Gefunden hat Diane Arbus ihre Motive meistens in den Straßen von New York. Ihre Porträtfotos vom Rand der amerikanischen Gesellschaft provozierten und trafen nicht bei allen Fotoliebhabern gleichsam auf Zustimmung – im Gegenteil: Bei ihrer ersten großen Ausstellung 1961 im „Museum of Modern Art“ wurden ihre Bilder sogar vom Publikum bespuckt.
Man wollte keine „Freaks“ oder Außenseiter sehen, schon gar nicht im Zusammenhang mit einer Fotoausstellung. Dabei sind es die Porträt-Bilder der 1923 geborenen Arbus, die die USA so treffend beschreiben, wie es kaum ein anderer Fotograf dieser Zeit schaffte.
Support Our Boys - Bomb Hanoi
Der Vietnam-Krieg im vollen Gange, fotografiert Arbus während einer Pro-Kriegsdemonstration in New York. Nicht die lautstarken Politiker und auch nicht die stolzen Veteranen haben es ihr angetan – Arbus fotografiert einen schüchternen Jungen mit Hut, dessen Gesicht unbefleckt von jeglicher Gewalt, symbolisch für die perfide Geschichte hinter den amerikanischen Kriegstreibern, steht. „Support Our Boy“ (Unterstützt unsere Jungs) und „Bomb Hanoi“ (Bombardiert Hanoi), steht auf zwei kleinen Ansteckern an seiner Jacke geschrieben.
Der Junge mit der Handgranate
Eine weitere Bild-Ikone schaffte Arbus 1962. Im Central Park lief ihr ein kleiner Junge entgegen, die Hosenträger seiner kurzen Hose nur über eine Schulter hängend. Aber es sind nicht die Hosenträger, die unsere Aufmerksamkeit erzielen, auch nicht unbedingt seine schiefe Kopfhaltung und sein fast manischer Blick – es ist die Handgranate, die der Kleine in seinen verkrampften Händen hält. Dass es sich um ein Spielzeug handelt, ist dabei fast zweitrangig – ein legendäres Bild.
Dem Werk von Diane Arbus widmet der Berliner Martin-Gropius-Bau eine umfangreiche Ausstellung, die noch bis zum 23. September zu sehen ist.
Diane Arbus
22. Juni bis 23. September 2012