Auch in diesem Monat haben wir wieder die 10 besten Fotos zu unserem monatlich wechselnden Wettbewerbsthema zusammengestellt: diesmal „Das Porträt“. Das Porträt gehört zu den ältesten Genres der Fotografie. Dennoch gibt es hier viel Neues zu entdecken. Das zeigen die Gewinnerbilder der DigitalPHOTO-Leser.
(Bild: Alexander Schmitt, Stuttgart)
Platz 1: Wasserkopf (Bild: Alexander Schmitt, Stuttgart) IDEE: Das Model bekommt eine Frisur aus Wasser – was eine surreal wirkende Szene entstehen lässt. GESTALTUNG: Die Wasserfrisur überzeugt mit Form und Farbe. Dazu trägt auch die Aufhellung von hinten über zwei der eingesetzten Systemblitze bei. TECHNIK: Ausgelöst wurde – in einem abgedunkelten Raum – über ein Mikrofon eines angeschlossenen Triggertraps V1. Es musste also komplett ruhig im Studio sein. Das Model mit geschminkter Glatze bekam einen Nagel aufgesetzt, der den Wasserballon zum Platzen brachte. Beleuchtet und eingefroren wurde die Szene mit vier Systemblitzen. Der vordere mit Beauty-Dish.
Platz 2: Schosshund (Bild: Markus Hertzsch, Berlin) IDEE: Der Fotograf macht den Hund zu einem Wachhund, der den Blick anzieht und gleichzeitig vom Model abhält. GESTALTUNG: Der Hund bekommt die größten Helligkeitswerte und lenkt so den Blick zunächst auf sich, bevor – unterstützt durch die Linien der Beine – man zum Kopf des Models blickt. TECHNIK: Model mit Hund vor dunkler Wand mit einem Systemblitz (vorgesetzte Softbox) fotografiert. Die Tapete wurde separat fotografiert und mit einer Vignette in Photoshop eingefügt.
Platz 3: Im Elfenwald (Bild: Bosse Erichsen, Kiel ) IDEE: Im Zauberwald mit waberndem Nebel und überirdischem Licht wirkt das Model wie ein fremdes Elfenwesen. GESTALTUNG: Die Zweiteilung des Bildes durch die Helligkeitswerte gefällt – links wird der Blick des Betrachters in die Tiefe des Waldes gezogen, während rechts das Model zu leuchten scheint. TECHNIK: Das Model wurde so im Wald fotografiert. Allerdings wurden Farben, die Helligkeitswerte und auch die Schärfentiefe digital bearbeitet. Auch der Nebel kam erst in Photoshop hinzu.
Platz 4: Spartanisch (Bild: Andreas Hosse, Mainburg) IDEE: Ein Männerporträt als Krieger aus der Antike. Ein griechischer Helm und etwas Ruß reichen dazu aus. GESTALTUNG: Die harte Umsetzung (Softbox weit entfernt, Makroobjektiv, Kontraste verstärkt) passt perfekt zu einem Krieger-Porträt. TECHNIK: Zwei Softboxen von vorn, damit der Helm nicht zu sehr abschattet. Die Augen sind verstärkt, aber im Original ebenfalls grün. Der Helm ist tatsächlich aus Metall, aber natürlich ein Nachbau.
Platz 5: Kecke Trauer (Bild: Peter Schuster, Remshalden) IDEE: Das Spiel mit dem Schleier – verdecken und zeigen zugleich – wird hier noch durch den Kontrast zwischen der Farbe der Trauer und den rot geschminkten Lippen verstärkt. GESTALTUNG: Schöner konzentrischer Aufbau des Bildes mit Zunahme der Helligkeitswerte von au§en nach innen und dem Auge in der Mitte. TECHNIK: Eine Octabox von vorn oben, schwarzer Karton als Hintergrund und leichte Verstärkung der Vignette in Adobe Lightroom.
