News

Jubiläum: 25 Jahre Photoshop

Am 19. Februar 1990 erblickte das Programm das Licht der Welt, das wie kein zweites unser Verständnis von Bildern und Bildbearbeitung verändert und geprägt hat: Adobe Photoshop. Wir haben das Jubiläum der Software zum Anlass genommen, einmal in die Geschichtsbücher zu schauen: Wie hat sich im Laufe Photoshop im Laufe der Jahre entwickelt? Wann kam Adobe in Spiel und wie sieht die Software heute aus? 

Wenn man ehrlich ist, dann war die im Februar 1990 erschienenen Version gar nicht die erste des Programms, die käuflich erwerblich war. Bereits zwei Jahre vor Erscheinen von Photoshop 1.0 war die Version 0.87 als Dreingabe zu Scannern der Firma Barneyscan XP über die Ladentheke gegangen – jedoch nur insgesamt 200 Exemplare und unter dem Namen „Image Pro“. Dieser war einer von vielen Namen, die das Programm  in seiner Frühphase trug, ehe es schließlich zu Photoshop wurde.

Sein ursprünglicher Erfinder, Thomas Knoll, schrieb 1987 an seiner Doktorarbeit zum Thema der Verarbeitung digitaler Bilder und schrieb hierzu ein Programm zum Anzeigen von Graustufengrafiken. Als er den Code so weit fertig hatte, zeigte er das „Display“ getaufte Programm seinem Bruder John, der zum damaligen Zeitpunkt bereits bei Industrial Lights and Magic arbeitete. John Knoll war begeistert und stieg mit in die weitere Entwicklung von Photoshop ein. Er nutzte das neue Tool unter anderem bei den Special Effects für den Film The Abyss, was prompt den zehnten Visual-Effects-Oscar für ILM zur Folge hatte.

Photoshop kommt zu Adobe

Zur gleichen Zeit wurde jedoch auch von anderen Entwicklern an Grafikprogrammen gearbeitet, und wer weiß, wie der heutige Industriestandard aussehen würde, wäre nicht der damalige Art Director von Adobe, Russel Brown, auf Photoshop aufmerksam geworden. Er erkannte das Potenzial der Software und konnte seine Chefs davon überzeugen, dass Photoshop die bessere Wahl gegenüber dem Konkurrenzprodukt „Color Studio“ von Letraset sei. Adobe kaufte also die Lizenz für Photoshop und brachte am 19. Februar 1990 „Photoshop 1.0“ auf den Markt.

Die Software wurde zunächst exklusiv für den Macintosh veröffentlicht. Erst mit der Version 2.5 kam der Support für Windows hinzu. Diente die Version 1 noch ausschließlich dazu, Bilder zu bearbeiten, die per Scan in das Programm geladen wurden, so kam bereits mit Version 2 das Pfad-Werkzeug hinzu. Der erste wirklich große Meilenstein wurde aber in Photoshop 3 realisiert: die Ebenen. Diese sind der zentrale Kern der Software, ohne den komplexere Bildbearbeitungen gar nicht möglich sind.

Nach diesem großen Wurf ging es dann Schlag auf Schlag weiter: Photoshop 4 brachte bereits die ersten Einstellungsebenen mit sich, und Photoshop 5 überraschte mit editierbarem Text, einer Undo-Funktion mit Historie, Farbmanagement und dem magnetischen Lasso. 1999 erschien Photoshop 5.5 und machte das Tool fit für das rapide wachsende Internet. Neben dem nun zum Photoshop-Bundle gehörenden Image Ready, mit dem man beispielsweise animierte GIFs erstellen konnte, wurde die wichtige Funktion Optimiert fürs Web speichern eingeführt, die das komprimierte Abspeichern von Bildern zum leichteren Veröffentlichen im Internet ermöglichte.

