Das digitale Vollformat ist in der professionellen Fotografie praktisch unumgänglich. Mit der vierten Auflage der EOS 5D will Canon dem ewigen Widersacher Nikon nun wieder das Wasser abgraben. Doch wie schlägt sich das brandneue 30-Megapixel-Modell im Vergleich zur hochauflösenden Nikon D810? Wir haben zum Duell gebeten.
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Das Vollformat ist im Kommen, trotzdem bleiben hochwertige DSLR-Kameras aufgrund ihres Preises in aller Regel professionellen Fotografen vorbehalten. Dementsprechend müssen sie allerdings auch Profi-Funktionen bieten und natürlich die nötige Bildqualität liefern. Und um auf Reisen und im alltäglichen Außentermin-Trubel nicht zu sehr zur Last zu fallen, sollten sie ein kompaktes und robustes Gehäuse bieten. Mit der neuen EOS 5D Mark IV zieht Canon in diesem Bereich endlich wieder mit Nikon gleich: Die D810 ist bereits seit zwei Jahren am Markt – und schon der Vorgänger konnte mit einer enormen Auflösung von 36 Megapixeln punkten, während Canons EOS 5D Mark III nur mit 22 Megapixeln aufwartete. Diese Zeiten sind vorbei: Canon bohrt seinen Sensor kräftig auf. Den Kunden kommt das allerdings relativ teuer zu stehen.
Canon setzt auf Qualität
Satte 4.065 Euro ruft Canon für den Body der Mark IV als unverbindliche Preisempfehlung auf: viel Holz, wenn man bedenkt, dass Kameras dieser Klasse sich in aller Regel im 3.000-Euro-Bereich bewegen. So kostete die Vorgängerin, EOS 5D Mark III, 3.299 Euro, die inzwischen acht Jahre alte Mark II rief 2.249 Euro als UVP auf. Ein Grund für den Preisanstieg: Die EOS 5D Mark IV besitzt eine kleine technische Sensation. Der brandneue Dual-Pixel-Bildsensor mit zwei Fotodioden pro Pixel erlaubt nämlich das nachträgliche Verschieben des Fokus-Punkts. Das bedeutet: Wenn der Fokus im Moment der Aufnahme einmal nicht optimal trifft, kann der Fotograf den Fokus-Punkt in der Nachbearbeitung korrigieren. Das zwar nur im Mikro-Bereich – also wenige Zentimeter oder sogar Millimeter in der Tiefe –, aber ausreichend, um danebengegangene Schüsse zu korrigieren. Gleichzeitig beschleunigt das System die LiveView-Funktion und die Fokussierung beim Filmen deutlich. Das allein dürfte für viele Profi-Reporter bereits den Aufpreis rechtfertigen. Hinzu kommen Alltagsfunktionen wie GPS, WLAN und eine leistungsstarke 4K-Videofunktion, die zeigen, dass die neueste Auflage der 5D auf dem aktuellsten Stand der Technik ist – für Fotografen und Videografen gleichermaßen.
D810: Im besten Alter
Derlei technische Finessen hat die bereits etwas in die Jahre gekommene Nikon D810 natürlich nicht zu bieten: Sie ist eine grundsolide Profi-DSLR, deren größter Vorteil gegenüber der Canon EOS 5D Mark IV ihre noch immer deutlich höhere Auflösung ist: Die sechs zusätzlichen Megapixel bringen in der Praxis einfach einen Hauch mehr Spielraum beim Croppen und bei der Detailtreue. Ansonsten kann sie der neuen Canon allerdings nicht das Wasser reichen: GPS und WLAN fehlen genau wie eine 4K-Moviefunktion, zudem ist sie mit 880 Gramm reinem Gehäuse-Gewicht auch noch 10 Prozent schwerer als die neue Canon. Auch in Sachen Serienbild ist die Canon mit 7 Bildern pro Sekunde gegenüber den 5 B/s deutlich flotter. Beide setzen auf ein für den harten Alltag gebautes, solides Magnesium-Gehäuse.
Fazit
Eine Zeit lang fühlte es sich an, als würde die Entwicklung von Vollformat-Reportagekameras stagnieren: Die EOS 5D Mark III ist seit vier Jahren am Markt. Mit der Mark IV bringt Canon nun neuen Wind und beweist mit dem Dual-Pixel-RAW-Sensor und der großzügigen Ausstattung, dass durchaus noch Innovationen möglich sind. Technisch ist die neue EOS der D810 in jeder Hinsicht überlegen, trotzdem bleibt die Nikon eine grundsolide Kamera, die heute allerdings vor allem durch ihren vergleichsweise niedrigen Preis punktet.