Landschaft war in diesem Monat das Thema für unser monatlich wechselndes Wettbewerbsthema. Von wegen langweilig! Auch in der Landschaftsfotografie gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Das zeigen die atemberaubenden Wettbewerbs-Bilder der DigitalPHOTO-Leser.
Platz 1: Der magische Bogen (Bild: Manfred Voss, Scharbeutz ) IDEE: Der Fotograf wollte alles vom Mesa Arch: Den ganzen Bogen, den kompletten Kontrastumfang, die vollen Farben. Und er hat alles bekommen. So atemberaubend haben wir den hunderttausendmal fotografierten Steinbogen in Utah selten gesehen. GESTALTUNG: Das Panorama ergibt sich von selbst, ebenso das Sonnenlicht links im Bogen. Sehr gut gefallen die Ausarbeitung der Kontraste und die nur leichte Verzerrung des Steinbogens. TECHNIK: Die einsam wirkende Szene entsteht, weil der Fotograf sich früh morgens einen Platz ganz vorn vor anderen Fotografen sicherte. Von hier aus entstand ein Panorama aus neun Hochformataufnahmen mit einer Brennweite von 24 mm. Jeweils fünf Belichtungen wurden pro Hochformat angefertigt, um die Kontraste über den ganzen Bogen hinweg bewältigen zu können.
Platz 2: Große Mauer (Bild: Gunther Riehle Kirchheim/Teck) IDEE: Gerade bei nicht optimalen Wetterbedingungen lassen sich gute Fotos machen – wie der Fotograf als Workshop-Leiter einer chinesischen Delegation direkt vor Ort bewies. GESTALTUNG: Tolle Staffelung der Berge mit schönen Verläufen, die durch harte Linien akzentuiert werden. Das Bauwerk bildet diese Linien perfekt nach. TECHNIK: Mit dem eigenen Amateur-Objektiv an einer vor Ort geliehenen Nikon D4. Minus-Korrektur der Belichtung um 2/3 Blende.
Platz 3: Waldlicht (Bild: Nicolas Roemmelt, A-Mieming) IDEE: Polar- und Mondlicht bilden zusammen die perfekte Beleuchtung für die kleine Lichtung in Finnland, knapp oberhalb des Polarkreises gelegen. GESTALTUNG: Das Polarlicht scheint der Form der Lichtung zu folgen. Umso besser, dass die Bäume Schnee und Polarlicht schön miteinander verbinden. TECHNIK: Mit Langzeitbelichtung, natürlich vom Stativ aus. Leichte Sternspuren sind bereits bei den 13 Sekunden Belichtungszeit sichtbar.
Platz 4: Wolkenkratzer (Bild: Jürgen Klust, Dachau) IDEE: Die schroffen Felsspitzen der französischen Westalpen kontrastieren mit weichen Wolken und sanften Schneefeldern. Leider kommt ein Kondensstreifen dazwischen. GESTALTUNG: Die kontrastverstärkende Umwandlung in Schwarzweiß unterstützt die Härte der Felsen. Der Himmel wurde gut umgesetzt. TECHNIK: Von der Aiguille du Midi auf über 3800 Meter Höhe aus fotografiert, freihand und Bearbeitung in Lightroom und Silver Efex.
Platz 5: Blaue Stunde (Bild: Ralph Goppelt, Theilenhofen) IDEE: Nebel von oben sorgt immer für eine märchenhafte Atmosphäre. Hier ist der Fotograf früh losgezogen, um das Foto von Sammenheim (Mittelfranken) zu machen. GESTALTUNG: Vor allem die Zweiteilung in warme und kühle Farben mit den gelben Tupfen überzeugt. TECHNIK: Langzeitbelichtung von 30 Sekunden und mit 75 mm Brennweite. Fotografiert vom Stativ aus.
