Die in den 1980ern gegründete Eastman Kodak Company gehörte lange zu den Urgesteinen der Fotobranche. Zur Zeit der analogen Fotografie war sie eine der marktbestimmenden Firmen und ihr Name auf der ganzen Welt bekannt. Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie begann für den Hersteller eine lange Durststrecke. Diese könnte nun beendet werde. Kodak öffnet Ende Januar eine neue Handelsplattform für Fotografinnen und Fotografen, die auch eine eigene digitale Währung namens KODAKCoin mit sich bringt.
Lange gehörte das von Kodak produzierte Filmmaterial zu den Standards in Industrie und Privatgebrauch. Doch obwohl der Hersteller auch die erste digitale Kamera der Welt auf den Markt brachte, brachen die Gewinne durch den stets schwindenden Bedarf an analogem Filmmaterial immer mehr ein. Auch Umstrukturierungen und Entlassungen konnten die Insolvenz nicht abwenden: 2013 verkaufte Kodak das Filmgeschäft an ein britisches Unternehmen, das als Kodak Alaris weitergeführt wurde. In den letzten Jahren profitierte Kodak vor allem durch die analoge Nostalgiewelle und entwickelte als Antwort auf die steigende Konkurrenz durch Smartphones ein eigenes Modell.
Digitale Bilderbörse mit eigener Währung
Jetzt versucht sich das Unternehmen wieder an einem neuen Trend, indem es in das derzeit boomende Geschäft mit digitalen Währungen einsteigt (siehe Infokasten). Hierzu startet es gemeinsam mit dem Blockchain-Entwickler WENN Digital eine neue Plattform namens KODAKOne. Dort sollen Fotografen die Möglichkeit bekommen, die Rechte an ihren Fotos zu sichern und die Bilder zu lizensieren. Dies gab Kodak am Dienstag in einer Pressemeldung bekannt.
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"Mit KODAKCoin möchten wir Fotografen dazu einladen, Teil eines neuen, fotografiebezogenen Wirtschaftssystems zu sein. Hier können Profis und Amateure durch den Verkauf von Bildlizenzen Geld verdienen und dabei auf eine gesicherte Blockchain-Plattform vertrauen", so der Hersteller. Ziel ist es unter anderem, Fotografinnen und Fotografen eine bessere Kontrolle über die Verkaufsprozesse und die Preisgestaltung zu geben.
Kryptowährungen sind digitales Geld, das im Internet generiert wird. Die erste Währung namens "Bitcoin" ging im Januar 2009 online, es folgten weitere, wie beispielsweise das 2015 erfundene Ethereum. Inzwischen gibt es über 1000 verschiedene virtuelle Währungen.
Eine virtuelle Münze, von Insidern auch “Coin” genannt, ist keine einzelne Datei, sondern ein verketteter Code. Dieser wird beim Erstellen der Einträge in die sogenannte Blockchain erzeugt, eine Art Transaktionsbuch. Durch das sogenannte "Mining" werden dabei einzigartige Informationsblöcke errechnet. Jede Transaktion hängt rechnerisch mit allen vorangegangenen zusammen. Die Einträge in der Blockchain können nicht nachträglich geändert werden. Eine Coin kann also nicht zweimal ausgegeben werden und eignet sich daher als Zahlungsmittel.
Die Blockchain liegt nicht auf einem Rechner, über den eine Einzelperson oder Firma die Kontrolle hat, sondern ist ein vernetztes System. Das Besondere: Alle Nutzer des Systems verfügen über eine Kopie der gesamten Blockchain und haben dieselben Benutzerrechte. Auf diese Weise soll es vor Hacks und anderen Zugriffen geschützt sein, da ein Angreifer mehr als 50% des Netzwerkes kontrollieren müsste.
Über eine Zugangssoftware namens "Wallet" (Geldbörse) kann man eigene Transaktionen in die Blockchain schicken. Bestätigt und versiegelt wird dieser Prozess über die Kombination eines privaten und öffentlichen Passworts. Diese Transaktionen werden dann durch das Mining in die Blockchain geschrieben. Wie lange dieser Prozess dauert, hängt von der Währung und der Auslastung des Systems ab.
Kodak-Kurs steigt rasant
Die KODAKCoin soll am 31. Januar online gehen. Bisher ist allerdings nur geplant, beglaubigte Investoren aus den U.S.A, Großbritannien und "anderen, ausgewählten Ländern" zuzulassen. Ob Deutschland auch dazu zählt, ist derzeit unbekannt. Die Ankündigung hatte eine sofortig positive Wirkung auf die Kodak-Aktie, die noch 2011 der Ausschluss aus dem New York Stock Exchange drohte. Ihr Kurs an der Börse stieg schlagartig auf über 130 Prozent. Mehr Informationen (und einen Countdown zum Launch) gibt es auf der Seite kodakcoin.com.