Platz 6: Zsófie (Bild: Csaba Meszaros, H-Budapest) IDEE: Die Käseverkäuferin und ihr Käse: Der Fotograf verknüpft die junge Frau geschickt mit ihrem Produkt. GESTALTUNG: Das Foto lebt – neben dem Kniff, Käse und Sommersprossen zu verknüpfen – auch von der Ausstrahlung der jungen Frau. TECHNIK: Schnappschuss auf einem Markt in Veszprém in Ungarn mit vorhandenem (schwachen) Licht und deshalb erhöhtem ISO-Wert.
Platz 7: 140 Jahre (Bild: Wolfgang Miessner, München) IDEE: Das Posing aus einer Levis-Werbung (anlässlich des 140-jährigen Bestehens der 501) wird nachgeahmt – vor einer ebenso alten Grabplatte am Münchener Friedhof. GESTALTUNG: Gute Umsetzung der Kontraste bei der SW-Konvertierung. TECHNIK: Einfach bei Tageslicht ohne weitere Hilfsmittel fotografiert und in Photoshop zum Nachtporträt in Schwarzweiß umgewandelt.
Platz 8: 13 Seconds (Bild: Sebastian Schön, Mainz) IDEE: Teil einer Serie, in der der Fotograf Passanten auf der Straße anspricht und – innerhalb von 13 Sekunden, einem „fiktiven Zeitfenster“ – Fotos mit den immer gleichen Kameraeinstellungen macht. GESTALTUNG: Wie alle Bilder der Serie lebt auch dieses Foto vom Ausdruck des Porträtierten und dem leichten Einbezug der Umgebung. TECHNIK: Mit Vollformat und der Normalbrennweite 50 mm bei einer weit geöffneten Blende – das sorgt für die gefühlte Nähe.
Platz 9: Runde Wunder (Bild: Milana Kugler, Kirchberg) IDEE: Das Staunen über die einfachen Dinge fotografieren – mit einem kleinen Trick funktioniert es. GESTALTUNG: Die Positionierung von Kind und Seifenblasen ist ok. Allerdings wäre die Blickrichtung zur anderen Seite perfekt gewesen. TECHNIK: Bei der Familie zu Hause. Die Fotografin brachte lediglich einen Walimex-Blitz mit einer Softbox mit – und die Seifenblasen.
Platz 10: Halbe Blume (Bild: Fredi Scholze, Germaringen) IDEE: Das klassische Beauty-Porträt wird exakt geteilt. Über die Farbe werden Model und Blüte verbunden. GESTALTUNG: Ein schöner Dreiklang aus Mund, Auge und Blüte, wobei der Blick des Betrachters immer wieder an dem Auge hängen bleibt. TECHNIK: Ein Striplight von links als Beleuchtung und mit etwas mehr Raum fotografiert, um Reserven im Beschnitt zu haben.
Der Aufwand war groß: Bis das Foto von unserem ersten Platz „im Kasten“ war, vergingen mehrere Stunden und viele Liter Wasser mussten zunächst in Wasserballons gefüllt und anschließend wieder aufgewischt werden. Aber auch bei den anderen Platzierungen in diesem Wettbewerb zeigt sich, dass die Fotografen keine Mühe und keinen Aufwand scheuen, um ihre Porträts zu perfektionieren: Bei Platz 4 war zwar das Shooting schnell abgeschlossen, dafür wurde aber lange am Computer gearbeitet. Ebenso bei den Plätzen 2 und 7. Die Fotografen von Platz 3 und 10 zeigen, wie wichtig das vorherige Styling des Models für das Shooting ist. Ganz anders dagegen unsere Plätze 6 und 8: Beide leben als Reportageporträts von den Ideen der Fotografen und benötigten nur wenig Zeit für die Umsetzung. Während Platz 6 dabei auf einer spontanen Bildidee aufbaut, ist Platz 8 Teil einer Serie, die der Fotograf seit einiger Zeit mit großem Erfolg bearbeitet und die eine kontinuierliche Arbeit erfordert.
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