Platz 6: Glühende Lavahöhle (Bild: Martin Schlosser, Nördlingen) IDEE: Die Lava in dieser Bucht auf Lanzarote ist längst erloschen – aber zur richtigen Jahres- und Uhrzeit fängt sie das Sonnenlicht ein und beginnt wieder zu leuchten. GESTALTUNG: Gut gefällt die Mitnahme des Vordergrundes. Nicht mittig, sondern versetzt aufzubauen war sicher die richtige Entscheidung. TECHNIK: Mit etwas längerer Belichtungszeit, die das spritzende Wasser verwischen lässt und so deutlicher herausarbeitet.
Platz 7: Punta San Vigilio (Bild: Michael Liebold, Gelsenkirchen) IDEE: Die Punta San Vigilio gehört zu den schönsten Orten am Gardasee – ist aber ohne Weitwinkel nur vom Boot aus zu fotografieren. Unser Fotograf fand eine andere Lösung. GESTALTUNG: Sehr dynamische Linienführung. Die verstärkten Farben sind Geschmacksache. Oben etwas mehr Luft wäre besser gewesen. TECHNIK: Nur mit Normalbrennweite ausgerüstet musste der Fotograf auf ein Panorama aus Hochformataufnahmen ausweichen. Gut!
Platz 8: Sanfter Winter (Bild: Helmut Plamper, I-Montefollonico) IDEE: Postkarten-artige Aufnahme aus der Toskana. Fotografiert bei winterlichem Nachmittagslicht in der Nähe von Pienza. GESTALTUNG: Sehr gut gefallen die Staffelung der Hügel und die Linienführung als Zickzackweg von links unten nach rechts oben. TECHNIK: Leider Schwächen in der Bildqualität (die Schärfe könnte unter diesen Bedingungen besser sein). Die Kamera ist übrigens aus dem Jahr 2003. (Sony DSC-828)
Platz 9: Palmwald (Bild: Martin Gebhardt, Neuried) IDEE: Wald zu fotografieren, gehört zu den größten Herausforderungen. Hier ein Palmwald, entdeckt auf Kuba, nicht weit vom Alexander-von-Humboldt-Nationalpark. GESTALTUNG: Mit guter Standortwahl, Ausarbeitung der Kontraste und engem Panoramaausschnitt ermöglicht der Fotograf den Blick auf Details und Gesamtbild zugleich. TECHNIK: Beschnitt eines Einzelbildes und Bearbeitung in Photoshop.
Platz 10: Einflug (Bild: Thomas Kaiser, Kappel-Grafenhausen) IDEE: Der Fotograf kennt die Landschaft und hatte das Foto seit längerer Zeit geplant – und dort sogar übernachtet. Die Vögel kamen überraschend vorbei und geben dem Foto so ein eigenes Thema. GESTALTUNG: Vögel und Baum sind sich ergänzende Kontraste bei einem Bild, das von seinen Verläufen lebt. TECHNIK: Als HDR-Panorama mit fünf mal fünf Hochformataufnahmen. Die Vögel wurden aus einer einzelnen Aufnahme eingefügt.
Während die Wildlife-, Akt- oder Porträtfotografie mit einem gewissen „Hipness-Faktor“ belegt werden und Stars aus der Szene jedermann bekannt sind, fristet die Landschaftsfotografie ein eher unbeobachtetes Dasein. Die aktive Schaffenszeit des letzten großen Meisters des Genres Landschaft – Ansel Adams – liegt bereits 60 Jahre zurück. Es sind überwiegend die Amateure, die heute der Landschaftsfotografie neue Impulse geben. Und das auch, wenn das Motiv schon viele Male fotografiert und immer wieder gezeigt wurde: Mit neuen Techniken und kreativen Ansätzen werden neue Bilder altbekannter Motive geschaffen. Das gilt für unsere Plätze 1 (neuer technischer Ansatz) und 2 (neuer kreativer Ansatz) genauso wie für Platz 6 und 7. Anders herum machen es unsere Plätze 4, 5, 9 und 10: Hier entstehen beeindruckende Fotos aus eigentlich unspektakulären und unbekannten Motiven. Gefragt waren hier Ausdauer, technische Kreativität und vor allem der „fotografische” Blick: Die Fähigkeit zu erkennen, ob, wie und wann eine Szene ein lohnendes Foto ergeben kann.
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