustrative Nebenrolle zuweisen würde.
Technik: Beim morgendlichen Licht mit längerer Belichtungszeit, vom Stativ aus.
(Bild: Platz 10: „Bogenlampen“ von Andreas Koester aus Krefeld)
Idee: Im Rahmen eines TFP-Shootings entstandenes Foto, aufgenommen in einem Hotel.
Gestaltung: Den Reiz des Fotos macht vor allem die Zentralperspektive aus, die das Zimmer selbst in Szene setzt. Das Model hier ebenfalls zentral, aber mit gedrehtem Oberkörper und zur Seite geschlagenen Haaren zu positionieren, ist die richtige Entscheidung.
Technik: Das Hauptlicht war eine Octabox, positioniert etwa auf halber Höhe rechts. Die drehbaren (welch ein Glück für den Fotografen) Deckenlampen des Hotelzimmers wurden zur Aufhellung auf den Hintergrund und auf die Haare des Models gerichtet.
Die zehn besten Bilder zum Thema Akt
Mehr als jedes andere Fotogenre lebt die Aktfotografie von der Bildidee. Denn die Zeiten, in denen die reine Abbildung des nackten Körpers für wohlwollende Aufmerksamkeit sorgte, sind lange vorbei. Wer in einem Wettbewerb überzeugen will, muss dies also mit überraschenden Inszenierungen, neuen Ansätzen bei der Bildsprache oder einer ungewöhnlichen Perspektive tun. Das ist gar nicht so einfach. Aber schon kleine Kniffe wie bei unseren Plätzen 1, 2 und 5 können reichen, um auch kritische Betrachter zu überraschen. Aber auch komplexe Lichtsettings wie bei Platz 4 oder eine geschickte Perspektive (Platz 6) sind gute Mittel, um mit dem alten Thema „Akt“ neue Aufmerksamkeit zu bekommen.
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