Seit Jahren fotografiert Matthias Rommel akribisch Bäume. Er stellt Sie frei und setzt die Aufnahmen auf einen neutralen Hintergrund. Sein Archiv wächst stetig. Wie er auf die Idee kam, verrät er uns im Interview.
Was für ein Baum ist hier abgebildet?
Die Aufnahme zeigt eine Gemeine Rosskastanie. Ich war begeistert von der Ästhetik des so unperfekten Baumes, dass damit die Idee für meine Baumporträt-Serie geboren war.
Seit wann fotografieren Sie Bäumen?
Als Architekt musste ich früher Objekte freistellen, um sie später in computergenerierte Bilder einzubauen. Mehr und mehr zogen mich Bäume in ihren Bann und so legte ich enorm umfassende Archive an.
Sie holen den Baum sozusagen aus dessen natürlicher Umgebung?
Ich widme mich dem Baum als Individuum, als einzigartiges Lebewesen und versuche, die Seele und die Idee des Baumes in meinen Bildern festzuhalten und zum Vorschein zu bringen.
Wo finden Sie Ihre Motive in der Regel?
Derzeit habe ich Kontakt zu einer der größten Baumschulen Europas. Hier besteht die Option, viele Bäume an einem Ort fotografieren zu können.
Wie entsteht so eine Aufnahme?
Der größte Aufwand besteht im Auffinden der Motive. Die Freistellung erfolgt in der Nachbearbeitung. Danach folgt die Feinarbeit „per Hand“.
Fotografieren Sie ein und denselben Baum zu verschiedenen Jahreszeiten?
Ja – und der Aufwand ist immens. Es kann Jahre dauern, um eine Serie zu komplettieren. Verpasst man zum Beispiel die Blütezeit, kann man gleich ein Jahr auf die nächste Chance warten.
Welches Ziel verfolgen Sie mit der Serie?
Allem voran und innerster Antrieb ist meine Freude an den Bäumen. Außerdem bin ich schockiert von der Art und Weise des Umgangs der Menschen mit ihrer natürlichen Lebensgrundlage.
Fotografieren Sie nur Bäume?
Letztes Jahr besuchte ich das älteste Kakteenhaus der Welt und war so fasziniert von diesen Pflanzen, dass ich auch mit einer neuen Porträtserie begann. Diese Arbeit finden Sie online unter kaktus.matoworld.com.
Führen Sie Ihre Projekte alleine durch?
Meine Arbeiten entstehen aus einer tiefen inneren Überzeugung und einem persönlichen Antrieb. Das lässt sich schwer mit Gemeinschaftsarbeit verbinden. Ich empfinde alleine auch mehr Ruhe und Konzentration.
Wir können hier nur einen Ausschnitt zeigen, denn eigentlich fotografieren Sie im Hochformat, richtig?
Die Fotografien sind auf eine größtmögliche Abbildung des Baumes ausgerichtet, um maximale Details für die spätere Freistellung zu erreichen und das Hochformat bietet eine einheitliche Darstellungsform für die Sammlung. Auch spielt die Thematik der Baumwurzeln, die fotografisch nicht abzubilden sind, eine wichtige Rolle. Daher habe ich ein grafisches Element entwickelt und jedem Bild anstelle der Wurzeln hinzugefügt.
Leserinterview - Die Fotograf
Matthias Rommel ist freier Architekt aus Erfurt in Thüringen. Durch seinen Beruf entdeckte er sein Interesse an der Fotografie von Pflanzen. Als CGI-Artist retuschierte er Objekte in Renderings. Seit 2011 widmet er sich gezielt der Fotografie von Pflanzen.
Equipment:
Sony Alpha 7R
Nikon D300s
Sony Zeiss 24-70mm
Cullmann X400
Die gesamte Ausgabe der DigitalPHOTO 6/2018 finden Sie hier.
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