Photoshop 6 hatte Funktionen zum Erstellen von Vektorgrafiken an Bord, und wo bislang 99 Ebenen hatten ausreichen müssen, war nun Platz für 8.000. Ferner wurde das Programm mit einer neuen Oberfläche aufgehübscht und hatte zudem noch den Verflüssigen-Filter und die Ebenenstile im Gepäck. Diese Programmversion erschien im September 2000 und führte Photoshop rasant ins neue Millennium. Die folgende Version 7 wartete zunächst nur mit der umfangreichen Pinselpalette, völlig vektorisiertem Text und dem Reparaturpinsel auf, ehe das Update auf die Version 7.1 nur fünf Monate später die Welt der Bildbearbeitung ein weiteres Mal auf den Kopf stellte: Die Einbindung des Tools Adobe Camera RAW, mit dem das Entwickeln digitaler Negative möglich wurde, läutete dann auch den endgültigen Aufstieg Photoshops an die Spitze der Bildbearbeitungsprogramme ein.

Familienzuwachs für Photoshop

Nur ein Jahr später, 2003, hatte Adobe nicht nur den Namen, sondern auch das Konzept in gewisser Weise verändert. Photoshop war nun Teil einer Familie von Programmen, die in ihrer Gesamtheit alle Bereiche des optischen kreativen Designs abdeckten. Diese Creative Suite, zu der neben Photoshop auch Programme wie Illustrator, InDesign, Acrobat und Premiere gehörten, war dann auch Pate für den neuen Namen Photoshop CS. Auch der Umfang der Neuerungen stieg sprunghaft an: Filtergalerie, Schlagschatten, Scripten, Echtzeit-Histogramm und intelligente Hilfslinien waren nur einige davon. 2005 kam dann CS2 und brachte so wichtige Funktionen wie das Verkrümmen, die Smartobjekte, die Bilderverwaltung per Bridge und bereits damals die grundlegende Unterstützung für 64-Bit-Systeme mit.

CS3 schluckte dann endgültig die Funk-tionen von Image Ready und erlaubte zudem erste Gehversuche in der Bearbeitung von 3D-Objekten und Videos mit Photoshop. CS4 und CS5 machten auf diesen Gebieten gewaltige Sprünge nach vorn. CS6 war schließlich das Ende einer Ära. Es war die letzte Photoshop-Version, die als Box verkauft wurde und entsprechend erworben werden konnte. Außerdem war es die letzte Version, die den Namen Creative Suite trug. Das Programm war vollständig überarbeitet worden, um eine noch bessere Performance zu bieten. Es gab unzählige Neuerungen, vor allem auch Funktionen, die eingebaut wurden, um den Umfang des Produktportfolios von Adobe zu reduzieren. Wozu soll man schließlich ein Spezialprogramm auf dem Markt belassen, wenn der große Allrounder dessen Funktionen übernehmen kann?

Neue Wege

Seit 2013 kann der Nutzer Photoshop nur noch mieten, denn das Bildbearbeitungsprogramm ist Teil des Creative-Cloud-Abos und heißt nun entsprechend CC. Es wird nie wieder eine völlig neue Version geben, denn Updates und neue Funktionen können nun jederzeit von Adobe über die Cloud in das Programm eingespielt werden. Dies erfordert natürlich einen regelmäßig verfügbaren Internetzugang. Ja, Photoshop ist immer online, und wenn nicht, dann wird der Anwender freundlich per Fehlermeldung darauf hingewiesen, dass er sich doch binnen der nächsten 90 Tage wieder ins Internet einwählen möge, ansonsten wird die erweiterte Testversion stillgelegt. Schöne neue Welt! Tatsächlich schön sind die Funktionen, die CC mit sich brachte: der Verwacklung-reduzieren-Filter, das Optimieren von 3D-Objekten für den Druck nebst Anbindung an Drucker und Dienstleister, perspektivisches Verformen und vieles mehr. Und es kommen ständig weitere Neuerungen dazu.

In unserer modernen, mobil vernetzten Welt hat auch Photoshop längst den Sprung von der Software für den Rechner zu Hause oder im Büro zur mobilen App gemacht, der das Programm auf Tablets und Smartphones überall dort hinträgt, wo der kreative Nutzer es benötigt, sei dies eine Besprechung beim Kunden oder die inspirierte Arbeit in der freien Natur. Die mobile Arbeit zeigt einen gewaltigen Vorteil der Creative Cloud: Man hat sein eigenes, persönliches Photoshop immer und überall dabei, einfach einloggen und schon arbeitet man wie zu Hause.

Und dann …?

