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„Am Ende ist doch jeder Mensch ein Star“ – Frank Lübke im Interview

„Am Ende ist doch jeder Mensch ein Star“, sagt Frank Lübke. Egal, ob Prominente oder Menschen wie du und ich, die ebenfalls vor seine Kamera treten. Lübke arbeitet für große Werbekunden, behält sich aber immer Zeit für eigene, freie Projekte. Menschen kennenzulernen gefällt ihm an seinem Beruf fast am meisten.

Frank Lübke im Interview

Warum er Fotograf geworden sei, haben wir Frank Lübke gefragt. „Weil es mir sehr viel Freude macht“, hat er gesagt und ergänzt: „Vielleicht auch, weil ich es interessant finde, neuen Menschen zu begegnen und von ihnen zu lernen“. Befragt haben wir ihn u. a. auch zu seiner Arbeitsweise und wie wichtig ihm die Technik ist – lesen Sie selbst.

DigitalPHOTO: Herr Lübke, kann man sagen, dass der Mensch immer im Mittelpunkt Ihrer Arbeit steht, Porträts als Schwerpunkt?

Frank Lübke: Ja, der Schwerpunkt in meiner Arbeit ist der Mensch. Ich liebe es, Menschen zu porträtieren, aber dazu muss man sie auch kennenlernen und auch das schätze ich sehr. Ich führe gerne lange Vorgespräche mit den Personen und auch nach dem Shooting sitze ich gerne mit ihnen zusammen und wir unterhalten uns. Jede Begegnung ist eine Möglichkeit, viel über das Leben zu lernen.

Vor Ihre Kamera treten auch bekannte Persönlichkeiten. Wie ist die Arbeit mit ihnen?

Celebrities (Prominente, Anm. d. Red.) sind keine Models. Sie sind zwar oft Menschen des öffentlichen Lebens, Musiker, Künstler oder Schauspieler, aber sie sind keine Models, die gelernte Posen abspulen. Ein Model bleibt da immer in der gelernten Komfortzone. Bei solchen Celebrity-Porträts geht es darum, eine authentische Seite der Persönlichkeit einzufangen.

Und da ist es erst mal wichtig, eine Verbindung zur porträtierten Persönlichkeit herzustellen. Am liebsten zitiere ich in diesem Zusammhang den Fotografen Alfred Eisenstaedt, der sagte: „It´s more important to click with the people, than to click the shutter” (Frei übersetzt: „Es ist wichtiger, sich mit den Menschen zu verstehen, als nur den Auslöser zu betätigen“, Anm. d. Red.).

Ich liebe es, Menschen zu porträtieren, aber dazu muss man sie auch kennenlernen und auch das schätze ich sehr.

Frank Lübke

Die fotografischen Herangehensweisen für das Genre Porträt sind mannigfaltig. Sie arbeiten eher mit Kunst- als mit natürlichem Licht, ist das richtig?

Das stimmt nicht ganz. Ich arbeite nicht unbedingt nur mit Kunstlicht. Ich mag beides. Mal im Studio, wie zum Beispiel für die Stern-Kolumne „Mein geliebtes Ich“, für die ich circa 80 prominente Persönlichkeiten porträtiert habe. Oder mit natürlichem Licht bei Reportagen wie zum Beispiel für das DB Magazin oder den Focus.

Wo liegen die Vor- und Nachteile bei der Arbeit mit Blitzlicht?

Mit einem Studioblitz zu arbeiten hat den Vorteil, dass ich die absolute Kontrolle über das Licht habe. Ich kann damit regelrecht malen und das tue ich auch gerne. Mit natürlichem Licht habe ich weniger Kontrolle. Es entstehen Zufälligkeiten und auch in gewisser Weise Fehler – die aber sehr reizvoll sein können.

Ich habe da eine Angewohnheit, die ich oft nach einem Shooting anwende, um auch bei eingeleuchteten Motiven mit Studioblitz überraschende Lichtsituationen zu entdecken: Ich laufe das Motiv von allen Seiten ab, lasse aber das eingerichtete Licht stehen. Es ist manchmal verblüffend schön, wie gut das Licht sein kann, wenn man es nicht bewusst gesetzt hat.

Sind Sie jemand, den die technische Seite an der Fotografie interessiert, oder ist es Ihnen egal, mit welcher Technik die Bilder entstehen – Hauptsache, die Resultate sind gut?

Mich interessiert die Technik null. Ich nutze wohl nur zehn Prozent der Möglichkeiten meiner Kamera, aber ich vermisse nichts. Mir geht es tatsächlich immer um das Bild und für ein gutes Porträt ist es nicht unbedingt notwendig, alle Kamerafunktionen zu kennen oder zu nutzen. Die Bedienungsanleitungen werden auf alle Fälle immer dicker. Ich fotografiere grundsätzlich im manuellen Modus: Zeit, Blende, Fokus – mehr interessiert mich nicht.

Mit welcher Kamera und mit welchen Objektiven fotografieren Sie?

Ich arbeite in der Regel mit der EOS 5D Mark IV, wenn ich vor Ort oder auf Reportagen bin, inklusive aller Canon-Objektive der USM-Serie. Meine Leica S2 nutze ich gern für Studio-Porträts zusammen mit dem APO-Macro-Summarit-S 2,5/120mm.

Für ein gutes Porträt ist es nicht unbedingt notwendig, alle Kamerafunktionen zu kennen oder zu nutzen.

Frank Lübke

Welche Lichttechnik nutzen Sie?

Lichttechnik ist bei mir von Profoto. Ich leihe mir für Shootings aber auch andere Systeme.

Ihre Bilder haben einen sehr eigenen Stil: kraftvolle Farben, starke Kontraste. Wie erzielen Sie diesen Stil? Wie schaffen Sie es, Ihre eigene Handschrift immer wieder abzurufen?

