Leser-Wettbewerb: Im Genre der Nachtfotografie gibt es spannende Entwicklungen. Welche Varianten es in der „dunklen“ Fotografie gibt und wie hoch die Qualität von Nachtfotos ist, zeigen die Bilder der DigitalPHOTO-Leser.
Gewinner, Nachtfotografie (Bild: © Marius Vieth, Düsseldorf)
Platz 1: Wolkenbruch (Bild: © Marius Vieth, Düsseldorf) IDEE: Stadtreportage in der Tradition von Henri Cartier-Bresson. Ein Schnappschuss mit magischer Kraft! GESTALTUNG: Sehr gute Gestaltung der Tiefe mit der Flucht der Straßenbahn und den drei PKWs mit ihren Lichtern. Die Lichtreflexe des Regens, der Straße und der Straßenbahn wurden sehr gut erfasst. TECHNIK: Aus der freien Hand mit hoher ISO und weit geöffneter Blende. Beschnitt am Computer zum leichten Panoramaformat.
Platz 2: Höllentor (Bild: © Kai Kokott, Kiel) IDEE: Der Tunneleingang wird zu einem Feuertor, durch das die Fahrzeuge scheinbar hindurchrasen. GESTALTUNG: Gut gefallen die Reduktion der Farben und die Perspektive, die dem Bild die Tiefe verleiht. Dies unterstützen die oberen Linien. TECHNIK: Drei Einzelbilder: Einmal der Fotograf, der brennende Stahlwolle schleudert, dann die Linien der durchfahrenden Fahrzeuge und ein Bild mit dem Tunneleingang, der mit einer LED-Lampe erhellt wird.
Platz 3: Rosengarten mit Milchbogen (Bild: © Martin Schlosser, Nördlingen) IDEE: Nächtlicher Blick über den Tiroler Rosengarten. GESTALTUNG: Der Bogen der Milchstraße scheint das Gipfelkreuz mit einem geheimnisvollen Licht zu verbinden – dem Licht der Stadt Bozen, das von unten gegen die Wolken scheint. TECHNIK: Mit Stativ ein Panorama im Querformat; drei Bilder über-, sieben nebeneinander. Wegen der langen Anfertigungsdauer mussten die Sternpositionen weiter rechts in Photoshop korrigiert werden.
Platz 4: Feuerlaune (Bild: © Olaf Schieche, Hamburg) IDEE: Der Hamburger Hafengeburtstag aus hoher Perspektive – der Fotograf bekam Zugang zur Dachterrasse des Astraturms. Hier kann ohne Scheibe fotografiert werden. GESTALTUNG: Das etwas zu mittig positionierte Feuerwerk wird ergänzt durch Blickfänger links (Rauch) und rechts (Kreuzfahrtschiff). Die Farben sind etwas kräftig, aber diesem Motiv angemessen. TECHNIK: Kein HDR, sondern eine Einzelaufnahme vom Stativ aus.
Platz 5: Warten auf … (Bild: © Martin Gebhardt, Neuried) IDEE: Der inhaltliche Fokus liegt nicht auf dem hier porträtierten Mann, sondern auf der Situation des Wartens. Hier wird sie wie auf einer Theaterbühne präsentiert. GESTALTUNG: Sehr gute Lichtführung, im Original zu viel Raum links (hier im Abdruck leichter Beschnitt). TECHNIK: Nächtlicher Zufallsfund. Der Mitarbeiter der Pizzeria machte gerade eine Pause vor dem Laden. Perfekt belichtet.
Platz 6: Dombau (Bild: © Carsten Schröder, Tholey) IDEE: Der Kölner Dom wird perspektivisch korrigiert und mit gleichmäßigem Licht frontal abgebildet. GESTALTUNG: Fast perfekte Korrektur der Linien mit ausgewogenem Licht. TECHNIK: Wer schon einmal versucht hat, den Dom mit Weitwinkel zu fotografieren, weiß, dass hier mehr im Spiel ist: Es handelt sich um ein Hochformat-Panorama aus fünf Einzelaufnahmen, zusammengesetzt und korrigiert in Photoshop.
Platz 7: Sonnenbank (Bild: © Melanie Görg, Wilnsdorf) IDEE: Die Nachtaufnahme wird hybrid: Das Abendrot und der Sternenhimmel treffen hier aufeinander. GESTALTUNG: Sehr gut gefällt der Übergang zwischen dem Rot und dem Nachthimmel, aber auch die leuchtende Bank überzeugt als Blickfang. TECHNIK: Mit Langzeitbelichtung vom Stativ; um das Abendrot zu verstärken, wurde es in Photoshop weiter aufgehellt.
Platz 8: Kalte Nacht (Bild: © Manfred Voss, Scharbeutz) IDEE: Im Frühjahr hält auf den Lofoten die Blaue Stunde die ganze Nacht an. Die knapp unter dem Horizont stehende Sonne zaubert ein blaues Licht auf Eis, Meer und die Berge. GESTALTUNG: Sehr gut ist der Gegensatz zwischen den dunklen, harten Felsen und dem weich gezeichneten Eis und Schnee im Vordergrund. TECHNIK: Neun Hochkant-Fotos wurden zu einem Panorama montiert. Jedes einzelne Bild wurde über zwei Minuten belichtet.
Platz 9: Area 51 (Bild: © Hans-Jörg Wurzbacher, Koblenz) IDEE: Ein UFO landet auf dem Feld und ein geheimnisvolles Licht erhellt den Baum und die Feldpflanzen. GESTALTUNG: Das präzise gezeichnete UFO kommt durch das kühle Licht des Umfeldes gut zur Geltung. TECHNIK: Ein Rotationsgerät trägt mehrere Leuchten, die mit unterschiedlichen Farben bestückt sind. Der Baum und der Boden wurden im Anschluss mit LED-Lampen angestrahlt.
Platz 10: Man on Earth (Bild: © Karl Wagner, Halle) IDEE: Ironisches Selbstporträt in einem südkoreanischen Kino – der passende Film läuft gerade an. GESTALTUNG: Schönes Spiel mit Licht und Schatten. Gut ist die Flucht hin zur Kinoleinwand mit dem beherrschenden Licht im oberen Drittel. TECHNIK: Mit Selbstauslöser fotografiert. Der Fotograf sitzt in der Mitte. Der Filmtitel wurde mit Photoshop in die ursprünglich dunkle Leinwand montiert.
Fotopause war gestern. Heute ist die Nacht ein ebenso interessantes Spielfeld für Fotografen wie der Tag. Das liegt zum einen an den verbesserten Kameras – hochempfindliche Sensoren erlauben spontane Schnappschüsse auch nachts, wie bei unserem Platz 1 –, zum anderen aber auch an einer lebendigen Nachtfoto-Szene, die sich mit immer neuen Bildideen selbst befeuert. Gerade ist Lightpainting aktuell und die kreativen Fotografen bescheren uns Bilder wie die von den Plätzen 2 und 9. Was mittlerweile an nächtlichen Landschaftsaufnahmen technisch möglich ist, zeigen uns die Fotografen der Plätze 3, 7 und 8. Traditionelle Nachtaufnahmen wie Architektur (Platz 6) oder Event (Platz 4) haben weiterhin ihren Reiz. Ein ebenfalls interessantes Randthema der Nachtfotografie sind filmreife Inszenierungen (Platz 10) oder auch Reportagefotos mit ästhetischer Inszenierungskraft. Platz 5 ist hier ein überzeugendes Beispiel. Danke an alle Teilnehmer!
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