Berechtigterweise kann man nun fragen, was und wie viel denn da wohl noch kommen kann, wo Photoshop doch schon fast alles rund ums Bild beherrscht und tatsächlich einiges mehr als die meisten Anwender wissen. Sven Doelle, Principal Business Development Manager für die Photoshop-Produktfamilie, die Adobe Consumer Products und die Adobe Creative Cloud, hat uns zum Thema Innovation in Photoshop Rede und Antwort gestanden. Wir wollten wissen, wohin die Reise für Photoshop – und damit für uns Anwender – gehen soll.

Doelle erklärte uns, dass es immer wieder Meilensteine in der weiteren Entwicklung von Photoshop geben werde. Allein über die letzten zwei Jahre, also die Zeit der Creative Cloud, sind unzählige Funktionen zum Umfang von Photoshop hinzugekommen. Und während der Nutzer am Frontend seiner Bildbearbeitung nachgeht, arbeiten die Techniker von Adobe an der Rückseite der Software und implementieren via Cloud kontinuierlich neue Funktionen und überarbeiten bereits vorhandene Features. Generell ist man bei Adobe immer sehr schweigsam, wenn es um die Photoshop-Features von morgen geht. Zumindest bei Trendtechnologien, wie etwa dem 3D-Druck, wird Adobe auch weiterhin mit den entsprechenden Partnern eng zusammenarbeiten.  (wmm)

Zahlreiche Digital-Künstler gratulierten Adobe zu Photoshops 25. Geburtstag – so schaffte es das Programm in Form eines Videos sogar zu den diesjährigen Oscar-Verleihungen. Dieses und weitere Videos finden Sie unter http://adobe.ly/1ztbPOi.

Anders unddennoch vertraut

Links die Benutzeroberfläche von Photoshop 1, das es ausschließlich in Graustufen und für Macintosh-Rechner gab, unten Photoshop CC in der Windows-Version. Obwohl rund 25 Jahre dazwischen liegen, kann man doch sofort die Evolution der Software sehen oder zumindest erahnen. Die Werkzeuge haben sich kaum verändert und sind nach wie vor noch am selben, vertrauten Platz.

Photoshop wird in erster Linie zum Bearbeiten von Fotos verwendet und hier vor allem zum Retuschieren von Fehlern und optischen Aufwerten der Bilder. Das Programm kann aber noch viel mehr und ist auch in Arbeitsumfeldern, die man üblicherweise nicht sofort auf dem Schirm hat, ein wichtiges Werkzeug. So hilft Photoshop gleichermaßen dabei, Leben zu retten wie auch Verbrechen aufzuklären. Das Programm hat beispielsweise die Darstellungsmöglichkeiten in der Medizin mitrevolutioniert. Schichtaufnahmen aus der Tomografie können etwa mit Photoshop zu einem dreidimensionalen Modell des gescannten Körpers zusammengesetzt und mit der aktuellen Version dann sogar für den 3D-Druck vorbereitet werden. In der Verbrechensbekämpfung wird Photoshop unter anderem für die Aufbereitung von Tatortfotos und Phantombildern eingesetzt.

Das Werk „Dis_Solution“ des deutschen Photoshop-Künstlers Martin Grohs zierte die Adobe-Startseite zum 25-jährigen Jubiläum. Die Photoshop-Erfinder: Ohne die Brüder Thomas (l.) und John Knoll (r.) gäbe es heute kein Photoshop. Sicherlich würden wir trotzdem unsere Fotos digital erstellen und bearbeiten. Aber es stellt sich die Frage, ob ein anderes Programm derart einflussreich geworden wäre.

» Die stetige Überarbeitung ist ein grundsätzlicher Teil des Innovationsprinzips von photoshop. «

Sven Doelle, Principal Business Development Manager Photoshop

Fazit

Wie wird es nun weitergehen? Lagen früher rund anderthalb Jahre zwischen den einzelnen Versionen, so können die Adobe-Techniker Photoshop heute jederzeit erweitern und verändern. Dass noch einige höchst faszinierende Funktionen geplant sind, kann man immer wieder in Videos und bei Präsentationen von Adobe sehen. In erster Linie scheint es zwei Entwicklungsfelder zu geben: zum einen die Verbesserung der Mobilität und Konnektivität des Programms, damit Nutzer besser mit-einander interagieren können, zum anderen die gute alte Photoshop-Magie.

Mehr zum Thema