Multicopter sind längst mehr als Hobbyspielzeuge für Fotografen. Wir haben professionelle Drohnenpiloten und ihr Team bei der Arbeit begleitet. Unser Ziel: die Rallye-Weltmeisterschaft in Polen.
World Rallye Championship
Juli, 15 Grad Celsius, Nieselregen. Wir befinden uns im Norden Polens in Mikolajki. Mit rund 3.800 Einwohnern ländlich gelegen, findet hier der achte Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) statt. DJI ist mit von der Partie, um spektakuläre Luftaufnahmen während des Rennens zu erstellen. Der Startschuss der ersten Tagesetappe fällt bereits in den Morgenstunden. An der Strecke angekommen, präpariert Ferdinand Wolf, der verantwortliche Pilot, den aktuellen Profi -Multicopter DJI Inspire 2. Doch er nimmt die Luftbilder nicht alleine auf. Sein Job ist es, die optimale Flugroute zu finden. Für das Kamerabild und das Einfangen der Rallyewagen ist sein Partner, der sogenannte Gimbal-Operator verantwortlich. Er steuert die Kameraausrichtung. Bei der ersten Etappe haben wir Pech. Der Nieselregen wird stärker. Das ist für den Multicopter aus technischer Sicht zwar kein Problem, ermöglicht aber kein gutes Kamerabild.
Drohnen auf Highspeed
Das erste Auto rast mit ohrenbetäubendem Lärm an uns vorbei. Doch der Regen ist zu stark. Keine Chance auf professionelle Luftbilder. Ferdinand hält die Drohne dennoch bereit. Und tatsächlich: Der Regen lässt nach, und nun steigt der gut 3,5Kilogramm schwere und rund 7.000 Euro teure Hightech-Vogel in die Luft. Mit Fluggeschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometer pro Stunde dürfte es nicht schwerfallen, Rallywagen zu verfolgen. Doch weit gefehlt. Wenn Drohne und Rallyewagen auf Highspeed laufen, ist mehr als nur ein wenig Flugerfahrung nötig. Zwischen den Rallyefahrzeugen liegt ein Zeitfenster von rund drei Minuten. Zeit, um die Drohne auf den Boden zurückzuholen und Akkuleistung für den nächsten Flug zu sparen. Ist das Bildmaterial eingefangen, muss es schnell gehen. Ein Motorradkurier wartet bereits am Streckenrand, um die Bilddaten umgehend zum WCR-TV-Team bringen zu können. Ferdinand sagt, dass manchmal auch ein Helicopter die Festplatten abholt, wenn die TV-Crew die Luftaufnahmen noch schneller benötigt.
Interview mit dem Creative Director DJI Studio Europe
Ferdinand Wolf ist seit Ende 2015 Leiter des europäischen Filmteams von DJI. Auch bei der WRC in Polen steuerte der Profi den DJI Inspire 2 für spektakuläre Luftaufnahmen. Wir hatten die Gelegenheit für ein Interview.
Herr Wolf, wie sind Sie an den Job des Fotodrohnenpiloten bei DJI gekommen?
Ich habe schon als Kind eine Leidenschaft für Modellflugzeuge gehabt. Später habe ich als Fotograf gearbeitet und Informatik studiert. Kreativität und Technik konnte ich dann letztlich in meinem Beruf als Creative Director bei DJI gut kombinieren.
Wie bereiten Sie sich auf ein mehrtägiges Event wie die WRC in Polen vor?
Die WRC ist jedes Mal ein sehr spezielles Event. Deswegen bekommt jedes Kamerateam einen Assistenten an die Hand, der die Details der jeweiligen Rallye genau kennt. Es folgen Besprechungen mit anderen WRC-Filmteams. Zu meinem Team zählt auch der Gimbal-Operator, also ein Kameramann, der sich nur um das Kamerabild kümmert.
Wie funktioniert die Kommunikation zwischen Ihnen und dem Gimbal-Operator?
Wir überlegen uns an jedem Streckenabschnitt, wie die optimale Flugroute ist. Beim DJI Inspire 2 filmen wir mit Brennweiten von 12 bis 45mm (entspr. 24-90mm KB). Oft ist das Ziel, das Fahrzeug komplett im Bild zu haben, was bei langen Brennweiten und hoher Geschwindigkeit anspruchsvoll ist.
Was ist die größte Herauforderung für Sie bei einem Event wie der WRC Polen?
Das Timing! Es gibt keine zweite Chance. Der Weltmeisterschaftsführende setzt sich nicht nochmal in sein Auto und fährt den Streckenabschnitt entlang, weil ich ihn verpasst habe. Hier muss einfach alles stimmen: der richtige Abstand zum Wagen, die Fluggeschwindigkeit und vor allem die Sicherheit. Beispielsweise fliegen wir nicht über Menschenmengen oder kreuzen die Rallyestrecke kurz vor einem Fahrzeug.
Was muss ich mitbringen, um Drohnenpilot bei Events wie der WRC zu werden?
Man muss sehr viel Erfahrung mitbringen. Bei so einem Event dürfen nur die besten Piloten fliegen, damit neben tollem Bildmaterial vor allem die Sicherheit für die Rallyefahrer und die Zuschauer gewährleistet ist.