Ich glaube, ich kann gar nicht anders. Manchmal, bei freien Arbeiten, nehme ich mir vor, mal ganz anders zu fotografieren, als ich es sonst tue – und am Ende sieht das Ergebnis wieder nach mir aus. Ausbrechen will ich immer wieder, bin aber letztlich nun mal der Fotograf, der ich bin, und dies ist ja auch gut so.

Meine Kunden buchen mich ja genau dafür. So war es auch bei der neuen Kampagne für die Spielbanken Bayern. Hier hatte der Kunde eine genaue Vorstellung, die genau so ausschauen sollte: kraftvolle Farben und starke Kontraste. Es ist auch schon vorgekommen, dass mich Kunden angefragt haben, für eine Kampagne ganz normale Menschen zu porträtieren, aber im Stil von Celebrities. Das war für den Kunden zweisam.de der Fall, eine Partnerbörse für 50+.

Ich finde, das ist uns ganz gut gelungen – am Ende ist doch jeder Mensch ein Star.

Was passiert bei Ihnen alles in der Bildnachbearbeitung?

Es passiert schon einiges, aber ich mag es nicht, wenn ein Bild zu bearbeitet aussieht. Das gilt ganz besonders für Hauttöne. Bei ernstzunehmenden Porträts sollte man meiner Meinung nach ganz auf Beauty-Retuschen verzichten. Ich sage immer: Fakten bleiben stehen, Pickel dürfen gehen – das sind temporäre Erscheinungen, die nicht zur Persönlichkeit gehören.

In der Werbung sieht das natürlich etwas anders aus, zum Beispiel für meinen Parfum-Kunden „Philly & Phill“-Parfum. Hier werden die Bilder bearbeitet, aber auch hier vermeide ich es, dass die Haut totretuschiert wird und am Ende wie Wachs aussieht. Dieser Look, den man gerne in Magazinen verwendet, gefällt mir nicht.

Wenn ich die Zeit finde, bearbeite ich meine Bilder selbst mit Photoshop. Oder ich gebe die Bilder in eine Postproduktions-Firma und arbeite hier mit Partnern, die mich und meinen Stil kennen.

Man braucht als Fotograf einen langen Atem und festen Glauben an das, was man macht.

Frank Lübke

Wie würden Sie das Verhältnis aufteilen zwischen kreativer Arbeit. z. B. Foto-Shootings und Dingen wie Akquise, E-Mails und Co.?

Sehr gute Frage und das sollte sich jeder bewusst machen, der vor hat, Fotograf zu werden: ein Viertel Fotografie, ein Viertel Bildbearbeitung, ein Viertel Organisation und ein Viertel Social Media und Eigenwerbung. Finanzplanung und Buchhaltung habe ich rausgelassen, aber auch das muss gemacht werden und ist wichtig.

Sie haben bereits einige Ihrer Projekte angesprochen. Eines sticht heraus: Es heißt „Me, Myself and I“. Was hat es damit auf sich?

Auf den Bildern begegnen die porträtierten Personen ihrem anderem „Ich“. 2017 wurden die Porträts im Stern Magazin unter dem Titel „Mein geliebtes Ich“ ganzjährig wöchentlich als Fotokolumne veröffentlicht. Für das Projekt wurden bisher über achtzig prominente Persönlichkeiten porträtiert. Die Idee dahinter ist, dass wir in Familien hineingeboren werden – haben Freundschaften, Partnerschaften und Liebesbeziehungen, doch letztlich sind wir mit uns allein.

Unser bester Freund oder schlimmster Feind sind wir uns selbst. In den Bildern können die Menschen sich selbst in den Arm nehmen, flüstern sich etwas ins Ohr, schauen sich in die Augen oder singen zusammen ein Duett.

Ist das Projekt beendet?

Nein, das Projekt geht immer weiter. Es ist auch geplant, ein Buch zu produzieren, wenn ich den richtigen Partner gefunden habe. Auf Anfrage können „Me, Myself and I“-Porträt-Shootings gerne vereinbart werden.

Einfach mal vorbeischauen auf www.me-myself-and-i.com.

War dieses Projekt auch das erste, für das Sie prominente Personen fotografierten?

Mario Adorf, Helmut Berger, Rufus Beck waren die ersten bekannten Persönlichkeiten, die ich für „Me, Myself and I“ porträtiert habe – zu einem Zeitpunkt, als sich noch kein Magazin dafür interessiert hat. Es war eine freie Arbeit und ich bin den ersten Persönlichkeiten immer noch sehr dankbar für das Vertrauen und die Unterstützung.

Freie Projekte brauchen Unterstützer, sonst entsteht nichts. Das Stern Magazin hat dann 2017 die Kolumne gekauft, an dem Projekt hatte ich aber schon fünf Jahre gearbeitet. Man braucht als Fotograf schon einen langen Atem und festen Glauben an das, was man macht.

Der Fotograf

Frank Lübke arbeitet als Werbe- und Reportagefotograf für nationale und internationale Magazine, Werbeagenturen und Unternehmen. Daneben entwickelt er für Kunden Marken-Bilder-Welten, Key Visuals und ganze Kampagnen, wie z. B. für die Parfummarke „Philly & Phill“ oder die Schmuckmarke „Schmuckrausch“.

Seine Fotokolumne „Mein geliebtes Ich“ wurde 2017 ganzjährig wöchentlich im Stern-Magazin veröffentlicht und mit der GoSee Silber-Medaille ausgezeichnet sowie im internationalen Leica LFI-Magazin vorgestellt.

Lübke lebt und arbeitet in Berlin und München.

www.frank-luebke-photography.com

www.me-myself-and-i-project.de